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Der Kulturbereich passt hervorragend zu Basel

Für Kultur, Wissenschaft und Gesellschaft hat SRF mit Basel den besten Standort gewählt – so Katrin Grögel, Co-Leiterin Kultur Basel-Stadt, und Samuel Hess, Leiter Wirtschaft. Sie freuen sich auf das neue Studio. Und sprechen über die Erwartungen aus Basler Optik.

LINK: Von Zürich wissen wir: Stadt und Kanton haben immer wieder dafür gekämpft, dass Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) nach Zürich kommt – mit zinslosen Baurechtsabgaben, Landschenkungen und Millionenbeiträgen à fonds perdu. Herr Hess, ist die Standortwahl eines grossen Medienhauses heute ein Faktor für die wirtschaftliche Entwicklung einer Region?
Hess: Es ist kein Argument, um eine Firma nach Basel zu holen. Aber für die Gesellschaft ist es sehr erheblich, ob solche Medienhäuser präsent sind oder ob alle medialen Leistungen zugeliefert werden. Basel ist als Medienstandort dann Exporteur von intellektuellen Leistungen in die restliche Schweiz. Das ist für eine Region wichtig.

«Die Kantone müssen wollen, auch mit Anbieten von Privilegien» – das haben Sie 2009 in einem Plädoyer für den ­Medienstandort Basel geschrieben. Was hat Basel denn SRF geboten, damit das neue Kulturstudio in Basel gebaut ­worden ist?
Hess: Es gab Ideen, das Studio auf einer Parzelle der Einwohnergemeinde zu errichten. Dann hätte die Höhe des Baurechtszinses ein Thema werden können. Ich dachte 2009 aber vor allem an Unterstützung bei Bewilligungs- oder Umnutzungsverfahren. Aktiv unterstützt haben wir tatsächlich bei der Abklärung von Arealoptionen und beim angedachten Projekt im Postreitergebäude. Nicht aber in direkter finanzieller Hinsicht – da gäbe es auch enge Grenzen, weil die SRG SSR ja im Wettbewerb mit anderen Medien steht. Wir sind sehr dankbar, dass die regionale Trägerschaft mit einem Betrag von fünf Millionen Franken in die Lücke gesprungen ist.

Frau Grögel, hat denn die Kulturstadt Basel gelockt?
Grögel: Die Kulturstadt Basel lockt natürlich grundsätzlich (schmunzelt). Für Basel ist das neue Kulturstudio ein phantastisches Zeichen und wir freuen uns sehr. Auf politischer Ebene haben wir schon lange kommuniziert, dass ein solches Studio in Basel hoch willkommen ist. Und die kulturellen Institutionen freuen sich über diese neue Nachbarschaft mit hoher Kompetenz im Bereich Kultur. Die Hoffnung ist, dass dies den Diskurs und den Austausch über Kultur und Wissenschaft in der Region nochmals auf neue Art beflügelt.

Gibt es Erwartungen?
Grögel: Von einzelnen Kulturinstitutionen und Kulturschaffenden wünscht man sich natürlich eine höhere Aufmerksamkeit seitens der Medien – das ist ja überall so. Es gibt im Kulturbereich bestimmt Hoffnungen auf neue Partnerschaften mit SRF. Für die Bevölkerung ist vor allem das Auditorium beim Eingangsbereich des Studios ein wichtiges Zeichen. Dort sollen auch öffentliche Veranstaltungen stattfinden – eine Einladung an die Stadt für die Teilnahme am Diskurs zu Kultur, Wissenschaft, Religion, Gesellschaft.

Beschreiben Sie bitte den Wert des neuen Studios für die Kulturstadt Basel.
Grögel: Dass die SRG mit ihrer Politik von mehreren Standorten in der Deutschschweiz gerade die Kulturabteilung in Basel zusammenlegt, hat für uns und für die Kulturschaffenden einen symbolischen Wert – es wird ein Spotlight auf die Kulturstadt Basel gesetzt.

Kann man den Gewinn für Basel ­wirtschaftlich beziffern?
Hess: Es geht um insgesamt über 300 Arbeitsplätze – ein grösseres KMU also. Das ist substanziell, Zuzüge in der Dimension von rund 100 neuen Stellen sind eher selten. Und es sind höchstqualifizierte Arbeitsplätze. Die Mitarbeitenden beleben das Quartier um das Studio, das hat Ausstrahlung. Und dann gibt es die weiteren Wertschöpfungseffekte, die ein solches Unternehmen in der Region auslöst. Für mich ist auch wichtig, dass der Arbeitsmarkt aufgewertet wird. Basel ist als Medienstandort nicht verwöhnt, die «Medienstadt Basel» hatte es in den letzten Jahren schwer. Die SRG setzt ein Zeichen, dass Basel auch als Arbeitsort für Medienschaffende attraktiv ist.

Die Aufwertung des Medienbereichs als Trendsetter für den Kreativsektor?
Hess: Von den Zahlen her hat Basel im Kreativsektor einen Schwerpunkt in den Bereichen Architektur und Design. Eine Strahlkraft durch den Medienbereich ist möglich. Aber genau absehbar sind solche Trendeffekte nicht.

Und welche Impulse kann der SRF-­Kulturstandort in der Region auslösen?
Grögel: In der Schweiz sind die Distanzen klein. Die Frage, wie sich Partnerschaften finden, mit welchen kreativwirtschaftlichen Betrieben SRF kooperiert oder mit welchen Kulturinstitutionen gemeinsam ein Programm entwickelt – das hat in erster Linie mit Qualität und Interessen zu tun. Wie andere Städte auch hat Basel da viel zu bieten. Und natürlich gibt es eine gewisse Hoffnung, dass SRF die Qualität und Vielfalt entdeckt, mit der Basel aufwarten kann.

In einem Plädoyer für den SRF-­Standort Basel haben Sie, Herr Hess, 2009 geschrieben, es gebe einen Mehrwert für beide, Medienhaus und Region, wenn die Wände in beide ­Richtungen durchlässig seien.
Hess: Die Redaktionen brauchen keine Umarmungsstrategie von Basel und würden das zu Recht auch nicht schätzen. Sie entscheiden selber und wir respektieren das. Den osmotischen Teil zwischen dem Studio und der Stadt kann unter anderem das Auditorium übernehmen – auch mit Aufzeichnungen, die dann aus Basel kommen. Es gibt den öffentlicheren Teil mit Café und Auditorium und den SRF-Teil hinter den Eingangskontrollen. Dieser interne Bereich muss einen gewissen Schutz haben. Unsere Hoffnung auf einen Austausch bezieht sich auf den öffentlichen Teil, die Arbeit der regionalen Trägerschaft sowie auf Kooperationen von SRF mit Kulturinstitutionen, worüber die Redaktionen entscheiden.
Grögel: Bei aller Freude über das neue Kulturstudio, bei allen regionalen Erwartungen: SRF hat einen sprachregionalen und nationalen Auftrag mit Publikumsorientierung. Dass redaktionelle Entscheide jetzt auf Grund eines neuen Standortes anders ausfallen werden, davon gehen wir natürlich nicht aus.

Die Abteilung SRF produziert ja auch – da bieten sich der Region Basel ­Chancen, mit Tagungen oder kleinen Festivals ­Kooperationen anzubieten.
Grögel: Solche konkreten Kooperationen wären natürlich sehr wünschenswert. Das kann aber nicht von der Kulturbehörde verordnet werden. Wir wollen gute Rahmenbedingungen schaffen. Und dann kommt es drauf an, ob sich aus den Begegnungen zwischen Redaktionen einerseits und Akteuren in der neuen Nachbarschaft und in der Kulturszene gemeinsame Interessen und Projekte entwickeln.

Herr Hess, im erwähnten Plä­doyer 2009 haben sie von einer «erwünschten Liebesbeziehung» zwischen Region und Studio gesprochen.
Hess: Mit zehn Jahren Abstand und etwas Nüchternheit: Doch, die neue Ankunft von SRF inmitten der Stadt hat bei allen Fakten auch etwas sehr Emotionales. Die Region darf stolz sein, dass der SRF-Standort Basel nicht, wie das einmal drohte, geschwächt worden ist, sondern im Gegenteil erheblich gestärkt.

Ein Bekenntnis von SRF zum ­Föderalismus?
Hess: Unser Ziel war ein starkes Studio in der Region. SRF wollte einen einzigen Kulturstandort nach konvergentem Modell. Und Basel ist dafür der beste Standort – so viel Selbstbewusstsein darf sein.

«Bester Standort»?
Hess: Basel hat von seiner Geschichte her traditionelle Stärken. Das sind seit Jahrhunderten Forschung, Wissenschaft, Religion und Kultur. Auch aktuell stellen sich in diesen Bereichen weltweit höchst relevante Fragen. Wir sind dankbar, dass diese von SRF thematisiert werden. Dass gerade diese Bereiche in diesem Studio zusammengefasst sind, das passt hervorragend zum Standort Basel.

Frau Grögel – eben haben Sie beim Stichwort ­Liebesbeziehung geschmunzelt.
Grögel: Ja, ich komme zurück auf die bereits angesprochene symbolische Ausstrahlung des Studios für Kultur, Gesellschaft, Wissenschaft, Religion – Symbole sind immer emotional aufgeladen. Und der neue weit sichtbare Turm, das Auditorium, der neue Meret Oppenheim-Platz vor dem Gebäude: Das sind Zeichen und Möglichkeiten ebenso wie reale Orte für Begegnungen. Wir hoffen, dass sich die Redaktionen und Mitarbeitenden auf die Stadt einlassen. Und umgekehrt: dass die Stadt SRF und seine Mitarbeitenden offen und mit Neugier empfängt.


Zu den Personen
Katrin Grögel ist Co-Leiterin der Abteilung ­Kultur Basel-Stadt.
Samuel Hess ist Leiter Wirtschaft im Amt für Wirtschaft und Arbeit und Vertreter des Kantons Basel-Stadt in der Trägerschaft SRG Region Basel.


Text: Philipp Cueni

Bild: Roland Schmid

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