«It’s all about the money?»

Im Krisenjahr 2020 drehte sich in der Schweizer Medienlandschaft vieles ums liebe Geld. Mittendrin: die SRG, die vor der Herausforderung stand, unter Spardruck die digitale Transformation voran zu bringen.

«Erst hatten wir kein Glück, und dann kam auch noch Pech dazu.» Dieses Fussballer-Zitat passt ganz gut zur Situation der Schweizer Medien im Corona-Jahr 2020. Hatten die Medien schon vorher mit erheblich sinkenden Werbeeinnahmen zu kämpfen, verschärfte die Pandemie die Lage zusätzlich. Die Mediendiskussion 2020 war deswegen geprägt von der Frage, wer wie viel aus dem Unterstützungstopf des Bundes oder von den Überschüssen der nicht verteilten Serafe-Gebühren bekommt. Kurzarbeit, Homeoffice, Covid-Nothilfe – all dies gehörte auch in der Medienbranche zum Alltag.

Sparen und investieren
Schon 2019 fuhr die SRG einen Verlust von über 22 Millionen Franken ein. Der selbst verordnete Sparbetrag von 50 Millionen bis 2024 verlangte beispielsweise für 2020 im Sportbereich Einsparungen von einer Million Franken, die man unter anderem durch eine effizientere Produktion erreichen wollte. Wer Sport geschaut hat, dem ist sicher aufgefallen, wie oft nun Liveübertragungen aus dem Studio in Zürich kommentiert wurden und die Grösse der SRF-Teams reduziert wurde. Und dann kam Corona. Grossanlässe wie die Fussball-Europameisterschaft und die Sommer-Olympiade in Tokio fielen aus – und damit entfielen budgetierte Werbeeinnahmen in Millionenhöhe.
Der Umbau von SRF unter Spardruck löste bisweilen Kontroversen aus: Auf der einen Seite werden etliche Stellen gestrichen, auf der anderen neue «digitale Jobs» geschaffen. Dort wird jeder Rappen zweimal umgedreht, hier in grossem Stil gebaut und in neue Studios investiert.

Streichen und kreieren
SRG-Direktorin Nathalie Wappler fuhr ihre Transformationsstrategie «SRF 2024» derweilen unbeirrt fort. Die Zeichen der Zeit weisen auf die notwendige Digitalisierung des Programmangebots hin. Die (angekündigte) Streichung von Fernseh- und Radiosendungen wie «Eco», «Sport aktuell» oder «52 beste Bücher» aus dem linearen Programm führten dabei erwartungsgemäss zu Protesten von Stammpublikum und Politik. Neue, reine Onlineformate stiessen nicht überall auf Gegenliebe. Die Umbaupläne sind ambitiös, mit vielem muss erst noch zum Publikum gefunden werden. Aber die Gründe für die Digitalstrategie liegen auf der Hand: der rasante Medienwandel, der Spardruck, das Erreichen des jungen Publikums. Menschen unter 45 Jahren werden derzeit von SRF eher schlecht bedient und sitzen ohnehin schon lange nicht mehr vor dem Fernsehgerät. Will man junge Menschen zu SRF-Usern machen, muss man dorthin, wo diese Medien konsumieren. Die noch zu diskutierende Frage spielt sich auf der inhaltlichen Ebene ab: Welches digitale Portfolio im Sinne des Service public soll SRF haben, wie grenzt man sich von den privaten Medien ab? Diese Diskussion wurde in der Schweizer Medienlandschaft allerdings auch schon vor der Erfindung von Youtube geführt. Eine spürbare Erweiterung des digitalen Service public war im Herbst die Lancierung der Streamingplattform «play suisse» mit Serien, Filmen und Dokumentationen aus allen SRG-Regionen.

Unterstützen und fördern
In einem schwierigen Jahr waren auch gute Nachrichten aus Bern zu vernehmen: Der Bundesrat erhöhte den nach der «No Billag»-Abstimmung plafonierten Gebührenanteil der SRG um immerhin 50 Millionen; auch private Medien bekommen künftig mehr Geld aus dem Topf.

Und für uns Medienkonsumenten wird die jährliche Serafe-Gebühr aufgrund des Gebührenüberschusses um 30 Franken gekürzt. Im Parlament ging es zwar langsam, aber stetig vorwärts mit Beschlüssen zur direkten und indirekten Medienförderung. Künftig sollen auch Onlinemedien gefördert werden.

In der Coronakrise wurde klar, wie demokratiepolitisch wichtig und damit systemrelevant Medien sind, denen die Bevölkerung vertraut: Seit Mitte Februar verzeichnete SRF steigende Nutzerzahlen. Besonders stark nachgefragt wurden verlässliche Informationen. Die Quoten von News- und Informationssendungen wie der «Tagesschau» stiegen stark an.

Rolf Schöner
Ressort Medienpolitik und -kritik