Play Suisse: eine Erfolgsgeschichte, mit zusätzlichem Potenzial

Die Lancierung einer eigenen Streaming-Plattform der SRG, also sozusagen der Aufbau eines Schweizer «Netflix», wurde in den Gremien der Mitgliedschaft anfänglich mit einigem Vorbehalt aufgenommen. Es schien doch ein sehr grosser Plan zu sein.

Anderthalb Jahre nach der Einführung sind diese Bedenken zerstreut: Mit über einer halben Millionen angemeldeter Benutzerinnen und Benutzer hat Play Suisse die Erwartungen der SRG übertroffen. Inzwischen sind über 3000 Titel verfügbar, dies aus den Kategorien Spielfilm, Serien und Dokumentationen. Die besondere Leistung der SRG ist das Zusammenführen der Produktionen aus allen vier Sprachregionen, jeweils mit den erforderlichen Untertitelungen. Dieses Angebot wird genutzt: Rund ein Viertel der Abrufe erfolgt mit aktivierter Untertitelung, knapp die Hälfte der Nutzerinnen und Nutzer konsumieren nicht nur Inhalte aus der eigenen Sprachregion.

Bemerkenswert ist auch, dass das Publikum nicht nur die aktuellen Produktionen wie etwa «Neumatt» oder «Tschugger» häufig abruft, sondern auch den «Bestatter» oder historische Filme aus der Schwarz-weiss-Zeit des Schweizer Fernsehens.

Noch ist nicht alles ideal: Der grösste Mangel ist zweifellos, dass Play Suisse nur auf der Plattform des grössten Schweizer TV-Anbieters Swisscom verfügbar ist. Bei den anderen grossen überregionalen Anbietern UPC und Quickline hingegen ist die Aufschaltung nach wie vor nicht erfolgt. Auf eine Nachfrage an der Delegiertenversammlung der SRG erklärte Generaldirektor Gilles Marchand, dass die Strategie tatsächlich darauf ausgerichtet war, schnell auf der Swisscom-Box verfügbar zu sein. Die Aufschaltung bei UPC und Quickline sei ebenfalls vorgesehen, allerdings sei bis zur Umsetzung noch Geduld nötig; Marchand sprach von 2 bis 3 Jahren, die es dauere, bis Play Suisse auch auf diesen Boxen verfügbar sei.

An der Generalversammlung der SRG Aargau Solothurn kritisierte ein Mitglied zudem, dass Play Suisse nur für angemeldete Nutzerinnen und Nutzer verfügbar ist. Die SRG begründet dies mit den Mehrwerten wie Personalisierung und lokale Unabhängigkeit. Für das Mitglied, das die Frage stellte, ist es jedoch unbegreiflich, dass Personen ohne E-Mail-Adresse Play Suisse nicht nutzen können.

Schliesslich kommt es immer wieder zu Verwirrungen, da Play Suisse und Play SRF schwer auseinanderzuhalten sind. Während Play Suisse als Streamingdienst ein umfangreiches Filmangebot aus allen vier Sprachregionen zeitunabhängig zur Verfügung stellt, ist Play SRF darauf ausgerichtet, die Sendungen von Radio und Fernsehen SRF live oder zeitversetzt zu konsumieren. Diese Unterscheidung ist allerdings vielen Nutzerinnen und Nutzern unklar, wie zahlreiche Anfragen zeigen.

Text: Peter Moor-Trevisan, Präsident SRG AG SO