Die Illustration zeigt einen Schwedenofen mit brennendem Feuer. Links davon steht ein Gestell mit aufgeschichtetem Brennholz
SRG Deutschschweiz Ombudsstelle

Ombudsfall: «CO2-neutral» ist nicht gleich «klimaneutral»

Wegen der drohenden Energiemangellage hat sich die Nachfrage nach Cheminées und Schwedenöfen in der Schweiz in den letzten Monaten verdoppelt. Die «Tagesschau» machte die gesteigerte Nachfrage am 22. August 2022 zum Thema. Ein Beanstander kritisiert die verwendete Bezeichnung «klimaneutral» im Zusammenhang mit der Holzverbrennung. Die Ombudsleute sehen darin einen Fehler in einem Nebenpunkt.

Der Beanstander macht darauf aufmerksam, dass bei der Holzverbrennung «in erheblichem Masse» CO2 und andere Abgase entstünden. Es werde jeweils argumentiert, dass nachwachsende Bäume Kohlenstoff wieder binden würden. Dabei werde jedoch der Faktor Zeit übergangen. Es dauere oft viele Jahrzehnte, bis genügend Biomasse nachgewachsen sei. Klimaneutralität sei mit Holzverbrennung unmöglich.

Problematik der Holzenergie erwähnt

Die «Tagesschau»-Redaktion räumt in ihrer schriftlichen Stellungnahme ein, dass sie anstelle des Begriffs «klimaneutral» den Ausdruck «CO2-neutral» hätte verwenden sollen. Denn es würden bei der Holzverbrennung neben dem CO2 noch weitere Stoffe und Gase freigesetzt, die einen Einfluss auf das Klima haben könnten. Betreffend des wichtigsten Treibhausgases CO2 sei die Holzenergie hingegen «neutral». Die Redaktion stützt sich dabei auf das Bundesamt für Umwelt (BAFU), wonach Heizen mit Holz nicht zur globalen Erwärmung beitrage.

Im Zentrum des Beitrags hätten aber nicht die Treibhausgas-Emissionen der verschiedenen Heiz-Alternativen gestanden, hält die Redaktion fest. Thema und Hauptaussagen des Berichts seien vielmehr der Holzofen-Boom aufgrund der drohenden Energiekrise gewesen. Zudem habe der Bericht die Holzfeuerung differenziert betrachtet und erklärt, dass es beim Holzofen-Betrieb einiges zu beachten gilt, um schädliche Emissionen möglichst zu vermeiden.

Sachgerechtigkeit nicht verletzt

Die Ombudsleute attestieren der «Tagesschau» ebenfalls eine differenzierte Betrachtung der Nutzung von Cheminées und Holzöfen. So habe man im Beitrag darauf hingewiesen, dass das Verbrennen von Holz in Cheminée und Ofen nicht unproblematisch sei und gesundheitsschädlicher Feinstaub entstehen könne. Zudem habe man auf die Einhaltung der Luftreinhalteverordnung hingewiesen.

Der Fokus des Beitrags habe auf der gesteigerten Nachfrage nach Holzöfen gelegen und nicht auf dem Vergleich von Heizsystemen und den Klimazielen. Deshalb betrachten die Ombudsleute die Verwendung des Begriffs «klimaneutral» als einen Fehler in einem Nebenpunkt. Das heisst, die unpräzise Aussage betraf nicht den Kern des Beitrags. Der Gesamteindruck der Ausstrahlung wurde durch den Fehler nicht wesentlich beeinflusst. Somit wurde das Sachgerechtigkeitsgebot nicht verletzt.

«Tagesschau» vom 22. August 2022

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Beitrag: «Grosse Nachfrage nach Cheminées und Schwedenöfen» (ab Timecode 3:39)

Schlussbericht Ombudsstelle Nr. 8876


Text: SRG.D/dl

Bild: SRG.D/Illustration Cleverclip

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