Mein erstes Jahr im Publikumsrat

Seit einem Jahr bin ich Mitglied im Publikumsrat der SRG Deutschschweiz. Von Notizen abgesehen, hat sich mein Konsumverhalten aber kaum verändert. Den Literatur-Podcast «Zwei mit Buch» hörte ich beim Joggen, das «Tagesgespräch» morgens im Tram, «Dini Mundart Schnabelweid» unterhielt mich beim Aufräumen und bei Fernsehformaten ist weiterhin meist das Handy in der Hand. Serien schaue ich oft grad am Stück. Soviel Realität muss sein.

Erst beim Verfassen des Berichts bin ich am Reflektieren. Da arbeite ich konzentriert. Es ist mir wichtig, nachvollziehbar und konstruktiv Feedback zu geben.

Einmal im Monat treffen wir uns im Zürcher Fernsehstudio mit den Programmschaffenden und tauschen uns aus. Der Rat, etwas grösser als eine Schulklasse, ist bewusst eine bunte Truppe. Gut, werden unsere Voten in Gesamtberichten gebündelt. Auch sind wir in thematische Arbeitsgruppen unterteilt. Ich beobachte in den Sparten «Kultur» und Radio «SRF 1/News/Musikwelle».

Die Aufgabe ist bereichernd, der Austausch spannend, die anderen Perspektiven erhellend. Nicht zuletzt ist es aber auch eine Verantwortung – wir tragen dazu bei, die Qualität der SRF-Programme und des Service public zu sichern. Der Publikumsrat vertritt schliesslich die Interessen der Zuschauerinnen und Zuschauer und bringt deren Perspektiven in die Diskussionen mit ein. Sprechen Sie mich also gerne an, wenn Sie mich das nächste Mal bei einer Veranstaltung sehen und Anliegen oder Fragen haben.

Weiterführende Informationen zur Arbeit und Zusammensetzung des Publikumsrats finden Sie auf der SRG.D-Website. Auch können Sie dort nachlesen, was wir in den vergangenen Monaten beobachtet haben. Im Folgenden nur ein kurzer Überblick über das vergangene Jahr:

Der Publikumsrat hat sich 2022 insbesondere neuen Formaten gewidmet, die für ein jüngeres Publikum konzipiert wurden – «rec.» z.B. und die zusammengehörenden «SRF Investigativ» und «SRF Impact». Ersteres hat den Publikumsrat mit seiner Themenvielfalt und -aktualität erfreut. Zudem überzeugten die Q&As, die gerne Schule machen dürfen. Insgesamt hätte sich der Rat aber mehr Einordnung und Analyse gewünscht. Und es wurde intensiv über die Gratwanderung zwischen Betroffenheit und journalistischer Distanz diskutiert.

«SRF Investigativ» und «SRF Impact», zwei neue Reportageformate für YouTube und Instagram, gehen bereits mit gutem Beispiel voran. Sie schaffen es, Themen in kurzer Zeit und mit Nähe zum Publikum, aber dennoch mit genug journalistischer Distanz zu behandeln. Überhaupt wird das Potenzial gesehen, gemeinsam mit dem SRF-Publikum zu wachsen.

Auch die Totalauffrischung von SRF Virus sowie die Neuausrichtung der Fernsehsendung «Puls» wurden mit Interesse verfolgt; der Publikumsrat hebte besonders «Puls kompakt» lobend hervor, mit dem SRF ein Format für ein jüngeres Publikum geschaffen hat.

Ein weiterer Fokus lag auf dem Sport. Das verdankte er dem Fussball: Sowohl die Frauen-EM im Juli als auch die Männer-WM im Dezember wurden intensiv verfolgt und gut aufgenommen. Ob SRF die Kontroversen rund um das Gastgeberland Katar adäquat darstellte, darüber konnte sich der Rat bis zum Schluss nicht einigen. Während der Frauen-EM wurden insbesondere die Fussballexpertinnen im SRF-Studio gelobt, die für ein ausgewogeneres Geschlechterverhältnis und spannende Analysen sorgten. Der Publikumsrat ist der Meinung, dass SRF unbedingt am Frauen-Fussball dranbleiben muss – eine gesellschaftspolitisch relevante Förderung und Unterstützung, ganz im Sinne des Service public.

Ladina Darnuzer, Mitglied des Publikumsrats SRG.D und Vorstandsmitglied der SRG Region Basel

> zur Übersicht