Wie gut informiert ist die Jugend?
Wir haben mit vier Personen zwischen 15 und 25 gesprochen und wollten wissen: Wie informieren sich junge Menschen heute – und wie schützen sie sich vor Fake News? Die Wortmeldungen stehen exemplarisch für die Ergebnisse der ersten grösseren Onlineumfrage, die der neu ausgerichtete Publikumsrat der SRG Deutschschweiz in diesem Frühling durchgeführt hat.

«Ich würde mir mehr Sachlichkeit wünschen»
Vera, 25, Basel
«Ich glaube, viele in meinem Alter haben nur eine kurze Aufmerksamkeitsspanne. Deshalb brauchts einen einfachen, schnellen Zugang zu Informationen. Das gilt für Social Media, aber auch für Newsplattformen im Netz. Oft lese ich bei «20 Minuten» deshalb nur den Lead oder die Zusammenfassung am Anfang. Nur wenn es mich genügend interessiert, lese ich weiter.
Die sozialen Medien haben diese Art der Informationsverbreitung perfektioniert. Ich bewege mich vor allem auf Instagram und TikTok, bin also auf der Suche nach Informationen abhängig von meinem Smartphone.
Ich konsumiere dort aber nicht nur Videos von Influencern, ich habe Medienhäuser wie SRF, CNN oder BBC abonniert. Da gibt es inzwischen richtig guten Content, der mir das Wichtigste vermittelt und auch komplexe Sachverhalte verständlich erklärt. Wenn mich ein Thema packt, dann tauche ich ein und suche mir zusätzliche Informationen.
Mir ist sehr bewusst, dass ich bei meiner Art des Medienkonsums Fake News begegnen kann. Viele Beiträge in den sozialen Medien sind auch nicht unbedingt falsch, aber haben eine einseitige Perspektive. Deshalb ist mir wichtig, mir verschiedene Standpunkte anzuhören, bevor ich mir meine Meinung bilde.
Ich würde mir deshalb zum Teil mehr Sachlichkeit auf den sozialen Medien wünschen. Auch wenn mir bewusst ist, dass viele Videos auf Instagram oder TikTok primär über Emotionen funktionieren und das zum Storytelling der Plattformen gehört.»
«Vertrauen ist wichtig»
Carmen, 15, Kilchberg (ZH)
«Zu Hause schaue ich ab und zu gemeinsam mit meinen Eltern Nachrichtensendungen im Fernsehen – wenn auch nicht mehr so oft wie früher. Ich informiere mich vor allem online über frei zugängliche Medien wie «Blick» oder «20 Minuten». Oder ich lese die «NZZ» über das Abo meiner Eltern. Ich informiere mich auch auf Social Media, weil ich dort ebenfalls spannende Beiträge entdecken kann.
Inhalte auf den sozialen Medien finde ich aber zum Teil problematisch. Viele Videos sind fake, oder es sind Beiträge von Leuten, die ungeprüfte Informationen verbreiten. Was mir hingegen gefällt, sind Erklärvideos, die auf eine junge Zielgruppe ausgerichtet sind und die wirklich einen Mehrwert bieten.
Das leisten inzwischen viele klassische Medien wie zum Beispiel SRF auf diesen Plattformen. Ihre Videos sind gut gekennzeichnet und professionell gemacht. Ich kann darauf vertrauen, dass die Inhalte dort korrekt und seriös aufbereitet sind. Das finde ich sehr wichtig.»

«Neutral gibt es auf Youtube nicht»
Destan, 25, Neuenhof (AG)
«Ich informiere mich vor allem auf Youtube. Mich interessieren geopolitische Themen wie der Ukrainekrieg, Nahost oder die aktuellen Entwicklungen in den USA. Der Algorithmus der Plattform versorgt mich mit entsprechenden Videos. Das ist praktisch, ich muss nicht lange nach immer weiteren Inhalten suchen. Es ist eher umgekehrt, die Videos finden mich. Ich schaue mir viele Beiträge mit politischen Kommentaren an, in denen Hosts das aktuelle Geschehen einschätzen.
Mir ist bewusst, dass auf YouTube vieles dramatisiert wird und die Inhalte oft eine bestimmte politische Bubble ansprechen. Eine neutrale Sicht gibt es auf Youtube nicht, vor allem in Bezug auf die USA konsumiere ich meist Videos aus dem liberalen Spektrum. Ich habe auch schon versucht, mir Inhalte der konservativen Seite anzeigen zu lassen, um das ganze Meinungsspektrum zu erfahren. Doch da bin ich leider schnell auf problematischen Profilen gelandet.
Ich fühle mich insgesamt besser informiert als mein direktes Umfeld. Ich wünschte mir manchmal, dass wir mehr über politische Themen diskutieren könnten. Oft fehlt uns aber eine gemeinsame Informationsbasis, das erschwert einen spannenden Austausch. Viele in meinem Alter sind newsdepriviert, sie informieren sich nur über Social Media. Und wer nicht aktiv den Profilen von Medienhäusern folgt und sich für deren Inhalte interessiert, kommt leider kaum mit Nachrichten in Berührung.»

«Ich will keine Fake News weiterverbreiten»
Soraia, 15, Winterthur (ZH)
«Mir werden ab und zu Fake News angezeigt. Zum Beispiel wird auf Social Media behauptet, dass eine berühmte Person kürzlich gestorben sei. Solche Videos versuchen, möglichst viel Aufmerksamkeit zu erregen. Ich persönlich habe kein Verständnis dafür, warum jemand so etwas postet.
Wenn ich bei einer Information unsicher bin, prüfe ich meistens über Google, ob sie stimmt oder nicht. Es ist mir wichtig, dass ich keine falschen Inhalte an meine Freundinnen und Freunde schicke und damit Fake News weiterverbreite.
Bei News und Informationen auf Social Media ist mir wichtig, dass die Beiträge seriös gemacht sind. Ich muss merken, dass die Angaben sauber recherchiert wurden. Am ehesten vertraue ich Profilen von Medienhäusern wie «20 Minuten» oder SRF. Bei Videos, die es mir einfach auf meiner «For You»-Page von TikTok anzeigt, bin ich skeptischer.
Wem ich beispielsweise aber auch vertraue, ist das TikTok-Profil von «Herr Anwalt». Das ist ein deutsches Profil, auf dem es viele Videos über die unterschiedlichsten aktuellen Themen gibt. Er erklärt die Sachverhalte unkompliziert und spannend – nicht im eher monotonen Rhythmus von klassischen Nachrichtensprecherinnen und -sprechern. So finde ich News interessant: wenn sie mich ansprechen und zeigen, weshalb ein Thema besonders relevant ist.»
Umfrage des Publikumsrats: So informieren sich junge Menschen
Junge Menschen und Medien: Der Publikumsrat der SRG Deutschschweiz befragte in der ersten grossangelegten Onlineumfrage Personen zwischen 14 und 35 Jahren zu ihrem Informationsverhalten. Eveline Hipeli, Präsidentin des Publikumsrats, ordnet die Ergebnisse im Interview ein.