Preisträger bilden Veränderung der Medienlandschaft ab

Von Walter Roderer, Kurt Felix und Ingrid Grave über Hanspeter Trütsch, Carmen Fenk und Mona Vetsch bis zu Rainer Stadler und SRF-Sport: Die insgesamt 50 Preisträgerinnen und Preisträger des Radio- und Fernsehpreises der Ostschweiz machen deutlich, wie die Medienlandschaft sich in den letzten gut 60 Jahren entwickelt hat.

– Von Erich Niederer

1952 beschloss die Ostschweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft, die Vorgängerin der heutigen SRG Ostschweiz, einen Preis zu schaffen, um damit «verdiente Träger des Kulturlebens, die sich im Radioschaffen auszeichneten, öffentlich zu ehren». Die Preissumme betrug CHF 1000 und wurde von den Ostschweizer Kantonen gespendet. Vorerst war es ein Radio-, ab den 1970er Jahren ein Radio- und Fernsehpreis. Die Preissumme wurde kontinuierlich angehoben; seit einiger Zeit beträgt sie CHF 10 000 und wird weiterhin von den Kantonen St. Gallen, Thurgau, Graubünden, Glarus, Appenzell Ausser­rhoden und Innerrhoden entrichtet.

Männer des «gehobenen Worts» und der Musik ausgezeichnet

Fast 25 Jahre lang waren es «das gehobene Wort», «das literarische Wort» oder die ernste Musik – alle vornehmlich von Männern produziert –, die mit dem Preis ausgezeichnet wurden. Zu den Preisträgern zählten die bekanntesten Ostschweizer Autoren, so Kaspar Freuler, Dino Larese, Georg Thürer, Eduard Stäuble, Fritz Lendi, Alois Senti, und Musiker wie Paul Huber und Niklaus Meyer. Erste Preisträgerinnen nach einem Dutzend Männer waren die Autorinnen Maria ­Dutli-Rutishauser und Eveline Hasler.

Gleichzeitig mit der Etablierung des ­Radiopreises wurden von der SRG ­Ostschweiz auch jährliche Beiträge für ­Werkförderungen gesprochen, etwa zur «Unterstützung Appenzellischer Volksmusik» oder zur «Belebung der Hausmusik», für Chorlieder oder «Radio-Opern», (Mundart-)Hörspiel-, Lieder-, Reporter- oder Chordirigentenwettbewerbe sowie die Komposition eines Ostschweizer Radiomarsches oder eines Ostschweizer Chorwerkes. So wurde beispielsweise 1957 dank Werkförderung die Kammeroper «Das Schaufenster» mit Musik von Paul ­Huber und Text von Dino ­Larese im Stadttheater St. Gallen uraufgeführt und später im Radio ausgestrahlt.

Die Absicht hinter dieser Werkförderung, die bis Mitte der 1960er Jahre finanziert wurde, bestand einerseits darin, Kulturschaffende zur Arbeit für das (neue) Medium Radio zu motivieren, und anderseits, Ostschweizer Themen ins Radioprogramm zu bringen.

Professionalisierung brachte Aufgabenteilung

Die zunehmende Professionalisierung der Programmarbeit von Radio und Fernsehen führte in den 1970er Jahren zu einer neuen Aufgabenteilung zwischen der SRG-Trägerschaft und dem Unternehmen DRS. Fortan waren die Programmkommissionen der Mitgliedgesellschaften nicht mehr «Programmvermittler» oder «nebenamtliche Programmgestalter», sondern regten nur noch an, nahmen Publikumswünsche auf,

kontrollierten und stellten die Verbindung zum Publikum her. Die Anregung zum nebenberuflichen Programmschaffen oder zur «Erschliessung von Programmquellen» mittels Werkförderung war nicht mehr notwendig. Die täglichen Lokalsendungen waren etabliert, und professionelle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter belieferten die Radio- und Fernsehprogramme mit Beiträgen aus den Regionen. Der Radio- und Fernsehpreis diente und dient heute noch deshalb namentlich der Qualitätsförderung und Würdigung professioneller Arbeit.

Von Filmproduzenten über Moderatorinnen bis zu Musicstars

So erhielten Mitte der siebziger Jahre erstmals zwei Filmproduzenten (John und ­Rosmarie Schläpfer) und Mitte der achtziger Jahre ein Fernsehproduzent (Max ­Peter Ammann) den Radio- und Fernsehpreis. In den letzten Jahrzehnten wurden Dokumentarfilmer (Andreas Baumberger, Kuno Bont, Friedrich Kappeler), Fernsehproduzenten (Andreas Moser, Daniel ­Blickensdorfer), Aktualitätenjournalisten (Hanspeter Trütsch, Susanne Brunner, ­Roland Wermelinger), Moderatoren und Moderatorinnen (Beat Antenen, Schwester Ingrid Grave, Mona Vetsch), ja sogar Musicstars (Carmen Fenk) ausgezeichnet. Sie oder ihre medialen

Archivbilder: 1 Müller, Glarus / 2–3 Tagblatt St. Gallen / 4–11 SRF / 12 Anna-Tina Eberhard

Leistungen hatten, wie es das Reglement verlangt, einen engen Bezug zur Ostschweiz. In den letzten Jahren erhielten auch Medienschaffende, die nicht bei oder für SRF arbeiteten, den Preis, so das Kinder- und Jugendradio des Kinderdorfes Pestalozzi, das private Fernsehprojekt Tele D oder NZZ-Journalist ­Rainer Stadler, der alle Medien von aussen betrachtet und kritisch würdigt.

Mehr Wettbewerb

Inskünftig sollen Trägerschaftsmitglieder und die Öffentlichkeit ein Wort mitreden dürfen bei der Auswahl der Auszuzeichnenden. Per öffentliche Ausschreibung ­sollen Interessierte ermuntert werden, ­Vorschläge für auszeichnungswürdige Medienschaffende und Leistungen einzureichen. Die Präsidentin der Programmkommission der SRG Ostschweiz, Hildegard Jutz, verspricht sich davon eine breite ­Basis für die Auswahl der Preisträgerinnen und Preisträger und eine grosse Nähe zur medieninteressierten Öffentlichkeit. Dass damit der älteste Medienpreis der Ostschweiz noch bekannter wird, ist eine willkommene Begleiterscheinung. Auch mit dem neuen Prozedere werden die Preisträgerinnen und Preisträger von der Programmkommission nominiert und ihre Wahl vom Vorstand bestimmt.

Erich Niederer

SRF-Sportteam erhielt Radio- und Fernsehpreis 2014 der Ostschweiz

Das Team von SRF Sport, dem auf­fallend viele Ostschweizerinnen und Ostschweizer angehören, erhielt kurz vor Weihnachten im Pfalzkeller in St. Gallen den Radio- und Fernsehpreis 2014. Ausschlaggebend waren seine ausserordentlichen Leistungen im Sportjahr 2014 mit zahlreichen Gross­ereignissen wie den Olympischen ­Spielen in Sotschi, der Fussball-WM in ­Brasilien, der Leichtathletik-EM in Zürich und der Kilchberger Schwinget. An der Preisübergabe vermochte das Team viel Publikum und Delegationen aus Regierungen, Parlamenten und Verbänden zu begeistern, indem Matthias Hüppi mit Filmausschnitten sowie Gesprächen mit Regisseur Beni Giger, Kommentator Dani Kern und Projektleiterin Silvia Exer das Sportjahr nochmals Revue passieren liess. Der St. Galler Regierungsrat Beni Würth würdigte die Preisträger im Namen der Ostschweizer Regierungen; Schwingerkönig Jörg Abderhalden hielt die Laudatio. Die Präsidentin der Programmkommission, Hildegard Jutz, überreichte Sportchef Urs Leutert den Preis, notabene den 50. Radio- und Fernsehpreis der Ostschweiz. Die ­Preis­summe schenkte SRF Sport gleich ­weiter: je zur Hälfte der CP Schule in St.Gallen für Klettertage und der Stiftung «Denk an mich» für ein Wintersportlager für Sehbehinderte.

SRF-Sportchef Urs Leutert nimmt stellvertretend für die gesamte Sportredaktion den Preis von Hildegard Jutz, Präsidentin der Programmkommission, entgegen. Bild: Thomas Züger

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