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SRG Deutschschweiz Ombudsstelle

Mangelnde Berichterstattung über Handball bei Radio SRF und srf.ch/sport beanstandet

5959
Mit Ihrer E-Mail vom 26. April 2019 haben Sie die Berichterstattung über Handball bei Radio SRF und srf.ch/sport beanstandet. Ihre Eingabe erfüllt die formalen Voraussetzungen an eine Beanstandung. Somit kann ich auf sie eintreten.

A. Sie begründeten Ihre Beanstandung wie folgt:
Nach dem ich mehrmals das SRF auf die katastrophale Berichterstattung über Handball hingewiesen habe, wende ich mich nun an Sie.

Momentan laufen die Handball-Playoffs und das SRF hat bis jetzt nichts darüber berichtet. Weder auf der Homepage in den Sozialen Medien oder im Radio. (Fernseher kann ich nicht beurteilen.)

Im Zeitraum vom 10. bis 26. April wurden 4 Artikel über die Handball-EM-Quali erstellt.

Im gleichen Zeitraum gab es 14 Artikel über Sport der USA (NHL, NBA und MLB).

Nach Art. 7 a. RVTG muss ein wesentlicher Anteil des Inhalts über Schweizer Sport sein.

Mir ist klar das man auch über erfolgreiche Sportler in ausländischen Ligen berichten will.

Aber es gibt kaum Berichte über Andy Schmid (6 Berichte in einem Jahr) und Nikola Portner (3 Be­richte in einem Jahr). Im Gegensatz zu Roman Josi (15 Berichte seit Januar).

Handball als 5 grösste und mit am dritt meisten Zuschauer hat ein sehr Schlechtes Verhältnis Face­book Artikel zur Anzahl Mitglieder.

Handball: 9479 Mitglieder pro Artikel
Fussball: 2017 Mitglieder pro Artikel
Eishockey: 525 Mitglieder pro Artikel

Meiner Meinung nach verstösst das SRF in den Mannschaftsportarten gegen das Vielfaltsgebots.

Sportart

Vereine

Mitglieder

Zuschauer pro Spiel

Fussball

1440

281’521

Ca. 11’000

Unihockey

416

32’356

Ca. 500

Volleyball

503

29’396

Ca. 400

Eishockey

275

26’257

Ca. 7’000

Handball

247

18’958

Ca. 800

Quellen: Vereine & Mitglieder, Zuschauer: Handball, Unihockey, Eishockey, Volleyball, Fussball

Artikel zwischen 10. – 26. April 2019

Sportart

Srf.ch

Facebook

Instagram

Total

Handball:

4

2

1

7

EM-Quali

4

2

1

7

Playoffs

0

0

0

0

Fussball:

90

60

>150

International

15

37

26

78

Schweiz

Unzählige

38

25

>63

Irrelevant *1)

15

9

24

Eishockey:

50

27

>77

NHL

>7

10

2

21

International

3

3

0

6

Schweiz

Unzählige

37

25

>62

NBA

7

4

4

15

Baseball

0

2

2

4

Sport USA

14

16

8

38

*1) Beiträge die keinen Grossen Informationsgehalt haben und nur zur Belustigung dienen.

B. Ihre Beanstandung wurde der zuständigen Redaktion zur Stellungnahme vorgelegt. Herr Hansjörg Wyss, Inputer Chefredaktion Sport, schrieb:

Ich nehme Stellung zur Beanstandung 5959, in der bemängelt wird, dass in den Radioprogrammen und auf der Website von srf.ch/sport zu wenig über Handball berichtet wird.

Die Berichterstattung aller SRFSport-Vektoren basiert auf der SRG-Sportstrategie.Hier werden alle Sportarten und Ereignisse aufgrund journalistischer, sportlicher, strategischer und finanzieller Kriterien eingestuft. Der Sport lässt sich programmlich nicht in ein starres System einordnen, wie das nachfolgende Drei-Säulen-Modell, welches zentraler Bestandteil der Sportstrategie ist, illustriert. Kern­punkt ist, dass nicht einzelne Sportarten oder -events im Zentrum stehen, sondern die Balance zwi­schen den drei Säulen, auf denen der Sport SRG SSR basiert.

1. Säule: Schweizer Sportlerinnen und Sportler (Einzel- und Teamsportler aus der Schweiz)

2. Säule: Sportveranstaltungen in der Schweiz

3. Säule: Internationale Top-Events (Olympische Spiele, Fussball WM und EM, Ski WM, UEFA Champi­ons League, Formel 1, Leichtathletik EM und WM, Tennis Grand Slam etc.)

Die Reihenfolge der Säulen entspricht grundsätzlich den Prioritäten. Die Sportpolitik der Unterneh­menseinheiten der SRG SSR entspricht primär der grundsätzlichen Einstufung, berücksichtigt aber auch regionale Eigenheiten. Somit wird auch gewährleistet, dass in der Gesamtsicht ein wesentlicher Anteil des Inhalts dem Schweizer Sport gilt (Art. 7a. RTVG), bedeutet aber vice versa nicht, dass auch pro Sportart oder Event ein Schweizer Schwerpunkt vorhanden sein muss.

Handball gehört SRFintern zum „SRG-Konstrukt“ Indoor-Sports, in dem zusätzlich auch Volleyball, Unihockey und Basketball in Absprache mit den verschiedenen Verbänden programmiert werden. Da­rin ist momentan im Handball festgehalten, dass im Cup der Final (Männer und Frauen) und in der Meisterschaft die Playoff-Finals der Frauen am TV oder auf der Website/SportApp live gezeigt werden dürfen. Für die Playoff-Finals der Männer besitzt SRF keine Live-Rechte (nur Highlight-Rechte).

Im SRF-Radio und im Web gelten dieselben Abmachungen. Der früher standardisierte Resultatservice mit Verlesen der Resultate am Radio ist ein Relikt aus vergangenen Zeiten, heute lassen sich mit weni­gen Klicks in verschiedenen Portalen oder auf Social Media die Resultate jederzeit und sehr schnell ab­rufen. Deshalb setzt SRF Radio und Multimedia auf Geschichten oder herausragende Ereignisse, wie dies in den letzten Wochen mehrmals auf beiden Vektoren gemacht wurde (u.a. Story zu Trainer Mar­tin Rubin, Andy Schmid oder die Finanzen von Pfadi Winterthur). Während den Playoff-Finals, also dann in der entscheidenden Phase mit Ermittlung des Meisters, werden Resultate aktuell vermeldet werden. Zudem ist beizufügen, dass es im Handball auf der SportApp einen Resultate-Service der Meisterschaft gibt, zu finden hier.[1]

Es werden vor allem die SRF-Vektoren Radio und Multimedia bemängelt und der Vektor Fernsehen wird leider nicht erwähnt, wo in den letzten Wochen mehrmals live über die internationalen Spiele der Handball-Nationalmannschaft berichtet wurde, wo zweimal Akteure (Andi Schmid, Martin Rubin) im Sportpanorama als Gast aufgetreten sind und wo in den nächsten Wochen die Handball-Playoff-Finals live zu sehen sind.

Als Fazit halte ich fest: Handball wird auf allen SRF-Sport-Vektoren entsprechend seiner Stellung im Vergleich mit anderen (Spiel)-Sportarten und seiner Einbindung ins Projekt Indoor-Sports wertentspre­chend behandelt. Die SRF-Programmverantwortlichen haben aber Verständnis, wenn ein Handballfan sich im Vergleich mit den Top-Sportarten wie Fussball oder Eishockey weniger gut informiert fühlt und sie versichern, Handball auch künftig seiner aktuellen Wertigkeit entsprechend Platz im Programm zu geben.

C. Damit komme ich zu meiner eigenen Bewertung. Sie werfen SRF vor, die Berichterstattung über Handball in seinen Radioprogrammen und auf der Website von srf.ch/sport sei viel zu klein. Zusätzlich monieren Sie, dass SRF in den Mannschaftsportarten gegen das Vielfaltsgebot verstosse.

Ich beginne mit dem Vielfaltsgebot. Im Radio- und Fernsehgesetz[2] heisst es im Art. 4 Abs. 4: «Kon­zessionierte Programme müssen in der Gesamtheit ihrer redaktionellen Sendungen die Vielfalt der Ereignisse und Ansichten angemessen zum Ausdruck bringen. [...]» und weiter steht im Art. 5a10 be­züglich der Mindestanforderungen an das übrige publizistische Angebot der SRG, was im konkreten Fall also die Online-Berichterstattung auf srf.ch/sport betrifft: «Von der Redaktion gestal­tete Beiträge im übrigen publizistischen Angebot der SRG müssen den Programmgrundsätzen nach den Artikeln 4 und 5 genügen. Das Vielfaltsgebot (Art. 4 Abs. 4) gilt ausschliesslich für Wahl- und Abstimmungs­dossi­ers». Wie Ihnen Herr Hansjörg Wyss, Inputer Chefredaktion Sport, in seiner Stellung­nahme er­klärt hat, basiert die Berichterstattung aller SRFSport-Vektoren auf der SRG-Sportstrate­gie, wo sämtliche Sportarten und Sportereignisse aufgrund festgelegter Kriterien eingestuft wer­den. Ausserdem hat er Ihnen das Drei-Säulen-Modell erläutert.

Sie sehen, es gilt für SRF eine Menge journalistischer, sportpolitischer, strategischer sowie finanzieller Merkmale abzuklären und es wird nichts dem Zufall überlassen, worüber auf welchem Verbreitungs­kanal, in welcher Art und mit wieviel Sendeminuten oder Textanteilen berichtet wird oder nicht. Es steckt also eine seriöse und gut durchdachte Planung dahinter bei dem auch immer einmal wie­der über Randsportarten berichtet wird. Insgesamt wird SRF dadurch dem Gesetzespassus «Kon­zessionierte Programme müssen in der Gesamtheit ihrer redaktionellen Sendungen die Vielfalt der Ereignisse und Ansichten angemessen zum Ausdruck bringen» gerecht. Für das Online-Angebot gilt das Vielfaltsgebot ausschliesslich für Wahl- und Abstimmungsdossiers.

Wenn ich mich auf srf.ch/sport und auf der SRF Sport App nach Handball umsehe, erhalte ich eine er­staunliche Anzahl an Informationen. So gibt es eine übersichtliche und ausführliche Site[3] mit Re­sultaten (NLA Männer, NLB Männer, WM Männer, SPL1 Frauen). Ausserdem erhalte ich dutzende ak­tuelle Beiträge über Handball, wenn ich bei srf.ch/sport im Suchfeld «Handball» eingebe.[4] Insge­samt zeigt mir die Übersicht per Stand von heute 1258 Treffer für Handball an.

Über alles gesehen, komme ich zum exakt gleichen Schluss wie Herr Hansjörg Wyss: «Handball wird auf allen SRF-Sport-Vektoren entsprechend seiner Stellung im Vergleich mit anderen (Spiel)-Sportar­ten und seiner Einbindung ins Projekt Indoor-Sports wertentsprechend behandelt». SRF verletzt das Vielfaltsgebot nicht. Aus dem Ge­sagten ergibt sich, dass ich Ihre Beanstandung nicht unterstützen kann.

D. Diese Stellungnahme ist mein Schlussbericht gemäß Art. 93 Abs. 3 des Radio- und Fernseh­geset­zes. Über die Möglichkeit einer Beschwerde an die Unabhängige Beschwerdeinstanz für Radio- und Fernsehen (UBI) orientiert die beigelegte Rechtsbelehrung. Für Nachfragen stehe ich gerne zur Verfü­gung.

Mit freundlichen Grüssen
Manfred Pfiffner, stv. Ombudsmann

[1] https://www.srf.ch/sport/resultcenter/results#handball/nla

[2] https://www.admin.ch/opc/de/classified-compilation/20001794/201607010000/784.40.pdf

[3] https://www.srf.ch/sport/resultcenter/results#handball/nla

[4] https://www.srf.ch/suche?q=Handball

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