Ich wollte etwas bewegen – Abschied mit einem weinenden und einem lachenden Auge

Nach 10-jähriger Mitgliedschaft im Vorstand der SRG AG SO verabschiede ich mich von Ihnen mit einem kurzen Rückblick.

Der Aufruf, sich im Vorstand der SRG AG SO zu engagieren, erreichte mich, als ich damals das Amt des Vize-Präsidenten der BDP Kanton Solothurn innehatte. Gründe der Aufnahme waren jedoch weniger meine politische Gesinnung als meine berufliche Vergangenheit. Einerseits war ich in den goldenen 80er Jahren Marketingchef der Basler Zeitung. Andererseits tat meine derzeitige Betätigung als selbständiger Verleger wohl zusätzlich das ihre. Wichtig war auch, dass ich im solothurnischen Sendegebiet der Nordwestschweiz wohnhaft bin und man sich daher auch Inputs aus einem Gebiet erhoffte, das den Blick eher nach Basel als nach Solothurn oder Aarau gerichtet hat.

Der Vorstand teilte mir das Betätigungsfeld «Mitglieder» zu. Dazu hatte ich mir viel vorgenommen und zum Ziel gesetzt, die relativ starre Vereinsstruktur zu öffnen und die Stärke und Unabhängigkeit von SRG/SRF nachhaltig zu stützen. Anlass dazu gaben die enormen Anstrengungen des Vereins, den Mitgliederbestand zu steigern und zu verjüngen, was nur marginal gelungen ist. Vereinsstrukturen sind offenbar nicht mehr in Mode und ich bin der Meinung, dass grundsätzlich jeder die Radio- und Fernsehgebühren zahlende Haushalt ein potenzielles Vereinsmitglied sein müsste. Also alle, wie es in der Unternehmensstrategie der SRG von 2016 explizit festgehalten wurde.

Der Bevölkerungsentwicklung und dem gesellschaftlichen Wandel folgend, sollten die Regionalgesellschaften durch ihre Angebote eine gute Durchmischung des Mitgliederbestands erreichen, und insbesondere auch junge Leute und Menschen mit Migrationshintergrund gewinnen. Es ging also um die Verankerung des Unternehmens und des Service Public in der Öffentlichkeit. Nicht zuletzt auch wegen der anhaltenden Diskussionen um die Sendegebühren.

Die Idee des damals vorgestellten Marketingkonzeptes war, den Verein SRG AG SO zu einem Forum von SRF-Interessierten umzustrukturieren, womit ein überwiegender Teil der Haushaltungen dieser Institution angehört hätte, um am öffentlichen Diskurs zu Medienpolitik, Kultur und vielen weiteren Themen aktiv Anteil nehmen zu können. Ein Mitgliederbeitrag, zusätzlich zu den Radio- und Fernsehgebühren, wäre dabei entfallen. Dem Öffentlichkeitsanspruch von SRG/SRF wäre damit entsprochen worden.

Leider kam dieser Vorschlag bei den übergeordneten Gremien der SRG nicht gut an und wurde verworfen. Die No-Billag-Abstimmung wurde knapp abgelehnt – die SRG hatte nochmals Glück gehabt. Eine erneute Volksabstimmung zu diesem Thema steht aber bevor und ich fürchte, dass es diesmal noch schwieriger wird, die Bevölkerung auf die einmaligen Werte der SRG, den unabhängigen Journalismus, einzustimmen, wenn der Kontakt zur breiten Basis, den Hörer:innen und Fernsehkonsument:innen der Schweiz, weiterhin nur über verknorzte Vereinsstrukturen erfolgt. Das von der SRG AG SO angestrebte Konzept eines WIR-Gefühls der SRF-Nutzer:innen wäre die Chance gewesen, als repräsentative und ernst zu nehmende politische und kulturelle Kraft in unserem Land wahrgenommen zu werden. Ein solches Zusammengehörigkeitsgefühl könnte bei solchen Abstimmungen in Zukunft eine entscheidende Rolle spielen.

Aber was noch nicht ist, kann ja noch werden und ich freue mich, bei diesem Prozess einer visionären Mitgliedschafts-Struktur mitgewirkt haben zu dürfen.

Ich werde die kollegiale Verbindung und Zusammenarbeit im Vorstand der SRG AG SO vermissen und wünsche dem neuen Team Durchsetzungskraft und Erfolg. Auch wenn die aargauischen und solothurnischen Gebiete der Nordwestschweiz weiterhin eher am regionalen Programm der SRG Basel interessiert sein dürften – ich werde weiterhin einen Blick haben auf das, was es aus dem Gebiet Aargau-Solothurn zu berichten gibt.

Text: Dominique-Charles R. Oppler, Vorstandsmitglied