SRF Kultur in der Ostschweiz

Die Programmkommission befasste sich an ihrer Sitzung vom November mit der Kulturberichterstattung von Schweizer Radio und Fernsehen. Im Austausch mit Nathalie Wappler, Leiterin Abteilung Kultur SRF, standen Produktionen mit Bezug zur Ostschweiz zur Diskussion.

Von den «Sternstunden» zu den «Simpsons»
«Guter Service public vereint die verschiedenen Kulturbegriffe. Alles, was in der Welt entsteht an Schönem, Wahrem und Nützlichem. Eine rein elitäre Kultur schliesst Menschen aus. Kultur soll aber für alle Menschen alltäglich sein. Gerade in der heutigen komplexen, Themen überschreitenden Welt hat die Kultur eine besondere Sinnhaftigkeit.» Nathalie Wappler

Die Programmkommission diskutierte diesen breit gefassten Kulturbegriff, zu dem SRF so vieles zählt wie Swiss Satellite Radios, SRF 2 Kulturradio, Serien, die Simpsons, Barock, Wissenschaft, Literatur wie auch das Wort zum Sonntag. Dieser Auslegung könnte man Beliebigkeit vorwerfen. Die Kulturchefin entgegnete, dass nur mit dieser Vielfalt breite Bevölkerungskreise angesprochen werden können. «SRF Kultur bietet für jeden etwas. Damit ist sie eine der wichtigsten Legitimationen des Service public». Ein besonderes Merkmal der in Basel domizilierten Kulturabteilung besteht darin, dass sie bereits konsequent konvergent arbeitet. Dies ist wichtig für die langfristige Themensetzung und trimediale Planung, so Wappler.

Vielseitige Ostschweiz
Der Ostschweiz attestierte sie eine vielfältige und eigenständige Kultur. Sie erläuterte aber auch, wie anspruchsvoll es ist, möglichst viele und gute Themen aus den Regionen zu koordinieren und auf dem «Radar» zu behalten. Sie betonte jedoch, dass Randregionen nicht benachteiligt werden. Eine engere Zusammenarbeit mit den Regionalstudios würde sie trotzdem begrüssen. Als weitere gute Möglichkeit für eine bessere Beachtung der Ostschweiz empfahl Nathalie Wappler, Filmförderung als Standortmarketing zu nutzen. Die Ostschweizer Kantone sollten es andern Regionen gleichtun und Filme, deren Produktion bekanntlich sehr teuer ist, finanziell unterstützen. Luzern mit dem Tatort diente als Vorbild für eine enorm wirksame Inszenierung.

Programmbeurteilung
Mit dem Spielfilm «Akte Grüninger» und der anschliessenden Reportersendung konnte sich die Ostschweiz im Jahr 2014 bereits gut in Szene setzen. Die Programmkommission, die auch konkrete Kulturbeiträge der letzten Zeit mit Nathalie Wappler diskutierte, beurteilte den Film als ideale Kombination zwischen Fiktion und Dokumentation, mit den richtigen Schauplätzen und Protagonisten. Eine gute Bewertung erhielt sodann die Serie «Barock mon amour». Es sei ein gelungenes Experiment gewesen, den Barock in die Gegenwart und ins Bewusstsein der Bevölkerung zu bringen. Die «Schnabelweid» wurde ebenfalls positiv bewertet, wirke allerdings teilweise behäbig. Im Vergleich zu den deutschen Versionen komme der Schweizer «Tatort» etwas bieder daher, meinte die Programmkommission. Man arbeite daran, bestätigte Nathalie Wappler. Mit nur zwei Ausgaben pro Jahr sowie – föderalistisch korrekt – mit ständig wechselnden Produktionsfirmen und Autoren, sei die wünschenswerte Professionalität aber erst nach und nach zu erreichen.

11. Dezember 2014 / Monika Gessler, Hildegard Jutz

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