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SRG Deutschschweiz Ombudsstelle

«SRF Nuovo», Zeitraumbeanstandung

6058
Mit Ihrer Online Eingabe vom 11. Juli 2019 haben Sie «Nuovo SRF» in der Zeit vom 15. Februar bis 11. März beanstandet. Ihre Eingabe erfüllt die formalen Voraussetzungen an eine Beanstandung. Ich behandle sie als Zeitraumbeanstandung und kann somit auf sie eintreten.

A. Sie begründeten Ihre Beanstandung wie folgt:

Die fehlende politische Vielfalt von Nouvo SRF. Nouvo SRF ist sehr einseitig. Die Videos werden auf verschiedenen Plattformen an unterschiedlichen Daten publiziert, daher hier als Beispiel die Publikatio­nen auf Twitter[1] – seit Mitte Februar sind 24 Videos publiziert worden, Themen: Geschlechterverhältnis (6), Umweltschutz (5), Politik generell (3), Gesundheit (3), Ungleichheiten (2), Benachteiligte Gesell­schaftsgruppen (2), Arbeitswelt (2), Gentrifizierung (1). Die Videos zum Geschlechterverhältnis sind ausschliesslich abgekupferte Ideen von aus den USA stammenden grossangelegten Feministischen Kampagnen. Ungleichheiten zuungunsten von Männern bzw. Diskriminierung von Männern werden komplett ignoriert. Beispiele für mögliche Themen, die nicht aufgegriffen werden: "Tiefer Männeranteil am Gymi - inwiefern werden Jungs in der Volksschule diskriminiert?", "Diskriminierung von männlichen Stellenbewebern durch explizite oder implizite Frauenquoten", "Nicht nur mehr Top-Manager, sondern auch mehr Obdachlose, Suizide etc. - Männer gehen von Natur aus mehr Risiko im Leben, Top oder Flop". Die Videos zum Umweltschutz sind ebenfalls alle aus Linker Perspektive. Es gibt hier durchaus verdankenswerterweise auch Einiges darüber, was der Einzelne besser machen kann, aber wenns poli­tisch wird, dann ist es einseitig und geht nur darum, Argumente der "Gegenseite" des linken Mainstreams zu "debunken". Die Videos zu Ungleichheiten und Gentrifizierung sind alle ebenfalls klar Links. Warum können ausnahmsweise nicht auch mal linke Mythen mit Fakten "debunked" werden? Beispielsweise, derjenige im Video erwähnte Mythos, dass in den USA Schwarze mit grösserer Wahr­scheinlichkeit von der Polizei erschossen werden? Die Daten sagen: es werden generell mehr Weisse von der Polizei erschossen, berücksichtigt man den Bevölkerungsanteil, dann mehr Schwarze, berück­sichtigt man aber zusätzlich auch noch die deutlich höhere Kriminalität der Schwarzen und dass diese dadurch gemessen am Bevölkerungsanteil deutlich häufiger Polizisten in brenzlige Situationen bringen, dann werden wiederum Weisse in ähnlichen Situationen häufiger von amerikanischen Polizisten er­schossen als Schwarze. Die Videos zu den Benachteiligten Gesellschaftsgruppen und der Arbeitswelt sind einigermassen neutral gehalten. Geradezu manipulativ einseitig sind hingegen die Videos zu Poli­tik generell. Im Video "World Wide Wut" vom 10.3. werden die Linken und EU-Befürworter generell als Protestierende mit gerechtfertigten, vernünftigen und lösungsorientierten Anliegen präsentiert, wohin­gegen Konservative, Liberale und Gegner der Machtzentralisierung in Europa quasi in eine Reihe mit Goebbels gestellt werden, als Leute, die einfach "Wut" haben und deren "Emotionen man verstehen" und in "richtige Bahnen lenken" muss. Mit anderen Worten: Konservative, Liberale und EU-Gegner sollte man wie Psychiatriepatienten behandeln - aber keinesfalls deren Anliegen inhaltlich ernst neh­men! Das ist extrem beleidigend und respektlos. Sehr erhellend ist, dass die von den Mächtigen in Pa­ris sich ignoriert fühlenden "Gillets Jaunes" aus der Provinz oder die von den Mächtigen in Brüssel im­mer wieder hintergangenen EU-Gegner im Video nicht zu den "Benachteiligten" gezählt werden - ein­fach nur weil sie keine "progressiven" Anliegen vertreten. Das Video erinnert stark an totalitäre Propa­ganda von Diktaturen, die nett aufgemachte Formate produzieren, wo teilweise sogar durchaus ver­nünftiges Expertenwissen dargelegt wird, gleichzeitig aber alle politischen Gegner in einen Topf ge­worfen und dann mit Bildern beispielsweise eines Goebbels in Verbindung gebracht werden. Dazu: im Video über die Europawahlen wird Jean-Claude Junckers höchst eigenwillige Aussage über sich selbst ("ich bin ein Freund der Schweiz") einfach Eins-zu-eins als Tatsache dargestellt wird, ohne es zu hin­terfragen oder zumindest offen zu lassen. Und selbst in einem Video zu einem neutralen Thema wie "Psychischer Nothelferkurs" wird natürlich auch noch eine Michelle Obama von den "Democrats" ins positive Licht gerückt. Dass in einem solchen Kontext ein Konservativer auch mal so positiv dargestellt würde, ist auf Nouvo SRF wohl kaum denkbar. Und im Video mit den von Journalisten aufgedeckten politischen Skandalen wird natürlich kein einziger Skandal eines Linken Politikers mit aufgezählt. Zu­sammenfassend: SRF sollte insgesamt divers sein und die in einer Demokratie mit Abstand wichtigste Diversität ist die politische Diversität. Davon ist das Format Nouvo SRF meilenweit entfernt. Etwa 1/3 der Beiträge sind neutral, 2/3 haben einen starken Linksdrall, davon sind einige sogar Linkspopulis­tisch oder im Fall des Videos "World Wide Wut" sogar Linksextrem (könnte inhaltlich von einer Kom­munistischen Gruppierung oder KGB-Propaganda zu Zeiten des Kalten Krieges stammen). Ich bin ge­spannt auf Ihre Einschätzung, auch wenn ich mir nach der Ansicht des letzten Jahresberichtes keine Illusionen mache, denn dieser liest sich eher wie ein Unterstützungspamphlet der (politischen) Linie der SRF-Redaktionen, denn nach einer neutralen und "unabhängigen" Einschätzung.

B. Ihre Beanstandung wurde der zuständigen Redaktion zur Stellungnahme vorgelegt. Frau Sandra Manca, Bereichsleiterin SRF News, schrieb:

Mit Mail vom 11. März 2019 hat Herr X X eine Beanstandung gegen Nouvo eingereicht. Er kritisiert im Wesentlichen die fehlende politische Vielfalt und die Einseitigkeit der einzelnen Videos.

Die Videos von Nouvo sind von der Themenwahl bis zur Machart speziell für Social Media konzipiert. Es handelt sich nicht wie fälschlicherweise angegeben wurde um eine Serie, sondern um ein regel­mässiges Format. Die diversen Beanstandungen von Herrn X umfassen den Zeitpunkt seit Mitte Februar 2019. Wir betrachten den Fall als Zeitraumbeanstandung.

Zum grundsätzlichen Vorwurf der fehlenden politischen Vielfalt, Einseitigkeit und des «starken Links­dralls»:

Nouvo ist eine Angebotsmarke, die zum Ziel hat, junge Menschen (im Kern zwischen 24 und 30 Jah­ren) mit wichtigen Themen des Zeitgeschehens zu erreichen und mit ihnen in einen Dialog zu treten. Im Vordergrund stehen Inhalte, die für die Zielgruppe eine hohe Relevanz haben. Zu ihnen wollen wir Einordnung, Zahlen und Fakten bieten. Bei der Auswahl der Themen orientieren wir uns primär an den Rückmeldungen aus unseren bestehenden Communities in den sozialen Netzwerken.

Wir verfolgen diese Strategie gezielt im Jahr 2019, was wir auf unseren Kanälen transparent gemacht haben - wir haben dazu im Januar auf allen Kanälen einen Hinweis mit Aufruf gestartet: Wir wollten von unserer Community wissen, welche Themen sie am meisten beschäftigen und/oder Sorgen berei­ten. Sie konnten dabei Themen frei wählen und sich bei Bedarf auch an Themen orientieren, die im Jugendbarometer 2018 [2] häufig genannt worden sind [3].

Dabei wurden folgende Themen meistgenannt:

  • Klimawandel
  • Altersvorsorge
  • Nachhaltigkeit/Konsum
  • Geld
  • Diskriminierung/Ungerechtigkeit
  • Migration/Geflüchtete
  • Leistungsdruck
  • Datensicherheit
  • Traditionen
  • Gesundheit
  • Miteinander in der Gesellschaft

Die Rückmeldungen haben wir mit verschiedenen Posts öffentlich gemacht (z.B. hier [4]). Seitdem ori­entieren wir uns an den genannten Themen (auch sichtbar als Hashtags in der näheren Beschreibung unserer Social-Kanäle) und nehmen weitere Rückmeldungen aus der Community auf.

Zu vielen der genannten Themen haben wir bereits Beiträge veröffentlicht, weitere noch nicht behan­delte Themenkomplexe sind in Bearbeitung und werden folgen. Momentan recherchieren wir z.B. zur Altersvorsorge und zum Thema Datensicherheit.

Wir können nicht zu all diesen Themen gleichzeitig publizieren, und das streben wir auch nicht an. Denn wir versuchen zusätzlich, die Themen auf aktuelle Ereignisse abzustimmen (sofern passend), da wir davon ausgehen, dass genau dann ein grösserer Bedarf an Information besteht und wir dann un­seren Auftrag, in den Austausch mit unseren Nutzern zu gehen, noch besser nachgehen können. Dies haben wir zum Beispiel zum Frauenstreik 2019 getan oder mit unseren Videos zur Klimakrise in dem Moment, als die Fridays-for-Future-Bewegung gross wurde. Da die Themenkomplexe umfassend sind, bieten wir zu ihnen oftmals mehrere Videos an, die auf unterschiedliche Aspekte eingehen. Die Zahl der Videos zu einem Themenkomplex ist nicht festgelegt, sondern orientiert sich ebenfalls an den Rückmeldungen aus der Community. Nach unserem Video «Warum fällt es uns schwer aufs Fliegen zu verzichten?» stellten sich einige z.B. die Frage : «Was bringt es überhaupt, als Einzelner nachhaltig zu leben?». Dieser Frage sind wir in einem weiteren Video nachgegangen.

Die Themen sind nicht klar politisch verortbar und werden auch nicht danach gewählt, sondern orien­tieren sich an den Wissens- und Einordnungsbedürfnissen unserer Nutzer. Unser Ziel ist aufzuklären, daher arbeiten wir faktenbasiert und beziehen in unseren Videos regelmässig Studien mit ein. Die Vi­deos beleuchten ein Thema vielfältig, wie auch die folgenden Beispiele zeigen werden.

«Die Videos zum Geschlechterverhältnis sind ausschliesslich abgekupferte Ideen von aus den USA stammenden grossangelegten Feministischen Kampagnen.»

Die Videos zum Geschlechterverhältnis greifen eine Debatte auf, die in der Schweiz geführt wird. Da­bei haben wir wertfrei z.B. Fakten und Zahlen zum Thema Gleichstellung am Arbeitsmarkt[5], Teilzeit[6] und zur Betreuungssituation[7] in der Schweiz gegeben, ein Video mit Einschätzung junger Eltern[8] (Müt­ter UND Väter) veröffentlicht. Viele Videos zeigen dabei auch die Situation von Männern und Vätern auf.

«Die Videos zum Umweltschutz sind ebenfalls alle aus Linker Perspektive. Es gibt hier durchaus verdankenswerterweise auch Einiges darüber, was der Einzelne besser machen kann, aber wenns politisch wird, dann ist es einseitig und geht nur darum, Argumente der "Gegenseite" des linken Mainstreams zu "debunken".»

Der Klimawandel ist an sich kein Thema, das politisch auf der Links-Rechts-Achse verortet werden kann. 90-100% der Wissenschaftler auf dem Gebiet sind sich einig, dass der Klimawandel existiert und hauptsächlich durch den Menschen verursacht wird [9]. Bei den Massnahmen im Kampf gegen den Kli­mawandel unterscheiden sich die Ansichten je nach politischem Lager: So setzen Vertreter aus dem rechten Lager häufig auf das individuelle Verhalten (d.h. jeder soll selbst entscheiden, ob und wie stark man sich dagegen einsetzen möchte.) Vertreter aus dem linken Lager pochen dagegen häufiger auf kollektive Massnahmen und Regulierung.

Die Kritik, dass die Videos zum Umweltschutz «alle aus linker Perspektive» seien, ist für uns insofern nicht nachvollziehbar, da viele gar keine politischen Komponenten beinhalten und/oder nur individuel­les Verhalten thematisieren.

Hier eine Liste aller Beiträge zum Thema «Klimawandel»:

  • «Ein Speiseplan für Mensch und Natur»[10]: Kurzzusammenfassung einer Studie zu nachhaltiger und gesunder Ernährung.
  • «3 Gründe, aufs Fliegen zu verzichten»[11]: Hier geht es um das individuelle Konsumverhalten.
  • «Jeden Tag das gleiche Kleid»[12]: Hier geht es um das Individualverhalten einer jungen Frau, die ein Jahr lang dasselbe Kleid trägt.
  • «Warum tun wir uns so schwer damit, aufs Fliegen zu verzichten»[13]: Auch hier geht es haupt­sächlich um Individualverhalten. Es wird prominent darauf hingewiesen, dass laut einer Studie in Deutschland Wähler der Grünen Partei am häufigsten fliegen. Es wird erwähnt, dass auf Flugkerosin weniger Steuern erhoben wird als auf andere fossile Brennstoffe. Und es wird das CO2-Kompensations-System CORSIA erklärt, welchem sich die Luftverkehrsbranche selbst ver­pflichtet (d.h. keine staatliche Regulierung).
  • «3 häuf ige Argumente von Klimawandelskeptikern» : Fakten, die von einer überwältigenden Mehrheit der Wissenschaftler aus dem Gebiet getragen werden.
  • «Der Umwelt zuliebe weniger Bäume fällen»[14]: Hier geht es um eine private Initiative: Ein Forstbetrieb, der ein alternatives Geschäftsmodell verfolgt.
  • «Wie gross ist der Einfluss des Einzelnen wirklich?»[15]: In einem Gespräch mit dem Umwelt­psychologen Florian Kaiser wird abgewogen, welche Wirkung individuelles Verhalten vs. politi­sche Massnahmen haben. Bei den politischen Massnahmen werden keine konkreten Vor­schläge diskutiert. Es wird lediglich darauf hingewiesen, dass diese in einem gesellschaftlichen Diskurs ausgearbeitet und demokratisch legitimiert sein müssen.

«Die Videos zu Ungleichheiten und Gentrifizierung sind alle ebenfalls klar Links. Warum können ausnahmsweise nicht auch mal linke Mythen mit Fakten "debunked" werden? Bei­spielsweise, derjenige im Video erwähnte Mythos, dass in den USA Schwarze mit grösse­rer Wahrscheinlichkeit von der Polizei erschossen werden? Die Daten sagen: es werden generell mehr Weisse von der Polizei erschossen, berücksichtigt man den Bevölkerungs­anteil, dann mehr Schwarze, berücksichtigt man aber zusätzlich auch noch die deutlich höhere Kriminalität der Schwarzen und dass diese dadurch gemessen am Bevölkerungs­anteil deutlich häufiger Polizisten in brenzlige Situationen bringen, dann werden wiede­rum Weisse in ähnlichen Situationen häufiger von amerikanischen Polizisten erschossen als Schwarze.»

Herr Stoller zeigt nicht auf, auf welche Datenbasis er sich beruft. Wir sagen im Video: In absoluten Zahlen werden mehr Weisse erschossen, berücksichtigt man den Bevölkerungsanteil, sind es deutlich mehr Schwarze. Um eine statistisch schlüssige Aussage zu machen ist der Vergleich mit dem Bevölke­rungsanteil notwendig. Im Video[16] ging es darum, auf verschiedene Fakten zu Ungleichheiten hinzu­weisen und einen Denkanstoss zu geben (wie im Teasertext auch formuliert) und wir haben diesen einen Fakt als ein Beispiel für Diskriminierung verwendet. Unsere Quelle ist diese Studie des Guar­dian.[17]

«Geradezu manipulativ einseitig sind hingegen die Videos zu Politik generell. Im Video "World Wide Wut" vom 10.3. werden die Linken und EU-Befürworter generell als Pro­testierende mit gerechtfertigten, vernünftigen und lösungsorientierten Anliegen präsen­tiert, wohingegen Konservative, Liberale und Gegner der Machtzentralisierung in Europa quasi in eine Reihe mit Goebbels gestellt werden, als Leute, die einfach "Wut" haben und deren "Emotionen man verstehen" und in "richtige Bahnen lenken" muss.»

Kein im Video[18] gezeigter Politiker wird in eine Reihe mit Goebbels gestellt. Der Nationalsozialismus wird als absolut übelste Konsequenz dessen gezeigt, was Wut auslösen kann. Der Nationalsozialismus wird auch in der Wissenschaft und von der interviewten Expertin der Universität Zürich genannt. Im Video geht es zudem nicht um EU-Befürworter, sie kommen im Video gar nicht vor. Als Positivbei­spiele für die Konsequenzen von Wut werden die me-too-Bewegung, Martin Luther King und Nelson Mandela genannt. In all diesen Bewegung ging es um Gleichstellung. Die Vorstellung, dass alle Men­schen die gleichen Rechte haben sollten, sehen wir nicht als ein “linkes” Anliegen. Es ist ein in der Schweizer Verfassung verankertes Recht.

«Mit anderen Worten: Konservative, Liberale und EU-Gegner sollte man wie Psychiatrie­patienten behandeln - aber keinesfalls deren Anliegen inhaltlich ernst nehmen! Das ist extrem beleidigend und respektlos. Sehr erhellend ist, dass die von den Mächtigen in Pa­ris sich ignoriert fühlenden "Gillets Jaunes" aus der Provinz oder die von den Mächtigen in Brüssel immer wieder hintergangenen EU-Gegner im Video nicht zu den "Benachteiligten" gezählt werden - einfach nur weil sie keine "progressiven" Anliegen vertreten.»

Im Video wird niemand pathologisiert. Es wird nie davon gesprochen, dass jemand in die Psychiatrie soll. Das Beispiel Frankreich zeigt auf, welche Strategien die Politik anwenden kann, um mit Wut um­zugehen. Ob die Anliegen berechtigt sind, ist nicht Thema des Videos und wird auch nicht angespro­chen. Ob die Strategie Macrons aufgeht, wird nicht bewertet. Auch von Benachteiligung ist nicht die Rede.

«Dazu: im Video über die Europawahlen wird Jean-Claude Junckers höchst eigenwillige Aussage über sich selbst ("ich bin ein Freund der Schweiz") einfach Eins-zu-eins als Tat­sache dargestellt wird, ohne es zu hinterfragen oder zumindest offen zu lassen.»

Das Video erklärt, warum die Wahl der Europäischen Parlaments die Schweiz etwas angeht. Dabei wird u.a. erklärt, dass das Parlament den Kommissionspräsidenten wählt, der ein wichtiger Verhand­lungspartner für die Schweiz ist. An dieser Stelle des Videos wird erwähnt, dass der aktuelle Kommis­sionspräsident Juncker als Freund der Schweiz gilt. Dazu wird ein Statement in Form eines Zitats von Juncker gezeigt. In den Verhandlungen um das Rahmenabkommen zwischen der Schweiz und der EU spielte er eine massgebende Rolle. Es wird nicht behauptet, dass Juncker ein Freund der Schweiz ist. Diese Information wird gegeben, um zu einer weiteren Information überzuleiten: Die Sorge um seine Nachfolge. Es wurde vermutet, dass der damals aussichtsreichste Nachfolgekandidat Manfred Weber einen anderen Umgang mit der Schweiz anstrebt. Dies hatte Weber damals auch deutlich gemacht. Diese Einordnung wird mit einem weiteren Zitat aus der NZZ unterstrichen.

Und selbst in einem Video zu einem neutralen Thema wie "Psychischer Nothelferkurs" wird natürlich auch noch eine Michelle Obama von den "Democrats" ins positive Licht ge­rückt. Dass in einem solchen Kontext ein Konservativer auch mal so positiv dargestellt würde, ist auf Nouvo SRF wohl kaum denkbar.»

In der entsprechenden Sequenz[19] (ab 1:37) geht es darum, in wenigen Sekunden die Erfolgsge­schichte von «Mental Health First Aid» zu illustrieren. Dies wird u.a. dadurch erreicht, eine bekannte Persönlichkeit aufzuzeigen, die diesen Kurs absolviert hatte. Die beiden bekanntesten Personen, die diese Kurse absolviert haben, sind Michelle Obama und Lady Gaga.

«Und im Video mit den von Journalisten aufgedeckten politischen Skandalen wird natür­lich kein einziger Skandal eines Linken Politikers mit aufgezählt.»

Wir haben uns im Video[20] auf Skandale beschränkt, die zum Rücktritt von Regierungsmitgliedern führ­ten und haben dabei auf geografische Diversität geachtet. Die USA mit der Watergate-Affäre liegen da auf der Hand, da es sich dabei um den wohl folgenschwersten Politskandal in jüngerer Geschichte der USA handelt. Die Kopp-Affäre ist historisch bedeutend, weil sie zum Rücktritt der ersten Frau im Bun­desrat führte. Im Video wird dabei ausdrücklich erwähnt, dass Kopp vom Bundesgericht für unschuldig befunden wurde. Das Beispiel mit Strache ergab sich wegen des Aktualitätsbezugs.

Wir bitten Sie, die Beanstandung in diesem Sinne zu beantworten.

C. Damit komme ich zu meiner eigenen Bewertung der Sendung.

«Nouvo SRF» widmet sich Themen, die junge Menschen in der Schweiz speziell beschäftigen. Die Vi­deoserie ist für die Social-Media-Plattformen von Schweizer Radio und Fernsehen «SRF» umgesetzt worden. Diese Form der Nachrichtenvermittlung ist seit März 2017 auf allen SRG-Kanälen (RTR, SRF, RSI, RTS) vertreten. Mit Kurzfilmen werden Nachrichten und Informationen in den sozia­len Medien vermittelt. Eine Form, die, wie bereits gesagt, im Besonderen ein jüngeres Publikum an­sprechen möchte.

Zusammengefasst monieren Sie in Ihrer Beanstandung einerseits die fehlende politische Vielfalt und andererseits die Einseitigkeit der einzelnen, kurzen Beiträge. Zum ersten Punkt lässt sich nochmals festhalten, dass «Nuovo SRF» den Ansatz verfolgt, Themen, die dem Publikum unter den Nägeln brennen, aufzugreifen. Somit bestimmen also die Zuschauerinnen, Hörer und Lesenden, wo die Schwer­punkte liegen sollen. Die im Bundesgesetz über Radio und Fernsehen (RTVG)[21] verankerte Pro­grammautonomie gewährt den Verantwortlichen von SRF, dass sie «in der Gestaltung, nament­lich in der Wahl der Themen, der inhaltlichen Bearbeitung und der Darstellung ihrer redaktio­nellen Publika­ti­onen und der Werbung frei» (Art. 6 Abs. 2) sind.

Der moderne Ansatz, den die Verantwortlichen von «Nuovo SRF» verfolgen, ist also durchaus legitim. Dass nun beispielsweise das Thema «Klimawandel» häufig vorkommt, liegt aufgrund der gesellschaft­lichen Debatte auf der Hand.

Sie monieren im zweiten Punkt die «Einseitigkeit» der kurzen Beiträge und spitzen Ihre Aussage zu, dass «Nuovo SRF» einen «starken Linksdrall» aufweise. Wie bereits in der Stellungnahme von Frau Sandra Manca, Bereichsleiterin SRF News, zu lesen ist, können verschiedenste Themen gar nicht auf einer Links-Rechts-Achse verortet werden. So lässt sich beispielsweise bei Beiträgen wie «Problem: Bienensterben – Lösungsidee: Heat it up»[22], «Problem: Behindertenfeindlichkeit – Lösungsidee: Hu­mor»[23], «Wann soll man mit der 3. Säule beginnen?»[24] oder «Nothelfer für psychische Gesundheit»[25] keinerlei politische Gesinnung erkennen. Frau Sandra Manca hat zu Ihren weiteren Vorwürfen detail­liert Stellung genommen und ausführlich dargelegt, wie die Sachlage ist. Jede Ihrer Erklärung lässt sich verifizieren.

Ich habe mir ausserdem diverse weitere Kurzbeiträge von «Nuovo SRF» genau ange­sehen und kann festhalten, dass ich von einem «starken Linksdrall», den sie monieren, nichts erken­nen kann. «Nuovo SRF» berichtet sachgerecht; das Publikum wird nicht manipu­liert. Somit kann ich Ihre Beanstandung nicht unterstützen.

D. Diese Stellungnahme ist mein Schlussbericht gemäß Art. 93 Abs. 3 des Radio- und Fernseh­geset­zes. Über die Möglichkeit einer Beschwerde an die Unabhängige Beschwerdeinstanz für Radio- und Fernsehen (UBI) orientiert die beigelegte Rechtsbelehrung. Für Nachfragen stehe ich gerne zur Verfü­gung.

Mit freundlichen Grüssen,
Manfred Pfiffner, stv. Ombudsmann

[1] https://twitter.com/NouvoDE

[2] https://www.credit-suisse.com/about-us-news/de/articles/news-and-expertise/credit-suisse-youth-barometer-2018-facts-and-figures-201808.html

[3] https://twitter.com/NouvoDE/status/1087225781208571905

https://www.instagram.com/p/Bs42E-4np4g/?utm_source=ig_web_copy_link https://www.instagram.com/stories/highlights/17990801878166028/?hl=de https://www.facebook.com/NouvoDE/videos/289275005274893/

[4] https://www.instagram.com/p/BtGDmPpnn-e/?utm_source=ig_web_copy_link

[5] https://www.instagram.com/stories/highlights/18039618760154941/?hl=de

[6] https://twitter.com/i/status/1113303864785068035

[7] https://www.instagram.com/stories/highlights/18050633671060414/?hl=de

[8] https://twitter.com/i/status/1118742199544377344

[9] https://iopscience.iop.org/article/10.1088/1748-9326/11/4/048002

[10] https://facebook.com/NouvoDE/videos/2186212791696794/

[11] https://facebook.com/NouvoDE/videos/245813826317800/

[12] https://facebook.com/NouvoDE/videos/301035317111846/

[13] https://facebook.com/NouvoDE/videos/779522139083076/

[14] https://facebook.com/NouvoDE/videos/417464902360602/

[15] https://facebook.com/NouvoDE/videos/379297402905584/

[16] https://twitter.com/NouvoDE/status/1109333957642838017

[17] https://www.theguardian.com/us-news/ng-interactive/2015/jun/01/the-counted-police-killings-us-database

[18] https://twitter.com/NouvoDE/status/1104985301884198913

[19] https://facebook.com/NouvoDE/videos/2806431519428068/

[20] https://facebook.com/NouvoDE/videos/400432640554182/

[21] https://www.admin.ch/opc/de/classified-compilation/20001794/201607010000/784.40.pdf

[22] https://www.srf.ch/play/tv/popupvideoplayer?id=3596cef6-a93e-48df-9fa3-6f8cf8e0888e&startTime=2.108

[23] https://www.srf.ch/play/tv/popupvideoplayer?id=327a294a-acb2-4e69-b65a-46529ef5c70a&startTime=0.901

[24] https://www.srf.ch/play/tv/nouvo-srf/video/wann-soll-man-mit-der-3--saeule-beginnen?id=3b93e22c-dddf-4bb2-8c99-d93edee49833

[25] https://www.srf.ch/play/tv/popupvideoplayer?id=c38102f6-0ae7-4c0f-953b-85ef50ebd3e4&startTime=7.577

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