Die Illustration zeigt das Gesicht des Derrick-Darstellers Horst Tappert. Darunter ist der Schriftzug der Krimiserie "Derrick" platziert.
SRG Deutschschweiz Ombudsstelle

Kritik an «G&G» über Horst Tapperts SS-Vergangenheit

Das Gesellschaftsmagazin «Gesichter & Geschichten» porträtierte zu Jahresbeginn fünf Persönlichkeiten, die 2023 ihren 100. Geburtstag gefeiert hätten. Am 17. Januar fiel die Wahl auf Horst Tappert, den Darsteller des Oberinspektors «Derrick» in der gleichnamigen Krimi-Serie. Eine Beanstanderin kritisiert dessen Ehrung und moniert, Tapperts Waffen-SS-Vergangenheit sei im Beitrag verharmlost worden. Die Ombudsleute geben ihr mehrheitlich Recht.

Nach Horst Tapperts Tod wurde bekannt, dass der beliebte «Derrick»-Darsteller im Zweiten Weltkrieg Mitglied der Waffen-SS gewesen war. Eine Beanstanderin findet es nicht angebracht, dass man solchen Leuten eine Plattform gibt und ihr Lebenswerk ehrt. Zudem kritisiert die Beanstanderin, dass Tapperts Mitgliedschaft in der Waffen-SS im Beitrag als «unschöne Fussnote» bagatellisiert worden ist.

Internationale Persönlichkeit

Die verantwortliche Redaktion weist darauf hin, dass in «G&G» Persönlichkeiten Eingang finden, die Herausragendes leisteten oder geleistet hätten und nationale sowie internationale Bekanntheit geniessen würden. Der Schauspieler Horst Tappert sei eine internationale Berühmtheit. Er habe über 20 Jahre lang in «Derrick» mitgewirkt, die Krimi-Serie sei in mehr als 100 Ländern ausgestrahlt worden. Ein Verzicht auf Tappert hätte für die Redaktion eine Wertung bzw. Zensur bedeutet.

Fehler eingeräumt

Die «G&G»-Verantwortlichen betonen, dass man im Beitrag auf Tapperts SS-Vergangenheit hingewiesen und sie nicht einfach totgeschwiegen habe. Sie räumen dabei jedoch Fehler ein und entschuldigen sich dafür. So habe man Tapperts Zugehörigkeit zur Waffen-SS im Konjunktiv formuliert («soll im Zweiten Weltkrieg Mitglied der Waffen-SS gewesen sein»), statt sie als Tatsache darzustellen. Zudem kann die Redaktion die Kritik an der Wortwahl «unschöne Fussnote» nachvollziehen, mit der Tapperts Vergangenheit bezeichnet worden ist. Damit habe man die dunkle Seite im Leben eines Mannes bezeichnen wollen, der als Figur «Derrick» und als Privatperson weltweit grosse Achtung genossen habe.

Achtung der Menschenwürde

Die Ombudsleute zeigen Verständnis dafür, Horst Tappert als «Derrick»-Legende in die «G&G»-Reihe aufzunehmen. Der Schauspieler habe während Jahrzehnten ein Millionenpublikum erreicht. Einig sind sich die Ombudsleute mit der Beanstanderin in der Kritik an der Verwendung des Konjunktivs und der Wortwahl «unschöne Fussnote». Es gehöre zur journalistischen Sorgfaltspflicht, die Vita von Persönlichkeiten und eine sehr unrühmliche Vergangenheit genau zu recherchieren. Mit der Bezeichnung «Fussnote» sei die Zugehörigkeit zur Waffen-SS unzulässigerweise als Nebensächlichkeit interpretiert worden.

Deshalb sehen die Ombudsleute Art. 4 Abs. 1 des Radio- und Fernsehgesetzes über die Achtung der Menschenwürde verletzt.

«Gesichter & Geschichten» vom 17. Januar 2023

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Beitrag: «Horst Tappert wäre 100 geworden» (ab Timecode 7:24)

Schlussbericht Ombudsstelle Nr. 9113


Text: SRG.D/dl

Bild: SRG.D/Illustration Cleverclip

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