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Kein Trump-Bashing bei SRF

Gegen die «Tagesschau» sowie «10vor10» ging eine Beanstandung ein. Kritisiert wurde vor allem die Art und Weise wie über US-Präsident Trump berichtet wird – Ombudsmann Roger Blum kann die Beanstandung jedoch nicht unterstützen.

SRF folge dem Mainstream und berichte nach Meinung des Beanstanders tendenziös negativ über Trump – ebenso über Putin. Der Kritiker wünscht sich Antworten auf die Fragen, wovon oder von wem SRF abhängig sei und warum berichtet würde, ohne zu hinterfragen.

Pflicht zur Kritik

Christian Dütschler (Redaktionsleiter «10vor10») sowie Corinne Stöckli (Redaktorin) und Franz Lustenberger (ehemaliger stellvertretender Redaktionsleiter «Tagesschau») verfassten eine Stellungnahme zu diesen Vorwürfen. Sie machen darin deutlich, dass es Aufgabe des Journalismus ist, kontinuierlich und kritisch über das Handeln von Regierungen zu berichten. Da Donald Trump einer der mächtigsten Menschen der Erde ist, ist ein besonders kritischer Blick angebracht. Hinzu kommt, dass Trump sich objektiv bereits einiges hat zuschulden kommen lassen, indem er «verschiedentlich etablierte Institutionen liberaler westlicher Demokratien mit Füssen getreten» hat.

Detaillierte Analyse

Sehr detailliert gehen sie in der Folge auf die einzelnen Vorwürfe des Beanstanders ein. Sei es das Gespräch von Moderator Arthur Honegger mit Auslandkorrespondent Peter Düggeli über Trump oder aber der vom Beanstander ebenfalls kritisierte Bericht über den geplanten US-Truppenabzug aus Syrien. In beiden Fällen – und in beiden Sendungen – kommen die Redaktionen zum Schluss, dass im vorliegenden Fall «sachgerecht, differenziert und fair» berichtet wurde.

Zudem bezieht sich die Kritik des Beanstanders in Bezug auf die «Tagesschau» auf eine Sendung, in der Trump gar nicht als Beitrag, sondern lediglich als Programmhinweis auf «10vor10» zur Sprache kam. Auch der Krieg in Syrien war kein Thema dieser Sendung. Daher untersuchte man die Sendungen vom 19. und 20. Dezember 2018, als der Truppenabzug aus Syrien Thema gewesen ist und kam zum selben Ergebnis.

Mehr als die Medien

«Zweifellos stimmt es, dass über keinen Präsidenten je unkritisch berichtet wurde», so Ombudsmann Roger Blum zu Beginn seiner Bewertung der Sendungen. Er verneint nicht, dass in Europa möglicherweise über den einen Präsidenten kritischer berichtet wird als über den anderen – wenngleich hierzu keine Daten vorliegen. Dies läge jedoch bestimmt nicht nur an den Medien. Auch Regierungen nehmen gegenüber anderen Regierungen immer eine Position ein. So unterstützten beispielsweise Frankreich und Deutschland den unter Bush geführten Irak-Krieg nicht. Die Unterschiede in der Berichterstattung ergäben sich demnach nicht nur aus politischen Überzeugungen von Journalisten, sondern vielmehr auch aus einer je akuten europäischen Amerika-Kritik heraus.

«Über jeden Zweifel erhaben»

Nach diesen theoretischen Ausführungen wendet sich Blum den beanstandeten Sendungen zu und stellt fest, dass hier nichts bemängelt werden kann. Positionen und Gegenpositionen wurden ausreichend aufgezeigt und insbesondere der «10vor10»-Bericht über den geplanten US-Rückzug aus Syrien ist gemäss Blum «über jeden Zweifel erhaben». Schlussfolgernd kann er die Beanstandung nicht unterstützen.


Schlussbericht Ombudsstelle 5707

Zur Sendung «Tagesschau» vom 19. Dezember 2018

Zur Sendung «Tagesschau» vom 20. Dezember 2018

Zur Sendung «Tagesschau» vom 2. Januar 2019

Zur Sendung «10vor10» vom 2. Januar 2019


Text: SRG.D/lh

Bild: SRG.D/Illustration Cleverclip

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