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«50 Jahren wird man nie gerecht»

Mit einer Spezialsendung, heute Mittwoch, 3. Januar 2018, feiert SRF 50 Jahre «Rundschau». Moderator Sandro Brotz und Redaktorin Samira Zingaro sprachen über die Sendungsvorbereitungen und ihre Beobachtungen.

SRF: Ihr habt euch gründlich mit den letzten 50 Jahren «Rundschau» beschäftigt. Wie hat sich das Politmagazin gewandelt?
Sandro Brotz: Heute setzen wir mehr auf Exklusivität – auf eigene Geschichten und eigene Zugänge. Das hat auch mit der Konkurrenz rundherum zu tun. In unseren Beiträgen und in der Umsetzung der Interviews spürt man die DNA der «Rundschau». Ich habe auch den Eindruck, dass es eine zunehmende Personalisierung der Sendung gab, die mit Hannes Britschgi angefangen hat. Hannes, der die Leute auf dem Heissen Stuhl in die Mangel nahm, war sozusagen das Markenzeichen für die Sendung. Zudem ist es schwieriger geworden, Studiogäste vor die Kamera zu holen. Wegen der Konkurrenz, aber auch der «Firewall» rund um den gewünschten Gast, die uns abblockt, bevor wir zu der Person selber durchdringen. Und wenn die Person zusagt, kommt sie oft mit eingeimpften Argumentarien. Aber es ist dann mein Job, daraus ein echtes Gespräch entstehen zu lassen.

Samira, du hast das Archiv durchforstet. Was ist dir bei der Recherche aufgefallen?
Samira Zingaro: Mich beeindruckte, welche Persönlichkeiten der Weltpolitik wir schon vor der Kamera hatten: Ruhollah Chomeini, Michail Gorbatschow, Willy Brandt, Helmut Kohl, Schimon Peres und viele mehr. Ein bekanntes Beispiel ist das Interview mit Baschar al-Assad vor einem Jahr. Ich wusste schon, dass Erich Gysling 1983 Assads Vater interviewt hatte. Dass er das Gespräch auf arabisch geführt hatte, war mir nicht bewusst. Einige Interviews aus den Anfängen der Sendung waren zum Teil ellenlang. Am Inhalt gibt es nichts auszusetzen, aber aus heutiger Sicht sind sie eher verfilmtes Radio. Übrigens haben viele renommierte Journalistinnen und Journalisten einst bei der «Rundschau» gearbeitet.

Wie habt ihr es geschafft, 50 Jahre Sendungsgeschichte in eine Jubiläumssendung zu packen?
Samira Zingaro: 50 Jahre sind eine lange Zeit, der wird man nie gerecht. Es gibt eine riesige Auswahl an guten und sehenswerten Geschichten im Archiv – wir haben nach Brainstorming und verschiedenen Sitzungen schliesslich einen Fokus gelegt.

Was erwartet das Publikum in der Spezialsendung?
Samira Zingaro: Wir bilden vor allem ab, was die «Rundschau» ausmacht: Recherchen, Reportagen und Interviews. Die «Rundschau» realisierte schon immer beeindruckende Reportagen aus der Schweiz, aber auch aus dem Ausland. Viele «Rundschau»-Recherchen, besonders ab den 90er-Jahren, schlugen hohe Wellen. Hiervon zeigen wir eine Auswahl, wie den Beitrag über die Löhne bei der Migros Genossenschaft Aare, der die Einführung eines Mindestlohns bewirkte. Ein weiterer Rückblick zeigt, welche mächtigen Personen der «Rundschau» ein Interview gaben. Und dann gibt es natürlich noch den Gesprächsteil mit Sandro, Erich Gysling und Hannes Britschgi.

Wieso wird der Gesprächsteil der Jubiläumsausgabe in schwarz-weiss ausgestrahlt?
Sandro Brotz: Das war eine geniale Idee von Samira, die vom Team - vor allem auch von Rhea Mandanis von der Gestaltung – begeistert aufgenommen und umgesetzt wurde. Wir wollen damit möglichst nah an das Seherlebnis von 1968 kommen – zumindest, was die Studioteile mit meinen beiden Gästen betrifft.

Zum Schluss noch eine persönliche Frage: Was ist eure erste Erinnerung an die «Rundschau»?
Samira Zingaro: Ich habe kürzlich einen Tagebucheintrag entdeckt, den ich ungefähr mit zwölf Jahren geschrieben hatte. Da steht, dass ich am liebsten die «Rundschau» schaue, weil ich sie die wichtigste Sendung finde. Bei uns in der Familie hat man diese Sendung regelmässig geschaut. Das Signet, das anfangs der 90er-Jahre für die «Rundschau» verwendet wurde, löst in mir bis heute ein Gefühl aus – es ist eine Kindheits- und Jugenderinnerung.

Sandro Brotz: Für mich ist Erich Gysling die personifizierte Erinnerung an die Sendung. Er ist ein Mensch, der mir den Blick hinaus in die Welt vermittelt hat.


Ausstrahlung: Mittwoch, 3. Januar 2018, 20.55 Uhr, SRF 1


Text: SRF/Rahel Dondiego

Bild: SRF/Oscar Alessio

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