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«Wir müssen uns öffnen»

Die Trägerschaft muss bekannter werden, um ihre ­Brückenfunktion zwischen der SRG und der Bevölkerung überhaupt wahrnehmen zu können. Aber wie? Im Interview spricht Peter Moor Trevisan, Präsident der SRG Aargau Solothurn über eine neue Idee.

Die Diskussionen im Vorfeld der No-Billag-Abstimmung haben gezeigt, dass der SRG-Verein ­weit­gehend ­unbekannt ist.
Peter Moor-Trevisan: Das ist richtig. Sie haben aber auch gezeigt, dass unser Anliegen bei der Bevölkerung sehr gut ankommt. Die Frage ist nun, wie wir unseren grundlegenden Auftrag der Brückenfunktion wahrnehmen sollen.

«Die Frage ist nun, wie wir unseren grundlegenden Auftrag der Brückenfunktion wahrnehmen sollen.»

Sie möchten also sofort mehr ­Mitglieder gewinnen?
Wir haben schweizweit 24'000 Mitglieder. Das sind gerade mal drei Promille der Bevölkerung. Hätten wir zehnmal mehr, also 240'000 Mitglieder, würden wir eine gewisse Breitenwirkung erreichen. Aber ich zweifle, ob die bisherige Strategie von «mehr Mitglieder» der richtige Weg ist. Denn zum einen ist das sehr aufwändig, zum anderen sehr teuer: Wir bräuchten eine vollprofessionelle Mitgliederbetreuung, aber die Mitgliederbeiträge dafür würde niemand bezahlen.

Wenn nicht mehr Mitglieder, wie soll sich der Verein dann mehr Gehör in der ­Öffentlichkeit verschaffen?
Wir haben bereits vor zwei Jahren eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die sich mit der Mitgliedschaft beschäftigt, so auch mit der Frage, was uns überhaupt legitimiert, einen Beitrag von unseren Mitgliedern zu erheben, bzw. welchen Mehrwert wir unseren Mitgliedern bieten können. Das ist immer weniger: keine Rabatte mehr im SRF-Shop, keinen exklusiven Zugang zu Sendungen et cetera. Zum anderen wird nächstes Jahr die Haushaltsgebühr eingeführt. Da wird es noch schwieriger zu erklären, warum jemand bei uns im Verein nochmals zahlen sollte.

Aus der Politik kommt ja auch die Forderung nach einer Mitgliedschaft für alle ...
Diese Frage drängt sich tatsächlich auf, denn es gibt zweifellos mehr Leute, die sich aktiv mit dem öffentlichen Radio und Fernsehen auseinandersetzen, als solche, die einen Beitrag zahlen möchten. Wir sind deshalb auch zum Schluss gekommen, uns zu öffnen, um mehr Menschen erreichen zu können. Unter dem Arbeitstitel «Forumsmitgliedschaft» möchten wir Interessierten die Möglichkeit geben, sich in einer qualifizierten Form einzubringen, ohne sich zu etwas zu verpflichten.

«Es gibt zweifellos mehr Leute, die sich aktiv mit dem öffentlichen Radio und Fernsehen auseinandersetzen, als solche, die einen Beitrag zahlen möchten.»

Wie finden Sie die Interessierten für die ­Forumsmitgliedschaft?
Zuerst suchen wir unter den Mitgliedern: Wir haben alle Mitglieder mit einer Karte gebeten uns zu sagen, wofür sie sich besonders interessieren und ob sie bereit wären, etwas selbst zu machen. In einem zweiten Schritt schreiben wir in einem Testlauf rund 40'000 Einwohnerinnen und Einwohner in einem geografisch beschränkten Gebiet an, das typisch für unsere Region ist, also teils städtisch, teils Agglomeration.

Welches Echo erwarten Sie?
Aufgrund von Erfahrungen dürfen wir mit rund 150 Rückmeldungen rechnen. Diesen Interessierten möchten wir die Möglichkeit der aktiven Beteiligung bieten. Dies in der Hoffnung, dass unter den 150 vielleicht 10 Personen sind, die bereit sind, Initiative zu ­ergreifen und dabei die anderen 150 mitzureissen – zum Beispiel indem sie ein Public Viewing eines kontroversen Beitrags organisieren, über den anschliessend gemeinsam diskutiert wird. Das Ganze ist ein Experiment mit offenem Ausgang: Wir wollen den Leuten zwar Unterstützung bieten, aber ihnen grosse Freiheit lassen.

Dann hätten Sie aber zwei Arten von ­Mitgliedern: Die, die zahlen, und die, die einfach mitmachen?
Da sind wir noch am Diskutieren. Es gibt zwei Varianten: entweder den Mitgliederbeitrag für alle abschaffen oder eben eine Art Forumsmitgliedschaft. Diese Mitglieder sind dann in unserer Datenbank und somit Teil unserer Organisation. Aber es gäbe Anlässe, die für die zahlenden Mitglieder gratis sind, die anderen müssten einen kleinen Betrag bezahlen. Wichtig ist einfach, dass wir mehr Leute erreichen – auch um den in der neuen Konzession geforderten «permanenten Dialog mit der Bevölkerung» zu erfüllen.

Und wie soll das finanziert werden?
Wenn der Bundesrat möchte, dass die Trägerschaft eine aktive Auseinandersetzung mit der Bevölkerung betreibt, dann muss er sich bewusst sein, dass das etwas kostet. Das kann nicht mehr über Mitgliederbeiträge beglichen werden. Dafür muss eine andere Finanzierung gefunden werden – aber es darf keinesfalls zulasten des Programms gehen!


Möchten Sie sich im Verein aktive engagieren? Melden sie sich unter: info@srgagso.ch


Text: Patricia Diermeier Reichardt

Bild: SRF/Oscar Alessio

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