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«Es war der beste Job meines Lebens!»

Ihr Markenzeichen ist ihr charmantes, ansteckendes Lächeln. In jeder Situation. Doch jetzt verdrückt Therese Rauch, ­Geschäftsführerin der SRG Zentralschweiz, ein Tränchen: Nach 34 Jahren bei der Trägerschaft geht sie in Pension.

Mehr als ihr halbes Leben hat Therese Rauch als Technikerin, Mädchen für alles, Sekretärin, Geschäftsstellenleiterin und Eventmanagerin im Regionaljournal-Studio in Luzern verbracht. Viele interessante ­Menschen durfte sie treffen: von Herbert von Karajan bis Herbert Grönemeyer, von DJ Bobo bis Ruedi Rymann und von Hans Erni bis Emil. Und bereut hat sie es nie: «Es war der beste Job meines Lebens !»

Es war die ausgehende Radio-Pionierzeit, als die damals 28-Jährige ihre gut bezahlte Stelle bei einer Zuger Firma verliess, um für weniger Lohn als Tontechnikerin und Sekretärin im Mediengeschäft anzuheuern. Die Trägerschaft hiess damals noch IRG (Innerschweizer Radio- und Fernsehgesellschaft), der Studioleiter war der «Programmbetreuer» und die Programmmacher waren bis 1978 Laien aus Wirtschaft, Tourismus, Lehrerschaft oder Versicherung, in einer Schnellbleiche vom damaligen IRG-Präsidenten und Rektor Josef Schürmann in die Geheimnisse der Radioreportage eingeführt.

Auf ihren neuen Job kam die diplomierte Verwaltungsangestellte durch puren ­Zufall. Als sie eine selbst gezogene Kerze auspackte, fiel ihr ein Inserat mit dem DRS-­Logo auf: Gesucht wird eine IRG-­Sekretärin mit technischem Flair. Sehr gut erinnert sich die 62-Jährige, wie sie am 1. November 1981 um 8 Uhr ihren ­ersten Arbeitstag antreten wollte. Doch die Tür war verschlossen – Arbeitsbeginn war erst um 9 Uhr.

Lobbying für das Regi

Eng waren damals Trägerschaft und Unternehmen miteinander verflochten und ­gemeinsam kämpfte man um jede Sendeminute und jeden Quadratmeter Studio­fläche. Wobei, «Studio» durfte man damals ja nicht sagen – dieser Begriff war den «Grossen» vorbehalten: Bern, Basel und ­Zürich.

Therese Rauch füllte drei Jobs aus: Sekre­tärin der IRG und des Regionalstudios, das damals «Programmstelle Innerschweiz» hiess, sowie Tontechnikerin. Nebst Protokollieren usw. musste sie für den legen­dären Innerschweizer Radiopionier Tino Arnold in grosser Fleissarbeit «Sendeverzeich­nisse» erstellen, über 200 Seiten ­starke Auf­listungen, wann in welcher Sendung was über und von der Zentral­schweiz bei ­Radio und Fernsehen berichtet wurde. Mit diesen Sendestatistiken lobbyierte «Programmbetreuer» Arnold ­erfolgreich für die «Programmstelle Innerschweiz».

Therese Rauch in der Technik als es noch Schallplatten gab.

Anekdoten und Missgeschicke

Zahlreiche Anekdoten aus dieser Zeit sind unvergesslich: Beispielsweise als eine ­Reporterin vor Schreck den Urknall der ­Luzerner Fasnacht verpasste. Technikerin Rauch spielte ersatzweise den Ton der «Sprengung Seelisbertunnel» ein. Der Knall war so schön, dass er noch Jahre ­danach für den Urknall hinhalten musste. Oder da war die Kochbuchautorin. Als ihr der Techniker nach dem Interview den Kopfhörer abnehmen wollte, kam die ganze ­Frisur mit. Die Starköchin trug eine ­Perücke, die Therese anschliessend mit ­einem ­Joghurtbecher wieder in Form brachte. Oder dann war die Geschichte mit der ­Taschenlampe: An der Medienpreisverleihung auf einem Dampfschiff war zu wenig Licht, so erleuchtete Therese Rauch das Stehpult für die Laudatoren mit einer ­Taschenlampe. Seither liest man auf vielen ihrer Checklisten den Hinweis: «Lichtverhältnisse prüfen!».

Eine der grössten Pannen aber geschah bei der ersten Sendung aus dem neuen Studio am Inseliquai: Aus unerklärlichen Gründen schaltete sich das Mikrofon vor der Sendung ein und ein persönliches Gespräch zwischen Therese Rauch und dem Moderator ging ungefiltert über den Sender. Es resultierte eine peinliche Schlagzeile im «Blick».

Professionalisierung

Mit dem Umzug an den Inseliquai im Jahr 1984 wurden Trägerschaft und Studio entflochten und professionalisiert. Für ­viele Laien war es schon Jahre zuvor ein schmerzlicher Einschnitt, als neben dem Radiojournalisten der ersten Stunde, Kurt Zurfluh, immer mehr Journalistinnen und Journalisten eingestellt wurden. Weiter entwickelt hat sich in den 34 Jahren auch die Technik: Schleppten die Reporter früher die zehn Kilogramm schweren, in der Schweiz entwickelten Nagra-Aufnahmegeräte mit sich herum, werden heute ­Interviews auch mal mit dem Smartphone geführt und online ins Studio überspielt.

Stetig gestiegen ist das Arbeitspensum für die Trägerschaft, sodass die Emmentalerin ihre Pensen für Regionalstudio und die Sendetechnik alsbald kürzen musste. Und die gewachsenen Ansprüche machten aus der Sekretärin die Geschäftsführerin der SRG.Z, die ganz nebenbei einen ­mehrjährigen kaufmännischen Führungskurs absolvierte und sich zur Webassistentin und «Eventmanagerin» weiterbildete.

Das Leben danach

Seit 29. Februar ist das Pult nun geräumt, sind die Schlüssel abgegeben. Die engagierte SRG-Mitarbeiterin schaltet einen Gang runter. «Ich freue mich auf mein neues Leben!» Ideen habe sie schon viele, strahlt Therese Rauch: Trekkingtouren, sich IT-mässig auf dem Laufenden halten und all die Freundschaften, die zu kurz kamen oder in den letzten Jahren entstanden sind, pflegen. Als Mitglied in drei Sektionen der SRG hat sie sich bereits zu den ersten Anlässen angemeldet. Sie kann es eben nicht lassen! Danke Therese.

Text: Patricia Diermeier
Bilder: Dany Schulthess (Headerbild), zVg. (kleines Bild)

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