Journalismus in der Krise: Das sagt die Statistik

Journalismus – ein Handwerk steckt in der Krise. Weltweit sind Medienschaffende immer stärkerer Restriktion ausgesetzt. Und auch in der Schweiz steht der Berufsstand vor grossen Herausforderungen. Das zeigt unter anderem die Statistik.

Norwegen führt weltweit die Rangliste der Pressefreiheit an, welche die Non-Profit-Organisation Reporter ohne Grenzen jährlich publiziert. Die Schweiz belegt darin den neunten Rang und erreicht mit 83,26 Index-Punkten zwar eine im Vergleich hohe Punktzahl, verpasst aber die Lagebewertung «gut» dennoch knapp.

361 Journalistinnen und Journalisten weltweit waren laut dem Committee to Protect Journalists (CPJ) im Jahr 2024 inhaftiert. Die meisten davon in China (50), Israel und den besetzten palästinensischen Gebieten (43), Myanmar (35), Weissrussland (31) und Russland (30). Die Zahlen basieren auf Schätzungen des CPJ. Wie schwierig solche Schätzungen sind, zeigt sich unter anderem darin, dass Reporter ohne Grenzen die Zahl inhaftierter Journalistinnen und Journalisten deutlich höher, nämlich auf 550 schätzt.

Tätliche Angriffe auf Journalistinnen und Journalisten haben sich 2024 im Vergleich zum Vorjahr laut einem Bericht des Europarats verdreifacht. Die Zahlen basieren auf Meldungen von Presserechtsverbänden. Eine andere Studie («Feindbild Journalist:in») zählte allein in Deutschland 98 verifizierte tätliche Angriffe auf Medienschaffende – ein Rekordwert. Besonders Lokaljournalistinnen und -journalisten sind betroffen. Dabei stelle die extreme Rechte die grösste Bedrohung dar, so die Studie. Doch nicht nur Gewalt setze die Pressefreiheit unter Druck. Insbesondere der öffentlich-rechtliche Rundfunk sei dem Versuch politischer Einflussnahme ausgesetzt, beispielsweise durch drastisch gekürzte Mittel, so der Bericht des Europarats.

6788 Franken beträgt der Medianlohn von Journalistinnen und Journalisten in der Schweiz laut einer Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) im Jahr 2024. 40 Prozent der Branche verdienten aber weniger als 5601 Franken monatlich.

78 Prozent der Journalistinnen und Journalisten in der Schweiz erlebten laut derselben ZHAW-Studie bereits erniedrigende oder hasserfüllte Äusserungen, die direkt auf sie gezielt hatten. 39.Prozent der Journalistinnen und Journalisten machen sich Sorgen um ihre psychische Gesundheit.

9700 Journalistinnen und Journalisten arbeiteten laut Bundesamt für Statistik im Jahr 2022 in der Schweiz. Im Jahr 2012 waren es noch 12’200. Positiv: Der Frauenanteil stieg in dieser Zeit. Lag dieser vor 25 Jahren noch bei 33 Prozent, kletterte er bis 2023 auf 44 Prozent. Nur: Bis heute verdienen Frauen weniger. Zum Teil, da in Leitungspositionen von Schweizer Medien Frauen nach wie vor untervertreten sind – zum Teil aber auch, weil Frauen zu schlechteren Bedingungen angestellt werden als Männer.

Näher dran mit dem Mitgliedermagazin

Dieser Text erschien zuerst im «LINK», dem Magazin für alle Deutschschweizer Mitglieder der SRG. Sie interessieren sich für die Entwicklungen in der Schweizer Medienlandschaft, in der SRG und deren Unternehmenseinheiten? Mit «LINK» erhalten Sie fünf Mal jährlich spannende Beiträge zu den Entwicklungen im Journalismus, über den medialen Service public und die Menschen dahinter.

Jetzt anmelden

Text: SRG.D/pz

Weitere Neuigkeiten