Eine Radiowanderung «wiä friäner»

Über 40 Jahre lang lockten die Radiowanderungen jeden Sonntag Hunderte in die freie Natur. Zum Andenken an die damaligen Wanderpioniere lud die SRG Obwalden die ­«Rotsocken» im Jubiläumsjahr der Obwaldner Wanderwege zum Marsch rund um Sachseln.

«Chum Bueb und lueg dis Ländli ah» – so tönte es ab 1961 jedes Wochenende auf Radio Beromünster. Hunderte Wander­vögel – auch Frauen – folgten dem Ruf und erkundeten in ihren roten Socken Sonntag für Sonntag gemeinsam ihr Heimatland.

Initiiert wurde die Radiowanderung von der damaligen Schweizerischen Arbeits­gemeinschaft für Wanderwege (SAW), ­heute Schweizer Wanderwege, die zuständig ist für das über 62 000 Kilometer lange Wanderwegnetz. Ihr damaliger Präsident, der Zuger Fridolin Stocker (1898 – 1964), ­moderierte im Turnus mit «Wanderpapst» Albert Rohrer (1919 – 2007) aus Obwalden die beliebte Sendung.

Ihren Höhepunkt erlebten die Volksaufläufe Ende der 1970er Jahre, als bis zu 1500 «Rotsocken» loszogen – ob die ­Sonne lachte oder es regnete, singend und jodelnd, mit Militärschuhen, in Rock oder Anzug mit Hut. Als um die Jahrtausend­wende aber nur noch ein paar Dutzend dem Ruf von Freiheit und Natur folgten, wurde die Sendung 2002 eingestellt.

2009 liess die SRG Zentralschweiz das ­Radiowandern wieder aufleben. Jedes Jahr organisiert eine andere Sektion unter ­prominenter Führung eine Wanderung für die Mitglieder. Dieses Jahr war die SRG ­Obwalden an der Reihe. Als Urs Wallimann, Präsident der Obwaldner Wanderwege, aus Anlass des 60-Jahr-­Jubiläums eine Wanderung Anfang ­Oktober unter dem Motto «wiä friäner» vorschlug, zögerte Fabio Rondelli nicht ­lange. Der Präsident der SRG Obwalden fand es spannend, «das Gemeinschafts­erlebnis aus dem letzten Jahrtausend noch einmal aufleben zu lassen», zumal die letzte Radiowanderung in seinem Kanton stattgefunden hatte: Damals führte ­Albert Rohrer von der Frutt übers Älggi bis zur Stöckalp.

Rund 80 Wandervögel nahmen die abwechslungsreichen Pfade rund um ­Sachseln unter die Füsse. Die meisten davon waren schon zu Zeiten der Wander­pioniere unterwegs und schätzten es daher besonders, dass auch deren Kinder, Madeleine Sidler-Stocker und Peter Rohrer, ganz in klassischer Wandermontur, an­wesend waren.

Am Gedenkstein für Fridolin Stocker, der 1965 bei der Einweihung des Sachsler ­Seewegs beim Strandbad gesetzt worden ist, erinnerten sich die Wandervögel der ­Pionierleistung, die das Wandern bis heute gemäss Bundesamt für Sport zur belieb­testen und weitverbreitetsten Sportart in der Schweiz werden liess. Natürlich stand auch die Mittagsrast ganz im Zeichen der Tradition: «Wiä friäner» gab es «Obwaldner Bratchäs mit Cheli», einem über dem Feuer zubereiteten Kaffee mit Hochprozentigem, begleitet vom Handörgeler Glais Rohrer.

Wer auch noch einmal bei einem Radiowandern-Erlebnis dabei sein möchte: Nächsten Frühling lädt die SRG Luzern zum «Mai-Bummel».

Text: Patricia Diermeier
Bilder: Obwaldner Wanderwege

Tipp! Sehen Sie sich die Radiowanderung von 1965 auf YouTube an:

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