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«Mission Microlotta» – Mit dem RTR-Bus unterwegs zum rätoromanischen Publikum

RTR ist für viele Bünderinnen und Bünder ein Stück Identität. Und mit einem simplen Motto hat der Sender für die rätoromanische Schweiz den Sprung ins neue Medienzeitalter geschafft: Wir gehen dorthin, wo die Leute sind – ob auf Social Media oder an der Landwirtschaftsmesse.

Microlotta ist nicht mehr die Jüngste, doch wo sie auftaucht, zieht sie die Blicke auf sich. Ihr Alter steht ihr ja auch besonders gut, und der gutmütige wie auch etwas kecke Blick aus ihren grossen, runden Augen lässt Herzen schmelzen. Ihr Name setzt sich zusammen aus den rätoromanischen Wörtern für Mikrofon und Wohnwagen, erhalten hat sie ihn von einem RTR-Hörer im Rahmen einer öffentlichen Namenssuche. In Tat und Wahrheit ist die 38-jährige Schöne deutlich mehr als ein Wohnwagen mit Mikrofon – Microlotta ist eine Art konvergenter VW-Bus, mit welchem sich der rätoromanische Sender seinem Publikum präsentiert: Auf der einen Seite geben vier grosse Bildschirme und drei iPads Einblicke in das Fernseh-, Online- und Social-Media-Angebot von RTR, auf der anderen können sich Besucherinnen in Radiosendungen einschalten und mit Moderatoren chatten, dazu läuft über den Lautsprecher das Radioprogramm.

«Sprichst du Rumantsch?»

Heute, an einem regnerischen Samstag Morgen im April, macht Microlotta an der Landwirtschaftsmesse Agrischa in Ilanz-Glion Station – so etwas wie der Olma des Bünderlands. Es werden Kühe prämiert, Pferde präsentiert und es wird für lokale Produkte geworben. Trotz des trüben Wetters strömen die Besucherinnen und Besucher schon am Morgen in Scharen auf das Festgelände.

Es sind viele Familien mit Kindern, die sich in den ersten Stunden dem Oldtimer mit dem High-Tech-Innenleben nähern. Empfangen werden sie von Tamara Deflorin (29), Leiterin Marketing und Kommunikation bei RTR und Marina Morgenthaler (23), verantwortlich für Medienpartnerschaften und Events. «Discurras ti rumantsch?» – sprichst Du Rumantsch? –, werden die Besucher als erstes gefragt. Die meisten antworten mit ja. Ebenso auf die nächste Frage: ob sie RTR kennen. Den Kindern ist jeweils die Kindersendung Minisguard ein Begriff, die Älteren kennen alle Telesguard, die regionale Tagesschau, und den Radiosender.

Was viele jedoch nicht wissen: RTR ist weit mehr als das. Seit einigen Jahren setzt das junge Team konsequent auf Online. Tamara Deflorin erklärt: «Weil die Jungen heute nicht mehr zu uns kommen, gehen wir dorthin, wo sie sind: auf Facebook, Instagram, Whatsapp oder Snapchat». So hat auch die Website des Jugendangebots «Battaporta» – das sowieso nur online abrufbar ist – seit letztem Jahr nicht einmal mehr eine eigene Website. Als viel erfolgreicher hatte sich herausgestellt, die Inhalte direkt über Social Media zu publizieren.

VJs mit Handykameras

Für einen kleinen Sender wie RTR mit sehr beschränkten Sendeplätzen gibt es noch einen weiteren, guten Grund, auf Online zu setzen: Das Internet bietet fast unbeschränkte Möglichkeiten, Inhalte zu verbreiten. Ein zentrales Anliegen des Teams am heutigen Tag ist es denn auch, die App «Play RTR» bekannter zu machen. Über sie sind die Inhalte des Senders bequem abrufbar, darunter auch viele kurze Videos, meist von VJs produziert oder Mobile-Journalisten mit einer Handykamera aufgenommen.

Die Reaktionen an diesem Morgen zeigen: Microlotta und ihr Team sind auf der richtigen Spur. Denn der Sender, der in der eigenen Sprache darüber berichtet, was in der Region läuft, erfreut sich immer noch grosser Beliebtheit. Viele verbinden mit ihm auch ein Stück Heimat. Dass ihr Sender im Mobile- und Social-Media-Zeitalter angekommen ist, diese Nachricht muss sich allerdings erst noch so richtig in den Tälern verbreiten. Und wie liesse sich das charmanter tun als mit einer reifen, sympathischen Schönheit wie Microlotta?

Microlotta-Besucherinnen und -Besucher über RTR

  • Ursin Ulber, 12, Lantsch/Lenz: «Mir gefällt Minisguard wegen der Sprache – es ist ja die einzige Sendung für Kinder auf Romanisch.»
  • Rudolf Mirer, 74, Ilanz: «In Telesguard erfährt man, was in der Region passiert. Sie berichten über Dinge bei uns, die bei SRF nicht kommen. Auch Radio Rumantsch gefällt mir, es ist etwas von uns. Als Obersaxer spreche ich zwar Deutsch, aber ich verstehe Romanisch. Ich finde gut, dass das Romanische gepflegt wird.»
  • Flavia Willy, 36, Cumbel: «Ich höre RTR und schaue Telesguard und Cuntrasts zum Romanischlernen. Ich komme aus dem Engadin – hier in der Surselva, wo ich nun lebe, sprechen sie ein anderes Romanisch.»
  • Andri Gebhard, 7, Cumbel: «Ich finde es total cool: Gestern bin ich am Fernsehen gekommen. Wir hatten Projektwoche Zirkus in der Schule und RTR hat uns gefilmt. Hier konnte ich auf dem iPad die Sendung noch einmal sehen. Und im Radio war ich auch schon.»
  • Patricia Cadruvi, 33, Ruschein: «Radio RTR läuft bei uns dauernd. Fersehsendungen schaue ich manchmal auch auf dem Internet nach, vor allem für die Schule, ich bin Teilzeitlehrerin. RTR bedeutet für mich Heimat: Wenn man mal in Zürich war und auf der Rückfahrt in Sargans wieder Radio Rumantsch empfängt, dann fühlt man sich endlich wieder zu Hause. Es gehört einfach zur Identität: die Sprache und die romanischen Lieder, die gespielt werden.»

Die Haltestellen von «Microlotta» von Juni bis November 2016: 04. bis 05.06.2016: Lenzerheide, Bezirksmusikfest; 12.6.2016: Flims, Bündner-Glarner Kantonalschwingfest; 21. bis 23.7.2016: Degen, Open Air Lumnezia; 19 bis 21.8.2016: Chur, Churer Fest; 10 bis 11.09.2016: Jenins, Weinfest; 16 bis 17.09.2016: Mels/Sargans, Pizolpark; 13 bis 16.10.2016: Ilanz: Handels- und Gewerbemesse ILHGA; 12.11.2016: Chur, Langer Samstag


Text: SRG.D / Florian Blumer

Bild: SRG.D / Bild v.l.: Marina Morgenthaler und Tamara Deflorin © RTR

«Mission Microlotta»

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