«Puls» über Beauty-OPs in der Türkei war sachgerecht
«Puls» thematisierte in der Sendung vom 1. September 2025 Schönheitsreisen von Schweizerinnen und Schweizern in die Türkei. Eine Schweizer Schönheitsklinik beanstandet die Sendung als einseitig und verharmlosend. Zudem sieht sie darin einen unzulässigen Werbeeffekt. Die Ombudsleute unterstützen die Beanstandung nicht.
Darum geht es in der beanstandeten Sendung
Das Gesundheitsmagazin «Puls» thematisierte in der dreiteiligen Serie «Operation Ausland» Gesundheitsbehandlungen im Ausland. In der Sendung vom 1. September 2025 ging es um Istanbul, den Hotspot für Schönheitsbehandlungen, im Besonderen für Haartransplantationen. «Puls» warf die Fragen auf, ob sich die Beauty-Reisen lohnten und worauf zu achten sei, damit sie nicht zum Horror-Trip würden.
«Puls»-Moderatorin Daniela Lager begleitete ein Schweizer Paar auf ihrer Reise nach Istanbul, wo sich der Mann einer Haartransplantation und die Frau einer Brust-Operation unterzogen haben.
Nebst dem Aufzeigen der Abläufe und Untersuchungen rund um die Operation führte die Moderatorin Gespräche mit behandelnden Ärzten, einer Soziologin und einer Schönheitschirurgin aus der Türkei, welche Komplikationen nach Schönheits-OPs wissenschaftlich untersucht. Ausserdem traf sich Daniela Lager mit einer jungen Patientin, bei der nach einer Nasen-OP in der Türkei Komplikationen aufgetreten sind.
«Puls» vom 1. September 2025:
«Puls» vom 1. September 2025:
Was wird beanstandet?
Die Beanstanderin – eine Schweizer Schönheitsklinik – beurteilt die Sendung als einseitig, verharmlosend und teilweise werbend. Es werde der Eindruck erweckt, als wären solche Eingriffe im Ausland vertrauenswürdig und eine empfehlenswerte Alternative zu Operationen in der Schweiz. Die Beanstanderin ist der Ansicht, die Risiken solcher Behandlungen würden verharmlost. In ihrer Klinik würden monatlich mehrere Patientinnen und Patienten behandelt nach verpfuschten Schönheitsoperationen in der Türkei, so die Beanstanderin. Gerade eine Brustvergrösserung sei ein «ernstzunehmender chirurgischer Eingriff mit erheblichen Risiken». Bei Operationen im Ausland fehle oft eine engmaschige Nachsorge und die Möglichkeit, Pantient:innen bei Komplikationen kurzfristig einbestellen zu können. Die Sendung hätte auf solche Risiken zu wenig aufmerksam gemacht, moniert die Beanstanderin.
Ebenso seien die Risiken medizinisch fragwürdiger Praktiken ungenügend thematisiert worden. So werde in der Türkei oftmals mit starken Vollnarkosen gearbeitet, welche über Monate hinweg Spätfolgen haben könnten.
Weiter kritisiert die Beanstanderin, dass die Sendung Tipps gebe, wie man gute Kliniken im Ausland finden könne. Damit trage SRF aktiv dazu bei, den Medizintourismus zu fördern, statt kritisch auf dessen Risiken hinzuweisen.
Schliesslich stösst sich die Beanstanderin daran, dass das gezeigte Paar von der Vermittlungsagentur ihrer Reise für die Teilnahme an der Dokumentation einen Rabatt erhalten habe. Dies empfindet die Beanstanderin als ethisch bedenkliche Form der Werbung.
Was sagt die Redaktion?
Medizinal-Reisen in die Türkei hätten in den letzten Jahren stark zugenommen, schreibt die «Puls»-Redaktion in ihrer schriftlichen Stellungnahme. Geschätzt gut 10'000 Menschen reisten pro Jahr aus der Schweiz in die Türkei für Schönheitsoperationen. Die Sendung habe die Situation vor Ort aufgezeigt und sich kritisch mit den türkischen Institutionen und Praktiken auseinandergesetzt. Chancen und Risiken einer Schönheitsreise nach Istanbul würden ausgewogen und sachgerecht dargestellt, ist die Redaktion überzeugt.
Man sei vorsichtig und gründlich bei der Auswahl der Protagonist:innen vorgegangen, habe bei allen Personen und der gezeigten Klinik Background-Checks durchgeführt und auch Diplome des behandelnden Arztes verlangt.
Die Sendung spreche Risiken einer Schönheitsoperation klar und deutlich an, etwa durch die Patientin mit der nicht gelungenen Nasenoperation oder den Aussagen der Istanbuler Schönheitschirurgin über die teilweise schlechte Qualität der Kliniken in der Türkei.
Ebenso würden die Risiken der OPs nicht verharmlost, sondern gezeigt, was ist, so die Redaktion. Bei der Brust-OP habe man bewusst zum Teil sehr blutige Bilder gezeigt und den Eingriff als «heftig» bezeichnet. Insgesamt habe man während rund 14 Minuten der gut 34 Minuten dauernden Sendung Ängste, Probleme und Schwierigkeiten bei Eingriffen in Istanbul dargestellt, fasst die «Puls»-Redaktion zusammen.
Die Redaktion sieht keine Verstärkung des Schönheitstourismus durch die Sendung. Man habe die Reiseagentur nicht namentlich genannt und auch die Liste des türkischen Gesundheitsministeriums mit legalen, lizenzierten Kliniken bewusst nicht gezeigt. Vielmehr habe die Moderatorin als Fazit die Zuschauer:innen aufgefordert im Spiegel zu prüfen, ob tatsächlich eine OP nötig sei und – bei einem Ja – wenigstens gut zu recherchieren.
Vom Discount, den das gezeigte Paar von der Reiseagentur erhalten habe, habe SRF erst im Verlauf der Recherche erfahren. Dies sei im Beitrag transparent gemacht worden. SRF selbst habe keinerlei Vergünstigung erhalten.
Was sagt die Ombudsstelle?
In ihrer Beurteilung der Sendung hätten sie auf den Gesamteindruck der Sendung und die Meinungsbildung durch das Publikum zu achten, halten die Ombudsleute in ihrem Schlussbericht fest.
Die Sendung habe den Schönheitstourismus in die Türkei sowie den erhaltenen Rabatt des gezeigten Paares transparent dargestellt. Es sei klar geworden, dass für viele Reisende in die Türkei die Kosten für solche Operationen eine Rolle spielen würden. Es werde auch nicht verschwiegen, dass die Schönheits-Industrie in der Türkei zum Teil ein Qualitätsproblem habe. So mache «Puls» darauf aufmerksam, dass nicht selten nicht medizinisch ausgebildetes Personal solche Eingriffe durchführe. Ausserdem habe die Sendung eine Patientin mit nicht gelungener Operation gezeigt und verschiedene kritische Stimmen – auch aus der Türkei – zu Wort kommen lassen. Es werde mehrmals darauf hingewiesen, dass die Patient:innen ihre Selbstverantwortung wahrnehmen müssten.
Es sei nicht Aufgabe von SRF, die wirtschaftlichen Folgen für entgangenen Gewinn von Schweizer Schönheitskliniken aufzuzeigen oder den Schönheits-Tourismus zu verhindern, stellen die Ombudsleute klar. SRF habe in den letzten Wochen den zunehmenden Trend zu Beauty-Eingriffen in mehreren Sendungen aufgegriffen. Davon hätte die beanstandende Schönheitsklinik selbst profitiert, sei sie doch selbst in einer der Sendungen ausführlich porträtiert worden. Mit solchen Publikationen erfülle SRF seinen Informations- und Aufklärungsauftrag. Dazu gehöre nebst dem Zeigen von Kliniken in der Schweiz auch die Thematisierung der Möglichkeiten und Grenzen von Operationen im Ausland.
Die Ombudsleute sehen keinen Verstoss gegen die Sachgerechtigkeit bzw. das Werbeverbot.