Allerwelti
SRG Deutschschweiz Magazin LINK

Der «Allerwelti» des Radios

Drei Jahrzehnte lang prägte der Zürcher Arthur Welti als Ausnahme-Multitalent das Schweizer Radio. Was er an Sendeformen erfand, wurde zum Vorbild.

– Von Oliver Schaffner

Die 1930er Jahre galten als Epoche der ­Pioniere. Einer von ihnen war Arthur Welti (1901–1961), der mit seinem Radioschaffen zur Legende wurde. Er stammte aus der Transport-Dynastie Welti-Furrer, hatte aber mehr die kreative DNA seines Onkels Albert, eines bekannten Malers, im Blut. So war Arthur Welti ein Schöngeist, der sich mit Leib und Seele vor allem der Schauspielerei und dem Gesang widmete. Als das damalige Radio Zürich (später SRG) 1932 die neu geschaffene Stelle als Reporter ausschrieb, bewarb sich Welti. 15 Kandidaten standen auf der Liste. Und weil Erfahrungen in diesem neuen Genre fehlten, wurden alle auf Herz und Nieren sowie politische Gesinnung geprüft. Welti schrieb seinen Freunden über den Bewerbungsprozess: «Ich stand im Schweisse. Und dann das dicke Ende, eine fingierte Re­portage über die Rückkehr von Mittelholzer nach seinem Afrikaflug.» Bildliches ­Erzählen war gefragt, das A und O eines Ton­mediums – und eine der überragenden ­Stärken Weltis. Er bekam die Stelle. Seine Bedenken, nun die geliebte ­Schauspielerei aufgeben zu müssen, wichen bald einer Begeisterung fürs Neue, fürs ­Experimentieren.

Welti hatte Erfolg. Während im aufkommenden Nazideutschland das Radio für Propaganda missbraucht wurde, schaffte er es, ein neues Medium in der Schweiz zu formen, das nicht nur ein nationales Bedürfnis nach Unterhaltung und kultureller Erbauung erfüllte, sondern, im Angesicht der wachsenden Bedrohung von aussen, auch die Stärkung des nationalen Zusammenhalts förderte. Drei Jahrzehnte arbeitete Arthur Welti als Sprecher, Ansager, Un­terhalter, Sänger, Regisseur, Verfasser von Hörspielen und vor allem als Reporter. ­«Allerwelti» wurde er wegen seines Multitalents genannt. Was er an Sendeformen erfand, wurde zum Vorbild für Formate, wie sie heute noch exisitieren, so etwa «SRF bi de Lüt», dessen Wurzeln in der Idee von Weltis «Heimatabend» zu finden ist.

Oliver Schaffner

Bild: SRF


Das Buch «Arthur Welti. Reporter – Regisseur – Radiolegende»
Band 98 der Buchreihe über Pioniere der Wirtschaft und Technik wird der Radio­legende Arthur Welti gewidmet. Das Buch kann unter www.pioniere.ch zum Preis von 27 Franken bestellt werden.


Tags

Diese Beiträge könnten Sie auch interessieren:

Bild von Wenn blinde Menschen das Radio «aufsaugen» und «Tatort» schauen

Wenn blinde Menschen das Radio «aufsaugen» und «Tatort» schauen

Gesetz und Verordnung über Radio und Fernsehen verpflichten die SRG SSR, Sinnesbehinderten besondere Leistungen anzubieten. Das Radioprogramm wird «aufgesaugt», Fernsehen ist sehr gut, im Internet sind noch viele Verbesserungen möglich. So beurteilen blinde und sehbehinderte Menschen diese Extra- Angebote der SRG.

Weiterlesen

Bild von Radio – ein Medium mit Zukunft

Radio – ein Medium mit Zukunft

«Ende der 1980er-Jahre war das mediale Angebot in meinem nordbadischen Empfangsgebiet äusserst überschaubar. Im ­Radio gab es nur gerade mal zwei Sendungen pro Woche, die mein Bedürfnis nach Musik abseits des Mainstreams befriedigten. Eines Abends betätigte ich mal wieder den Frequenzregler und stiess dabei auf die Sendung ‹Sounds!› auf DRS 3.»

Weiterlesen

Bild von Alle Radio-Verbreitungstechnologien im Überblick

Alle Radio-Verbreitungstechnologien im Überblick

Die vielen Distributionsarten von Radio sind für manche Hörerinnen und Hörer ein Dschungel. «Was sind die Vorteile, die Nachteile, die Unterschiede der verschiedenen Verbreitungsarten? Eine Übersicht würde den Laien helfen, sich zurechtzufinden.» Die SRG ist diesem Wunsch nachgekommen.

Weiterlesen

Teilen Sie uns Ihre Meinung mit (bitte beachten Sie die Netiquette/AGBs)

Lade Kommentare...
Noch keine Kommentare vorhanden

Leider konnte dein Kommentar nicht verarbeitet werden. Bitte versuche es später nochmals.

Ihr Kommentar wurde erfolgreich gespeichert und wird nach der Freigabe durch SRG Deutschschweiz hier veröffentlicht