Alle Online-Kraft voraus

Bis auf eine fanden alle Sitzungen des Publikumsrates online statt. Es gibt also Mitglieder, die sich nur online kennen, was für den Rat mit zehn neuen Mitgliedern (2020 und 2021) eine Herausforderung ist. Der Generationenwechsel war aber auch die Chance für einen Neubeginn. Namentlich das Bedürfnis des Rats nach Partizipation, sorgfältiger Zusammenarbeit und noch mehr Diversität wurde mit dem neu aufgestellten Leitenden Ausschuss und dem neuen Präsidium rasch aufgegriffen. Die Diversität des Publikumsrats in Bezug auf den beruflichen Hintergrund, die sexuelle Orientierung, die Ethnizität und das Alter seiner Mitglieder hat seit der neuen Zusammensetzung des Gremiums zugenommen. Wegen der digitalen Meetings hat der Publikumsrat die Beobachtungen methodisch angepasst und eine online-verträgliche Diskussionskultur entwickelt.

Austausch mit den tragenden Kräften

Um möglichst nah an die Entwicklung der Strategie «SRF 2024» herangeführt zu werden, suchte der Publikumsrat den Dialog mit den tragenden Kräften «Content», «Produktion & Technologie», «Distribution» und «Audience». Diese Kontakte sind für den Rat wichtig, um den Auftrag weiterzuentwickeln und zu aktualisieren. In diesem Zusammenhang ist das jährliche Seminar ein entscheidendes Instrument zur Qualitätsentwicklung. Im Berichtsjahr ist das Seminar Pandemie-bedingt ausgefallen.

Fast alle Beobachtungen standen unter dem Blickwinkel der Pandemie. Das gilt auch für die neuen, meist web-basierten Formate. Die Beobachtungen haben die SRF-Macher:innen interessiert aufgegriffen und mit den eigenen Beurteilungen verglichen. Vermehrt tauchte die Frage auf, inwiefern die publizistischen Ansprüche von SRF auf «Unabhängigkeit» und «Ausgewogenheit» mit der Berücksichtigung von teils marginal auftretenden «Lebenskonzepten» in der Gesellschaft übereinstimmt. Da scheint es für den Publikumsrat, dass «kleine Gruppen» zuweilen im «Übermass» mediale Präsenz erhalten.

Grafik Zeitstrahl aller Publikumsratsbeobachtungen 2021

Komplexe Anforderungen

Der Publikumsrat stellt fest, dass die Verweildauer seiner Mitglieder kürzer wird. Vorzeitige Rücktritte sind Indikatoren dafür, dass es für die Mitglieder herausfordernd ist, Beruf, Privatleben und Engagement für den Rat unter einen Hut zu bringen. Der Publikumsrat wird auf diese Entwicklung reagieren und Lösungen suchen.

Für die Ombudsstelle waren die Beanstandungen überwiegend geprägt von Themen rund um die Pandemie. Die eingegangenen Beanstandungen bilden im Wesentlichen den allgemeinen öffentlichen Diskurs ab. Dass das Volumen der Beanstandungen neue Höchstmarken erreicht hat, beobachtet der Publikumsrat mit Sorge. Der Anstieg von Beanstandungen wurde mit einer Erhöhung des Stellenvolumens auf insgesamt 140% aufgefangen.

Partnerschaftlich und zugleich kritisch

Der Publikumsrat ist auf Kurs, wenngleich einzelne Baustellen wegen der pandemischen Lage keinen Courant normal erlauben. Der derzeitige Präsident, im Januar 2021 kurzfristig eingesprungen, legt Wert darauf, dass die Stimmen der nachfolgenden Generationen gestärkt werden. Der Leitende Ausschuss fördert daher gezielt deren strategische Mitwirkung. Den nun eingeschlagenen Kurs führt der Rat fort, indem er für SRF weiterhin eine partnerschaftliche und zugleich kritische Stimme ist.