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Sport am Fernsehen – wie viel ist er uns wert?

Wie entwickelt sich der globale Markt für die Vergabe von Übertragungsrechten bei Sportveranstaltungen und was bedeutet das für die Schweizer Medien? Diese und andere Fragen wurden am «Feierabendgespräch» der SRG Aargau Solothurn diskutiert.

Mit dabei waren Claudia Lässer, Mitglied der Geschäftsleitung/Programmleitung Teleclub; Pierre Hagmann, Medienchef/Kommunikationsverantwortlicher und Geschäftsleitungsmitglied EHC Olten; Notker Ledergerber, Stabschef SRF Sport und Daniel Brunner-Ryhiner, Leiter Branding Helvetia. Das Gespräch führte Peter Moor-Trevisan, Präsident der SRG AG SO.

Sind teurere Übertragungsrechte wünschenswert?

Eben erst wurden die neuen Verträge der Sportrechte von Eishockey und Fussball für die nächsten Jahre abgeschlossen. Sie wurden zu deutlich höheren Preisen vergeben als die vorgängigen. Das hat Konsequenzen für die Klubs, diese erhalten nämlich zukünftig mehr Geld. Allerdings ist die Verteilung nicht für alle zufriedenstellend. Pierre Hagmann ärgert sich als Vertreter eines Nationalliga-B-Klubs, dass der Schlüssel im Eishockey 1:10 sei, also A-Klubs zehnmal so viel erhielten wie B-Klubs. «Dies zementiert die Differenz erst recht. Die A-Klubs werden dieses Geld vornehmlich in Spielerlöhne investieren. Wir B-Klubs werden dadurch immer mehr abgehängt.»

Auch andere sind nicht glücklich mit den steigenden Kosten der Sportrechte. Teleclub beispielsweise hat die Übertragungsrechte für Eishockey aus Kostengründen an UPC verloren. Claudia Lässer: «Wir werden sehen, wie dies beim Publikum ankommt. Allerdings haben wir uns nie als Eishockey-Kanal verstanden. Wir hoffen, mit dem Fussball weiterhin eine grosse Kundschaft zu halten – Fussball ist nämlich unsere Kernkompetenz und die Breite, mit der wir Fussball zeigen, unsere Stärke.»

Zusätzlich schwer wiegt die tiefe Refinanzierungsquote von Sportübertragungen. Diese ist nämlich gemäss Notker Ledergerber schon fast verschwindend klein: «Lediglich 10-15% der Investitionen in die Sportübertragungen können wir refinanzieren. Man muss sich als Anbieter den Sport also leisten können.» Im Sponsoring sei es entscheidend, dass man einen langen Atem habe, betonte Daniel Brunner-Ryhiner. Helvetia sei zwar sehr breit als Sponsor engagiert, aber der Schwerpunkt auf dem Schneesport zahle sich aus: «Wir werden gut wiedererkannt.»

Lokal versus global

Die Sportrechte in den einzelnen Ländern sind mittlerweile ein globales Geschäft. So steht hinter dem Schweizer Netzbetreiber UPC ein äusserst finanzstarker Fond, nämlich Liberty. Dieser handelt ausschliesslich gewinnorientiert, lokale Interessen und Vorlieben spielen keine Rolle. Daniel Brunner-Ryhiner geht davon aus, dass «schon bald Liberty diktiert, welche Sportarten am Fernsehen gezeigt werden, und welche nicht. Dies wird aber dazu führen, dass sich Sportbegeisterte wieder vermehrt dem lokalen Sport zuwenden und in die Stadien gehen, in denen ihr Lieblingsklub spielt.»

Ledergerber meint zu dieser Thematik: «Es ist für den Sport enorm wichtig, dass ‹einheimische› Medien Sport übertragen. Nur diese können ein attraktives Programm machen. Wichtig ist für die Zuschauer nämlich, dass Emotionen mit Geschichten drum herum transportiert werden.» Genauso sieht es Lässer: «Die Hintergrundberichte und Reportagen kann und will kein internationaler Player machen, dazu braucht es die heimischen Medien.» Und diese funktionieren im Sport hervorragend zusammen, wie es scheint: «SRF ist Lizenznehmer von UPC und Teleclub und in dieser Position sehr zufrieden», meint Ledergerber. Lässer pflichtet dem bei: «Auf keinen Fall möchten wir auf die Zusammenarbeit mit SRF verzichten.»


Die Feierabendgespräche der SRG Aargau Solothurn finden ein bis zwei Mal jährlich statt und widmen sich Themen für ein breites Publikum.


Text: SRG AG SO

Bild: SRF/Matthias Willi

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