
«Medienclub»: Mordfall Rupperswil – Journalismus versus Voyeurismus
Die Schlagzeilen zum Vierfachmord überschlagen sich: Da ist die Rede von der «Bestie von Rupperswil», vom «Gesicht des Bösen». Die Journalisten durchleuchten das Privatleben des mutmasslichen Mörders, der Opfer und Angehörigen. Grenzenloser Voyeurismus oder legitimer Anspruch der Medienkonsumenten? Dieser Frage geht der «Medienclub» unter der Leitung von Franz Fischlin nach.
Der Vierfachmord von Rupperswil: Er wird als eines der aufsehenerregendsten und schlimmsten Verbrechen der Schweiz bezeichnet. Und auch eines der rätselhaftesten. Am 13. Mai informiert die Aargauer Polizei die Medien über ihren Fahndungserfolg. Der mutmassliche Mörder: ein unauffälliger Mann, wohnhaft in Rupperswil. Nach eigenen Angaben Student. Er engagiert sich in der Freizeit in verschiedenen Fussballklubs.
Seit der Tat Ende Dezember 2015 recherchieren Journalisten vor Ort, sprechen mit Angehörigen. Hinzu kommen Interviews mit Psychologen und Forensikern. Es werden Thesen auf- und Mutmassungen angestellt. Nachdem der Mann verhaftet worden ist, geht es erst recht los. Viele private Details werden enthüllt: dessen Wohnort, die Distanz zum Haus des Opfers, Informationen zu seiner Familie, zu seiner Tätigkeit als Fussballtrainer. Auch das Gesicht des mutmasslichen Mörders ist gut erkennbar auf diversen Titelseiten zu sehen.
Befriedigen die Medien damit bloss den Voyeurismus ihrer Konsumenten? Oder heiligt der Zweck die Mittel in Anbetracht unseres Anspruches auf eine lückenlose Berichterstattung im Falle eines solch aussergewöhnlichen Ereignisses? Wie steht es mit dem Persönlichkeitsschutz? Wo sind ethische und juristische Grenzen überschritten worden? Wie gehen die Behörden mit den Bedürfnissen der Medien um?
Unter der Leitung von Franz Fischlin diskutieren im «Medienclub»:
- Katia Murmann, Mitglied Chefredaktion SonntagsBlick
- Rainer Stadler, Medienredaktor Neue Zürcher Zeitung NZZ
- Rena Zulauf, Medienrechtlerin
- Roland Wenger, «Mediensprecher Seetal Selection»
Ausstrahlung: Dienstag, 24. Mai 2016, 22.30 Uhr, SRF 1
Text: SRF
Bild: Porträt Franz Fischlin, SRF / Oscar Alessio
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