Resonanzradar #13: Realität, Reflexion, Resonanz – junge Stimmen im Medienzentrum des Bundeshauses
Am 7. November fand der Abschluss des Dialogfensters «Von der Tagesschau zu TikTok – Wie informieren sich junge Menschen heute?» statt. Bundeshausredaktor Urs Leuthard und andere SRF-Programmschaffende tauschten sich mit 24 jungen, medieninteressierten Gäste und Vertreter:innen des Publikumsrats SRG.D aus.
Im Medienzentrum des Bundeshauses in Bern entstehen in Echtzeit die politischen Nachrichten, die das Land bewegen. Hier werden Transparenz und Informationsfreiheit greifbar. Und genau hier trafen sich am 7. November 2025 zum Abschluss des Dialogfensters «Von der Tagesschau zu TikTok – Wie informieren sich junge Menschen heute?» 24 junge, medieninteressierte Gäste mit Vertreter:innen des Publikumsrats SRG.D und von SRF. Der Austausch hat bestätigt, was der Publikumsrat im Rahmen einer Online-Umfrage bereits herausgefunden hat: dass der Newskonsum junger Schweizer:innen zwar stark digital geprägt ist, sie aber Nachrichten reflektiert konsumieren und journalistische Qualität bewusst wahrnehmen.
Über den Resonanzradar
Über den Resonanzradar
Der «Resonanzradar» ist der Blog des Leitungsteams des Publikumsrats der SRG Deutschschweiz. In regelmässigen Abständen informiert es so zu Neuigkeiten und Erkenntnissen aus dem Resonanzraum.
Nach der Begrüssung durch Arbela Statovci und Lauro Mombelli vom Publikumsrat SRG.D führte Urs Leuthard, Leiter der Bundeshaus-Redaktion von SRF, die Gruppe durch das Medienzentrum. Er gab Einblicke in den journalistischen Alltag zwischen Aktualität, Verantwortung und Geschwindigkeit: «Früher musste um 19:30 Uhr alles für die Tagesschau bereit sein – heute gilt es, so rasch wie möglich mit der Information präsent zu sein.»
«Wir nutzen Social Media viel, wissen um die Risiken – und nutzen es trotzdem.»
Teilnehmerin Resonanzraum
In der Führung erhielten die Teilnehmenden Einblicke in Redaktionsräume, das Green-Screen-Studio und das grosse TV-Studio. Dort wurde einer der Hauptunterschiede zwischen Nachrichten in traditionellen Formaten wie der «Tagesschau» oder «10 vor 10» und auf Social-Media-Kanälen wie Instagram oder TikTok sichtbar: TV-Produktionen sind sehr teuer, während man einen Beitrag für Social Media mit viel geringerem personellen und materiellen Aufwand herstellen kann, so Leuthard.
Im Zentrum des Anlasses stand die Frage, wie junge Menschen heute Informationen konsumieren – und welche Rolle dabei Glaubwürdigkeit, Tiefe und Medienkompetenz spielen. «Mich interessiert der Switch: Wir nutzen Social Media viel, wissen um die Risiken – und nutzen es trotzdem», meinte eine Teilnehmerin, deren Meinung von den meisten Anwesenden geteilt wurde. Im Austausch zeigte sich aber auch, wie unterschiedlich Informationsgewohnheiten bei jungen Menschen dennoch sein können. So hielt eine Teilnehmerin entgegen: «Ich lese jeden Tag Zeitung – es erscheint mir nicht sinnvoll, meine Zeit mit Sozialen Medien zu verbringen.»
In einem Workshop-Teil schlüpften die jungen Teilnehmer:innen in die Rolle einer News-Redaktion. In Gruppen diskutierten sie, welche Themen sie aufgrund von Aktualität, Relevanz und Publikumsinteresse für die Tagesschau, auf der einen Seite, und Social Media, auf der anderen auswählen würden. Danach wurde die Auswahl mit derjenigen verglichen, die von den SRF-Redaktionen tatsächlich getroffen wurde – bei der Bundeshausredaktion, vertreten durch Urs Leuthard, und bei News Social, vertreten durch Redaktorin und Host Deniz Kurtogullari. Der Vergleich mit den tatsächlichen SRF-Redaktionsentscheiden machte deutlich, wie bewusst journalistische Gewichtung erfolgt. In den Worten einer Teilnehmerin: «Das war wie ein Live-Vergleich zwischen Realität und Gefühl. Man merkt, wie viel Verantwortung in jeder Entscheidung steckt.»
«Man merkt, wie viel Verantwortung in jeder Entscheidung steckt.»
Teilnehmerin Resonanzraum
Gleichzeitig gab Urs Leuthard aber zu bedenken, dass in der Redaktions-Realität weitere Faktoren die Auswahl der Themen beeinflussen – allen voran die Expertise der diensthabenden Redaktor:innen sowie die Anzahl verfügbarer Mitarbeiter:innen.
Das Fazit des Abends könne man folgendermassen resümieren: Die aktuellen Muster des Nachrichtenkonsums bei jungen Menschen bedeuten für SRF, dass es qualitativ hochwertige News dorthin bringen muss, wo junge Menschen sind – auf digitale Kanäle wie TikTok, Instagram, YouTube und Co. Dabei bleibt journalistische Sorgfalt unverhandelbar.
Impressionen vom Anlass im Medienzentrum des Bundes
Zur Autorin
Arbela Statovci ist Mitglied des Leitungsteams Publikumsrat SRG.D.