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«Arena» war fair zu Linken und Rechten

«Arena»-Moderator Jonas Projer wird vorgeworfen, linke Gäste weniger zu unterbrechen und zurechtzuweisen als rechte. Roger Blum findet jedoch dafür kaum haltbare Belege.

Nicht nur einzelne Sendungen oder Beiträge können beanstandet werden, sondern auch der Moderationsstil: Im Falle der «Arena» – so die Meinung des Beanstanders – sei dieser klar politisch gefärbt und daher tendenziös. Während Gäste mit politisch eher linker Gesinnung «in aller Ausführlichkeit ohne Unterbrechung» sprechen dürften, würden politisch rechts Stehende ständig von Projers Zwischenfragen unterbrochen. Für das Publikum sei es daher fast nicht möglich, ein solches Statement zu verstehen. Da besagte Zwischenfragen die Sprechzeit zudem in die Länge ziehen, sei auch die Redezeitkontrolle nur scheinbar fair.

Dominanz, nicht Gesinnung

In der Stellungnahme der «Arena»-Redaktion weist Jonas Projer selbst darauf hin, dass die Redaktion oft für dieselbe Sendung mehrere Beschwerden erhält. In der einen wird moniert, die rechte Gesinnung sei zu kurz gekommen – in einer anderen steht das genaue Gegenteil. Daraus schliesst die Redaktion, dass diese Vorwürfe zumindest zum Teil subjektiv geprägt sind.

Abgesehen davon – so Projer – sei es tatsächlich möglich, dass die Moderation bei manchen Gästen stärker interveniert als bei anderen. Dies ist jedoch der rhetorischen Dominanz mancher Gäste geschuldet, nicht etwa ihrer politischen Positionierung.

Warum man unterbricht

Warum unterbricht der Moderator einen Redner oder eine Rednerin überhaupt? Ombudsmann Roger Blum nennt dafür vier Gründe:

  1. Das Votum ist zu lang und die Diskussion muss weitergehen.
  2. Der Moderator stellt eine Nachfrage.
  3. Ein anderer Gast will auf das eben Gesagte antworten.
  4. Der Redner oder die Rednerin verstossen durch sein/ihr Verhalten gegen die Gesprächsordnung.

Tabellarischer Nachweis

Um die Kritik des Beanstanders nachzuweisen, hat Blum nachgeprüft, wie oft der Moderator die Gäste tatsächlich unterbrochen hat. Er untersuchte dafür die beanstandete Sendung vom 3. Juni 2018 («Arena/Reporter»: «Wer rettet die Welt?») sowie zwei weitere. Blum kommt zum Schluss, dass Rednerinnen und Redner, die politisch rechts stehen, nicht häufiger unterbrochen werden als Rednerinnen und Redner, die politisch links stehen.

Im vorliegenden Fall bestätigt Blum, dass Markus Somm öfter unterbrochen wurde, als andere Gäste. Allerdings – so der Ombudsmann – gab es dafür auch gute Gründe. Somm hatte in Vielem, was er sagte, Recht, war in seinen Voten sehr dezidiert, polemisch, provokant, aber auch witzig. Er lieferte sich auch einen intensiven Disput mit Jonas Projer. Der Moderator kann es aber nicht zulassen, dass ein Gast die Regie gewissermaßen selber übernimmt, immer wieder dreinredet und sich nicht stoppen lässt. Vielleicht hat er sich durch Somm ein- oder zweimal zu viel provozieren lassen. Das hat aber nicht dazu geführt, dass der Chefredaktor der «Basler Zeitung» benachteiligt worden wäre, im Gegenteil: Er konnte seinen Standpunkt breit darlegen, so dass sich das Publikum frei eigene Meinung bilden konnte.

Bei den anderen beiden untersuchten «Arena»-Sendungen sieht er jedoch keinen Grund, die Beanstandung zu unterstützen – es gibt keine Belege dafür, dass die Gäste je nach ihrer politischen Einstellung häufiger unterbrochen würden.


Schlussbericht Ombudsstelle 5487

Sendung «Arena» vom 4. Mai 2018

Sendung «Arena» vom 18. Mai 2018

Sendung «Arena/Reporter» vom 3. Juni 2018


Text: SRF

Bild: «Arena/Reporter» vom 3. Juni 2018: Markus Somm (Chefredaktor Basler Zeitung), Christina Surer (Ex-Rennfahrerin und Moderatorin), Cécile Bühlmann (Präsidentin Stiftungsrat Greenpeace), Fabian Molina (Nationalrat SP/ZH (v.l.n.r.). Screenshot/SRF.

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