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Jeder Quadratmeter zählt

Stellen Sie eine einheimische Pflanze als Insektenweide auf Ihren ­Fenstersims; lassen Sie ein paar ­Quadratmeter Ihres Rasens wild wachsen, bauen Sie eine Trockenmauer. In den nächsten eineinhalb ­Jahren setzen sich RSI, RTR, RTS und SRF mit Partnern – und Ihnen – mit «Mission B» für mehr Bio­diversität ein.

«Die Finnen haben über eine Million Vogelhäuser gebaut», erklärt Biologin und SRF-Mitarbeiterin Isabella Sedivy, die die fachliche Leitung fürs Projekt innehat, die ursprüngliche Idee hinter dem Schwerpunktthema «Mission B». «Eine schöne Idee, etwas Gutes für die Nachhaltigkeit zu tun. Allerdings war schnell klar, dass sich das Projekt nicht eins zu eins übernehmen lässt. Denn in der Schweiz ist das Hauptproblem der Vögel nicht, dass sie zu wenige Nistmöglichkeiten haben, sondern es fehlt ihnen schlichtweg die Nahrung. Samen, Beeren und vor allem Insekten für die Aufzucht ihrer Jungen.» Mit Vogelhäuschen würden wir in der Schweiz vom grundlegenden Problem ablenken: der schwindenden Biodiversität.

«In der Schweiz ist das Hauptproblem der Vögel nicht, dass sie zu wenige Nistmöglichkeiten haben, sondern es fehlt ihnen schlichtweg die Nahrung.»

Mit «Mission B» setzen sich darum RSI, RTR, RTS, SRF und eine Reihe von Partnern mit der Bevölkerung während den nächsten eineinhalb Jahren national dafür ein, neue biodiverse Fläche zu schaffen. Diese wird dann ab dem 18. März auf MissionB.ch eingetragen.

Die Idee ist einfach. Jede und jeder – seien es Privatpersonen oder auch Unternehmen, Vereine oder Gemeinden – ist aufgefordert, sich im Grossen oder Kleinen zu engagieren: beim Pflanzen einer einheimischen Glockenblume in der Blumenkiste, beim Einrichten eines Tümpels im Garten, beim Anlegen einer grösseren Blumenwiese usw..

Daten für die Forschung

Kern der Aktion ist eine Landingpage mit einer Schweizer Karte, auf welcher die Teilnehmenden den eigenen Beitrag eingeben, den Zuwachs der biodiversen Fläche beobachten und vergleichen können sowie ausgewählten Content der verschiedenen Partner erhalten. Interessant nicht nur für die User, sondern auch für die Forschung – denn die erhobenen ­Daten werden wissenschaftlich ausgewertet.

Aussergewöhnlich an diesem Schwerpunktthema ist nicht nur die Langfristigkeit – es dauert von März 2019 bis Herbst 2020 –, sondern auch, dass RSI, RTR, RTS und SRF die Inhalte zum Thema innerhalb bestehender Sendungen und Kanäle passend zum jeweiligen Sendekonzept umsetzen. Die einen bringen politische Hintergrundinformationen zum Thema, andere begleiten jemanden aus dem Publikum in seinen Garten oder vergleichen als Ratgeber das bestehende Angebot. Immer alles in Bezug auf die Biodiversität und das Schwerpunktthema «Mission B».

Mehr als nur die Vielfalt von Arten

Ziel ist nicht nur, in den nächsten eineinhalb Jahren in der ganzen Schweiz mehr biodiverse Fläche zu schaffen. «Jede und jeder soll verstehen, was Biodiversität bedeutet und wie wichtig sie ist», erklärt Isabella Sedivy. «Biodiversität ist mehr als nur die Vielfalt von Arten. Sie umfasst die verschiedenen Lebensformen, die unterschiedlichen Lebensräume, in denen Arten leben, sowie die genetische Vielfalt innerhalb der Arten. Sie ist die Grundlage sämtlicher Lebensprozesse und Ökosystemleistungen auf unserem Planeten.»

Mit dem Titel «Mission B» lässt man absichtlich Spielraum für die eigene Kreativität: «‹B› ist ein guter Buchstabe für die Natur: B für Biodiversität, für Blumen, Bäume, Boden, Büsche, Brache, Bewusstsein, Plan B!», philosophiert Sedivy und erklärt weiter: «Tatsächlich sind wir jetzt bei Plan B. Die Schweiz verliert immer mehr natürliche Fläche an Zersiedelung und intensive Landwirtschaft; nun liegt es an uns, einen Beitrag zum Erhalt der vielfältigen Lebensräume und -arten in der Schweiz zu leisten. Jeder Quadratmeter zählt!»

Biodiversität im Programm

Die Rolle von RSI, RTR, RTS und SRF bleibt im Projekt – neben der Koordination – die programmliche Begleitung. Dafür ist auch die Zusammenarbeit mit diversen Partnern entscheidend. Zum Beispiel mit dem neugegründeten Verein «Floretia», bei dem sich alle, die mitmachen wollen, schnell und einfach über geeignete Pflanzen informieren können. Oder mit Gärtnereien und Detailhändlern, die bereits Anfang 2018 einbezogen wurden, damit sie ihr Angebot auf die Mitmachaktion abstimmen können.

«Das Projekt soll Spass machen, die Menschen sollen wieder Dreck unter den Nägeln haben!»

Ganz wichtig für die Organisatoren: Sie wollen nicht bevormunden oder belehren: «Das Projekt soll Spass machen, die Menschen sollen wieder Dreck unter den Nägeln haben!» Auch wenn der Titel des Projekts es so anmuten lässt, missionieren will hier niemand. «Mit ‹Mission› wollen wir das kollektive Engagement für ein klares, gemeinsames Ziel beschreiben», sagt Isabella Sedivy und fügt halb im Scherz, halb im Ernst dazu: «Auch wenn Biodiversität durchaus ihre Berechtigung in der Schöpfungsgeschichte hat.»


Lanciert wird «Mission B» bei Radio SRF 1 und Radio SRF 3 mit einer Auftaktwoche vom 18. bis 22. März 2019 mit diversen Beiträgen:

Mittwoch, 20. März 2019, um 20.50 Uhr auf SRF 1: «DOK»-Film «Das Schweigen der Vögel»
Mittwoch, 27. März 2019, um 20.10 Uhr auf SRF zwei: TV-Talkrunde zur Aktion «Mission B», gefolgt vom Dokumentarfilm «More than Honey».

Hauptplattform für die schweizweite Mitmachaktion von «Mission B» ist die Webseite missionb.ch, die am 18. März freigeschaltet wird.


Text: Pernille Budtz

Bild: iStock

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