Susanne Hasler während einer virtuellen PR-Sitzung

Publikumsrat: Im Dialog mit den SRF Programmverantwortlichen

Der Publikumsrat der SRG Deutschschweiz erfüllt mit seinen Programmbeobachtungen und den daraus resultierenden Rückmeldungen an die Programmschaffenden eine zentrale Aufgabe der Trägerschaft: er nimmt eine Brückenfunktion zwischen Publikum und Unternehmen SRG wahr. Ein Erfahrungsbericht über die Arbeit im Publikumsrat von Susanne Hasler, der abtretenden Präsidentin des Rats.

Als Vertreterin der SRG Aargau Solothurn durfte ich in den vergangenen vierzehneinhalb Jahren Mitglied des Publikumsrats der SRG Deutschschweiz sein, davon acht Jahre als Mitglied des Leitenden Ausschusses und die letzten vier Jahre als Ratspräsidentin. Hier nun, so quasi als Rückblick auf meine Amtszeit, ein paar Gedanken zur Arbeit des PR.

Seit 1992 gibt es den Publikumsrat und inzwischen ist er ein gut etabliertes, unabhängiges Gremium, das die Programmarbeit und Programmentwicklung von SRF kritisch begleitet. Er beobachtet Angebote von SRF und gibt den Programmverantwortlichen an seinen zehn Sitzungen pro Jahr konstruktiv-kritische Feedbacks dazu. Immer wieder habe ich während meiner Amtszeit, immer von Aussenstehenden, gehört, dass sie noch nie etwas von diesem sogar in der Konzession der SRG geforderten Rat gehört hätten. Zwar informiert der Publikumsrat jeweils nach seinen Sitzungen über die Kommunikationskanäle der SRG Deutschschweiz über seine Beobachtungen, aber diese Berichte finden nur ausnahmsweise den Weg in die Medien, nämlich insbesondere dann, wenn negative Kritik an Personen geäussert wird.

Berichte und Videos zu den PR-Beobachtungen

Der Publikumsrat tagt

Während die Arbeit des Publikumsrat von SRF ernst genommen und geschätzt wird, so gibt es von Aussenstehenden ab und an Kritik dazu. So stellte man mir verschiedentlich zu Recht die Frage, ob in der heutigen Zeit das Feedback des Publikumsrats nicht überflüssig sei, weil mit verschiedenen digitalen Instrumenten wie Social Media und Kommentarfunktion das Publikum doch direkte Rückmeldungen an die Redaktionen übermitteln könne. Ich finde es nicht sinnvoll, die beiden Formen von Feedback gegeneinander auszuspielen. Vielmehr sind beide wertvolle Instrumente, welche die Redaktion zu kritischer Selbstreflexion anregen sollen. Direkte Rückmeldungen aus dem Publikum erfolgen vielfach spontan und sind somit eher zufällig. Demgegenüber sind die institutionalisierten Beobachtungen des Publikumsrats sehr umfassend und vertieft, in schriftlichen Berichten dokumentiert und werden mit den Programmverantwortlichen intensiv diskutiert. Auf diese Weise ist ein kontinuierlicher Diskurs über das Angebot von SRF gewährleistet.

Kritische Bemerkungen ergeben sich auch immer wieder angesichts der Tatsache, dass der Publikumsrat ein rein konsultatives Gremium ist und somit über keine Weisungsbefugnis verfügt. Sehr rasch wird gefolgert, dass so nichts bewirkt werde, insbesondere, wenn die Rückmeldungen nicht scharf daherkämen. Ich halte dann jeweils dagegen, indem ich aufzeige, dass die Programmverantwortlichen meist ein grosses Interesse an konstruktiv-kritischen Rückmeldungen zeigten, im Wissen darum, dass so einerseits deutlich wird, warum ein Angebot nicht bei allen ankommt und andererseits Optimierungspotenzial aufgezeigt wird.

Eine weitere immer mal wieder geäusserte Kritik zielt auf eine ungenügende Repräsentativität des vielfältigen Publikums im Rat. Die 26 Mitglieder des Publikumsrats kommen aus allen Regionen der Deutschschweiz und haben unterschiedlichste Backgrounds. Damit sollen sich möglichst vielfältige Stimmen zu den Programmangeboten von SRF äussern und eine gewisse Repräsentativität gewährleistet werden, auch wenn klar ist, dass der Rat das Publikum nicht eins zu eins abbilden kann. In Anbetracht der Tatsache, dass zukünftig die Angebote von SRF noch stärker auf bestimmte Zielgruppen zugeschnitten werden, wird der Publikumsrat sich überlegen müssen, wie er authentische und damit glaubwürdige Feedbacks geben kann. Eine Möglichkeit wäre ein punktueller Einbezug von Aussenstehenden, so wie es bereits mehrmals praktiziert wurde.

Ganz generell wird sich mit der angestossenen digitalen Transformation von SRF und dem dadurch veränderten Angebot auch die Organisation und die Arbeit des Publikumsrats weiterentwickeln müssen. Es gilt sicherzustellen, dass der Rat seine Aufgabe als Feedbackgremium weiterhin kompetent und glaubwürdig wahrnehmen kann. Und eines ist sicher: Die Arbeit im Publikumsrat wird spannend bleiben.

Text: Susanne Hasler, Präsidentin des Publikumsrates bis Ende 2020

Bild: zvg SRG.D