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«Rega 1414 – Hilfe naht»: Ein Blick hinter die Kulissen

In der fünfteiligen «DOK»-Serie «Rega 1414 – Hilfe naht» werden Crews in Helikopter und Ambulanzjet im In- und Ausland begleitet. Wie ist es, in dieser sensiblen Umgebung zu drehen? Welchen technischen Herausforderungen ist das Team beim Dreh begegnet? Über dies und vieles mehr hat SRG.D mit Barbara Frauchiger, Produzentin der Serie, gesprochen.

SRG.D: Wie ist die Idee entstanden, eine «DOK»-Serie zum Thema Rega zu drehen?
Barbara Frauchiger: Das Thema Rega lag bei uns schon länger auf dem Tisch – die Attraktivität war unbestritten. Die Mischung von menschlich anrührenden Rettungen und tollen Flugbildern ist einmalig. Und bei einer Stiftung mit über 3 Millionen Gönnerinnen und Gönnern war es klar, dass die Thematik interessiert. Es ist das erste Mal in der Geschichte der Rega, dass eine solche Dokumentation realisiert wurde.

Wie lange dauerten die Vorbereitungsarbeiten für dieses einzigartige Projekt?
Erste Gespräche fanden im November 2015 statt. Die Ausgangslage war anspruchsvoll. Einerseits ist der operationelle Bereich heikel – die Rega-Leute müssen in ihrem Umfeld normal agieren können. Andererseits gibt es wichtige ethische Aspekte. Man kann nicht an einen Unfallort herantreten und direkt die Kamera «draufhalten». Uns war es wichtig, dass wir nahe am Geschehen sind, ohne die Würde der Patienten zu verletzen.

Begleithelikopter der Rega mit Kameraleuten
Ein Begleithelikopter ermöglichte es, die Rega im Einsatz zu beobachten.

Was waren die Herausforderungen in der Planung der Serie?
Wenn wir die Fälle nur aus der Ferne hätten beobachten können, wäre das Konzept nicht aufgegangen. Nach einigen Überlegungen haben wir einen kommerziellen Helikopter gemietet und haben die Rega so begleitet. Im Vorfeld führten wir auch mit den Spitälern vor Ort Gespräche, um einen Modus zu finden, in dem man gut zusammenarbeiten konnte – wir drehten ja auch in der Notaufnahme. Die Kantonspolizei Bern wurde ebenfalls über die Pläne informiert. Diese breite Absicherung war wichtig, um Irritationen aufgrund der Kameras zu vermeiden. Die Organisation der Drehs mit der Jet-Crew war ebenfalls sehr aufwendig – es war schwierig, den Terminplan auf die Pikett-Einsätze unserer Protagonisten abzustimmen.

«Wenn wir die Fälle nur aus der Ferne hätten beobachten können, hätte es nicht funktioniert.»

Wie sind die Protagonisten mit der Situation umgegangen, permanent von einer Kamera begleitet zu werden?
Ich betonte beim Casting immer wieder, dass dies wirklich sehr anstrengend und ermüdend sein kann. Man merkte aber, dass die Menschen gerne zeigen wollten, was sie tagtäglich leisten.

Was hat Sie beim Dreh mit den Protagonisten beeindruckt?
Wir hatten tolle Protagonisten. Die Flight Nurse Yvonne Horisberger aus der Jet-Crew ist eine besonders starke Figur – tough und sympathisch. Immer auf Abruf, weiss im Grunde genommen nicht, wo auf der Welt sie am Abend sein wird. Ihre Tätigkeiten sind nicht nur auf die Intensivpflege beschränkt: Sie ist auch für das Catering und die Logistik vor Ort zuständig. Ich war beeindruckt, mit welcher Lockerheit sie ihre Aufgaben meistert.

Protagonistin mit Kameramann
Flight Nurse Yvonne Horisberger und Kameramann Emilio Cocciadiferro improvisieren ein «Travelling», bei dem die Kamera ein Sujet verfolgt.

Die Einsätze der Rega sind nicht wirklich plan- oder voraussehbar. Wie war es für die Crew, so spontan zu arbeiten?
Zuerst wurden Drehdaten terminlich festgelegt – immer in der Hoffnung, dass auch das Wetter mitspielt. Dann waren wir ab 7.20 Uhr auf der Rega-Basis in Wilderswil bei Interlaken beziehungsweise in der Einsatzzentrale am Flughafen Zürich. Am ersten Tag war schon wahnsinnig viel los – es gab fünf Einsätze. Wir waren jedoch alle nicht aneinander gewöhnt, hatten noch keinerlei Routine. Auch gab es zunächst technische Probleme mit dem Aufzeichnen des Funkverkehrs. Wir kamen also abends völlig erledigt zurück zur Basis, hatten aber schon recht viel gutes Material gesammelt. Allgemein gab es selten einen Tag, an dem kein brauchbares Filmmaterial entstanden ist.

«Gleich am ersten Tag war bereits wahnsinnig viel los – es gab fünf Einsätze.»

Wie wurde das Einverständnis der Patienten zum Dreh erfragt?
Vor Ort wurde jeweils abgeklärt, ob wir drehen dürfen. Im Nachhinein hat die Rega mit allen Patienten nochmals Kontakt aufgenommen. Erst dann meldeten wir uns bei den betroffenen Personen wegen der schriftlichen Einverständniserklärung – ein sehr aufwendiger Prozess. Ohne Einverständnis wird nichts ausgestrahlt. Es war eine sehr hohe Bereitschaft der involvierten Personen spürbar. So kam es selten vor, dass Personen gar nicht oder nur in verfremdeter Form gezeigt werden wollten. Einigen Personen war es wichtig, dass der Ort des Geschehens nicht benannt wurde, um Rückschlüsse auf den Fall zu vermeiden.

In der Serie werden Ernstfälle und echte Schicksale portraitiert. Wie war es, in dieser sensiblen Umgebung zu drehen?
Wir waren ein Mini-Team, bestehend aus einem Videojournalisten, Beni Leoni, und einem Journalisten – diese Rolle nahm ich bis zum Zeitpunkt des Schnittprozesses ein. Man kennt sich untereinander sehr gut. Als Journalistin blieb ich oft beim Helikopter, der Videojournalist näherte sich dem Patienten jeweils nach Ansage der Rega-Crew. Es gab aber auch einige Momente, in denen die Kameras abgestellt werden mussten. Wenn beispielsweise ein Defibrillator zum Einsatz kommt, ist es nicht nötig, dies explizit darzustellen. Schon vor dem Dreh und auch im Schnitt sollte immer der Respekt vor dem Patienten bewahrt werden. Es ist nicht unser Ziel, mit den Inhalten der Serie zu schockieren.

Rega im Einsatz
Eine verletzte Frau wird von der Rega-Crew für den Transport ins Spital vorbereitet.

Was waren die technischen Herausforderungen beim Dreh?
Im Innern des Rega-Helikopters waren einige GoPro-Kameras fix installiert. Befestigt waren diese aus Sicherheitsgründen in vom Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) zertifizierten Halterungen. Der Funk wurde separat aufgenommen und später mit dem Bild synchronisiert. Wir haben mit einer kleinen Sony FS5-Kamera gearbeitet. Diese hatte durch ihre Kompaktheit und Lichtstärke gleich zwei Vorteile. Denn im Helikopter gibt es nur wenig Platz und das Gegenlicht ist ein ständiger Begleiter. Teilweise kam auch eine grosse Kamera zum Einsatz – aber nur am Boden.

«Es ist nicht unser Ziel, mit den Inhalten der Serie zu schockieren.»

Gibt es trotz der ernsten Thematik eine lustige Anekdote zur Serie?
Unsere Protagonisten haben wir zum Teil auch nach Hause begleitet. Jet-Pilot Philipp Simmen beispielsweise ist Hobby-Imker und hat uns seine Bienen gezeigt – «Hauptsache, es fliegt!». Allerdings wurde er während des Drehs nah beim Auge gestochen. Am nächsten Tag war dieses komplett zugeschwollen – er konnte unmöglich ins Cockpit. Auch diese Entwicklung haben wir gefilmt.

Zum Schluss: Was ist für Sie das Highlight der Serie?
Das war effektiv das Fliegen im Helikopter. Ich war anfangs sehr nervös und machte mir grosse Sorgen, ob ich voll einsatzfähig sein würde. Aber es lief wirklich super. Ein Heliflug über die Alpen und Seen, über die halbe Schweiz – traumhaft. Auch die Begegnungen mit den Rega-Leuten waren schön: Es war eine grosse Bereitschaft spürbar, uns ins Team aufzunehmen und unsere Arbeit möglich zu machen – wir waren fast Teil der Crew.

Drei Personen im Rega-Helikopter
Ungewohnter Arbeitsplatz für Produzentin Barbara Frauchiger (links) und Kameramann Beni Leoni (rechts).

Website der Sendung


Ausstrahlung: Die fünfteilige «DOK»-Serie «Rega 1414 – Hilfe naht» wird ab 2. September 2016 jeweils freitags, 21 Uhr auf SRF 1 ausgestrahlt.


Text: SRG.D/lc

Bild: SRF

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