Ansicht Frontseite Haus. Auf dem oberen Balkon stehen die 5 Protagonistinnen und Protagonisten
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Religionen und Medien auf dem Prüfstand

In der ersten Sitzung im neuen Jahr stand im Publikumsrat SRG.D Experimentelles und Bewährtes auf dem Programm. Besprochen wurden der TV-Vierteiler «WG der Religionen» sowie die Diskussionssendung «Medienclub».

Schweizer Radio und Fernsehen initiierte mit der «WG der Religionen» ein TV-Experiment in vier Folgen. Dabei lebten während rund dreier Wochen ein Christ, eine Muslimin, ein Jude, eine Buddhistin und ein Atheist in einer Wohngemeinschaft und probten das interreligiöse Zusammenleben auf Zeit. Dies mit dem Ziel, den Mitbewohnerinnen und Mitbewohnern ihren Glauben bzw. ihre persönlichen Weltanschauungen näherzubringen.

Gemeinsam mit dem TV-Publikum lernten die Protagonistinnen und Protagonisten dabei Religion, Rituale, Überzeugungen und Grundwerte der anderen WG-Mitglieder kennen. Die Kamera nahm die Zuschauenden mit auf eine Kultur- und Entdeckungsreise, die zu verschiedenen Schauplätzen führte und Lernprozesse sowie Konfliktfelder, aber auch Gemeinsamkeiten innerhalb der Gruppe aufzeigte.

Der Publikumsrat freut sich, dass Fernsehen SRF den Mut hatte, sich auf unkonventionelle Weise mit dem Thema Religion auseinanderzusetzen. Er ist überzeugt, dass mit diesem unterhaltsamen Format, das mehr von Persönlichkeiten als von tiefgründigen theologischen oder weltanschaulichen Auseinandersetzungen lebt, ein breites Publikum angesprochen werden kann. Gefallen haben dem Gremium insbesondere der Respekt und die Dialogkultur, vor allem aber die Offenheit, mit der sich die fünf sympathischen Protagonistinnen und Protagonisten begegnet sind.

Nicht einig war sich der Rat, inwiefern die «WG der Religionen» zu einem wirklichen Erkenntnisgewinn beigetragen hat. Freuten sich die einen über die Harmonie in der Gruppe und überraschende neue Informationen, so fehlte anderen der Zündstoff und sie kritisierten, dass vieles nicht oder oberflächlich erklärt wurde und Kontroversen untereinander zu wenig abgebildet wurden. Einhellige Kritik gabs für die zeitweilige Abwesenheit einiger Gruppenmitglieder, insbesondere aber für die Darstellung des Atheismus, die im Kontext der Sendungen als zu wenig fundiert oder verzichtbar empfunden wurde.

Übers Ganze gesehen zeigt sich der Publikumsrat von den vier Episoden und dem Konzept der Sendung aber positiv überrascht und er ermuntert die Verantwortlichen, weiterhin derartige Experimente zu wagen.

«Medienclub» unverzichtbar

«Der Medienclub» existiert seit November 2015 als eigenständiges Gefäss und ist laut Sendebeschrieb «die Diskussionssendung, in welcher spezifische Medienthemen vertieft beleuchtet werden». Die Talkrunden, die mindestens vier Mal im Jahr auf Fernsehen SRF 1 ausgestrahlt werden, haben zum Ziel, sich mit Umwälzungen und Tendenzen in der Medienbranche zu beschäftigen und Raum für «Reflexion, Analyse und Selbstkritik» zu bieten. In der Gästerunde kommen Journalistinnen, Verleger, Medienexpertinnen und andere Branchenkenner zu Wort, die unter der Leitung des Moderators diskutieren, «wie Medien funktionieren, wie Medienprodukte realisiert werden und wie sie sich auf die Gesellschaft auswirken.»

Der «Medienclub» gehört für den Publikumsrat zum unverzichtbaren Angebot eines Service-public-Senders. Die Ratsmitglieder loben die journalistische Qualität, die Relevanz und die Glaubwürdigkeit der Sendung und sind sich sicher, dass dieses Sendegefäss zum besseren Verständnis der Medienrealität und der Wirkungsweise von Medien beiträgt. Die Gesprächsatmosphäre wird dank der kompetenten, respektvollen Leitung des Moderators als ruhig, sachlich und wohlwollend empfunden. Der Rat wünscht sich jedoch mehr kritisches Nachfragen und regt an, die Zügel etwas lockerer zu lassen, damit vermehrt Diskussionen unter den Gästen entstehen können

Optimierungsmöglichkeiten ortet der Publikumsrat in einer für die Zuschauerinnen und Zuschauer besser nachvollziehbaren Struktur und Systematik der Sendung, aber auch in der Dauer, die als zu lang empfunden wird. Das Gremium fragt sich überdies, ob es nicht sinnvoll wäre, den Ausstrahlungsmodus vermehrt der Aktualität anzupassen und den «Medienclub» näher an die Themenplanung der Diskussionssendung «Club» heranzuführen und so einem breiteren Publikum zugänglich zu machen.


Text: Publikumsrat SRG.D

Bild: Gruppenbild der fünf Protagonistinnen und Protagonisten der TV-Serie «WG der Religionen», SRF.

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