Nacht der Korrespondenten
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Nacht der Korrespondenten: So unterschiedlich die Länder, so ähnlich die Aussagen

An der Nacht der Korrespondenten am 2. Juni konnten Interessierte die SRF-Korrespondenten aus der Türkei, den USA und Russland kennen lernen und ihnen alle möglichen Fragen stellen. In verschiedenen Gesprächen brachten Ruth Bossart, Christof Franzen und Beat Soltermann dem Publikum ihre spezielle Situation und herausfordernde Aufgabe näher.

Von Sonja Gambon

Russland: „Am Nachmittag ist Krieg.“

Schon seit über zehn Jahren berichtet Christof Franzen aus Russland. Er erinnert sich gut zurück: Seit dem Mord an Anna Politkowskaja, was für ihn ein „riesiger Schock“ gewesen sei, arbeitet Franzen als Russland-Korrespondent für SRF. Heute beschäftigen ihn in seinem bewegten Alltag vor allem drei Themen: Die andauernde Korruption und die Kriege, in die Russland verwickelt ist, und als unangenehme Konsequenz davon die damit verbundene Propaganda. Doch besonders die kulturelle Vielfalt liegt ihm am Herzen – und stürzt sich auch mal mitten in die Geschehnisse rein, wie er in einem Beitrag zeigt.

USA: „Obama vs. Trump? Wie beim Differenzler-Jassen.“

Auch in den USA ist die Themenwahl momentan ziemlich zentriert: Trump dominiert die Medien. Beat Soltermann kann sich den Erfolg des amtierenden US-Präsidenten ein Stück weit erklären, nimmt aber auch ein grosses Paradoxon wahr: „Trump macht zwar alles so, wie er es versprochen hat, davon ist aber vieles nicht im Interesse seiner Wähler.“ Ob es irgendwann zum Knick kommt? Doch der Radio-Korrespondent nimmt das Thema ruhig, hat Vertrauen: „Die Institutionen in den USA sind sehr stark.“

Türkei: „Es ist ein Privileg, Zeugin zu sein.“

Ruth Bossart hat viele Identitäten in ihrem Leben in der Türkei. Nicht immer kann sie offen sagen, dass sie als Journalistin arbeitet, mal sei sie Lehrerin, dann Hausfrau – man müsse durch die eingeschränkte Pressefreiheit gut überlegen, wer wieviel wissen darf, berichtet die Journalistin. Denn auch als ausländische Journalistin lebt sie nicht ganz ungefährlich: Es entsteht eine regelrechte Kultur des Spitzeltums, in den türkischen Medien kommt nur noch Propaganda, zudem sind aktuell 150 Journalistin in der Türkei inhaftiert. Doch trotz allem liebt sie ihren Job: „Es ist ein Privileg, Zeugin zu sein.“.

So unterschiedlich die Länder, so ähnlich sind die Hauptaussagen der drei Korrespondenten: Ob die Herausforderung der schwindenden Pressefreiheit, die tiefe Spaltung der Gesellschaft, die starke Figur des Präsidenten – sie alle haben mit ähnlichen Problemen zu kämpfen. Und würden sich zur Abwechslung gerne mehr mit den Geschichten der Leute auseinandersetzen als dem täglichen Politgeschäft.


Die Autorin dieses Beitrags, Sonja Gambon, ist 24 Jahre alt und lebt in Luzern. Aktuell studiert sie an der Universität Luzern Weltgesellschaft und Weltpolitik im Master und arbeitet nebenbei als freie Journalistin.


Die Bildgalerie der Nacht der Korrespondenten ist auf Facebook publiziert.

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