Bild von Ombudsfall: Mehr «Reformer» als «Bewahrer»
SRG Deutschschweiz Ombudsstelle

Ombudsfall: Mehr «Reformer» als «Bewahrer»

Gegen «SRF 4 News aktuell» vom 12. und 13. Februar 2020 sowie «Rendez-vous» vom 13. Februar 2020 ging eine Beanstandung ein. In den Sendungen ging es um die Stellungnahme des Papstes zur Frage der Lockerung des Zölibats im Amazonasgebiet.

Der Beanstander kritisierte die SRF-Berichterstattung im Zusammenhang mit der Entscheidung des Papstes, im Amazonas-Gebiet den Zölibat nicht zu lockern und bezeichnete die Sendungen als «einseitig und nicht objektiv.» So sei der Eindruck entstanden, dass es nur Gegner der römisch-katholischen Lehre geben würde. So sei es unbedingt nötig und fair, auch «wirkliche» Katholiken und nicht nur «umgekippte» zu Wort kommen zu lassen, da letztere nicht wirklich die römisch-katholische Lehre vertreten würden. Weiter sprach er von einer Hasstirade gegen den Papst.

Es gibt keine «unechten» Katholiken

Fredy Gsteiger, stellvertretender Chefredaktor von Radio SRF formuliert in der Stellungnahme der Redaktion zunächst seine Irritation über die Vorwürfe im Allgemeinen. «Wenn ich mir die Interviews anhöre, beziehungsweise (...) lese, höre ich in keinem einzigen Satz irgendetwas, das auch nur ansatzweise als Hasstirade gegen den Papst klingt». Zudem hält er fest, dass nicht zwischen wahren und unechten Katholiken unterschieden werden könne, da aus der Perspektive des Beobachters alle, die sich zum Katholizismus bekennen, als Katholiken zu bezeichnen seien.

Verschiedene Perspektiven

Gsteiger weist auf die ausführliche Berichterstattung von SRF zu diesem Thema hin und betont, dass die Meinung des Papstes durch den Italien- und Vatikankorrespondenten Franco Battel ausführlich dargelegt worden sei. In der Folge wurde die Entscheidung des Papstes mit mehreren Gesprächspartnern diskutiert: Zum einen mit dem bekannten Kapuzinermönch Willi Anderau, zum anderen mit dem renommierten Kirchenhistoriker Hubert Wolf. Und schliesslich mit einem offiziellen und hochrangigen Repräsentanten des Schweizer Katholizismus, mit Bischof Felix Gmür. So seien verschiedene Perspektiven in die Berichterstattung eingeflossen, wodurch sich das Publikum eine eigene Meinung habe bilden können.

Redaktionelle Freiheit

In seiner Bewertung der Sendungen schreibt Roger Blum (Ombudsmann bis 1. April 2020), dass es in der Schweiz unter den Katholiken neben den «Reformern» auch «gemässigte Reformer» und «Bewahrer» gebe und dass die Interviewpartner, die ihre Erwartungen, Hoffnungen, Enttäuschungen oder Arrangements skizzierten, alle «Reformer» oder «gemässigte Reformer» seien. Es liege durchaus in der redaktionellen Freiheit von SRF, die Interviewpartner selbst auszuwählen und das Medienhaus sei nicht verpflichtet, in Bezug auf die Tendenzen im Katholizismus ausgewogen zu sein. Daher kann Roger Blum die Beanstandung nicht unterstützen. Er empfiehlt den Redaktionen jedoch, dass künftig auch mehr Repräsentanten aus dem Lager der Bewahrer herangezogen werden sollten, da der bewahrende Flügel des Katholizismus in der Schweiz über beträchtlichen Anhang verfüge.


Zum Schlussbericht 6333

«SRF 4 News aktuell» vom 12. Februar 2020

«SRF 4 News aktuell» vom 13. Februar 2020

Zur Sendung «Rendez-vous» vom 13. Februar 2020


Text: SRG.D/lh

Bild: Papst Franziskus/Illustration Cleverclip

Diese Beiträge könnten Sie auch interessieren:

Bild von Ombudsfall: Regionaljournal war ausgewogen

Ombudsfall: Regionaljournal war ausgewogen

Gegen die SRF-Radiosendung «Spezielles Wohnungsinserat - WLAN und Smartphone im Haus nicht erlaubt» des Regionaljournals Aargau Solothurn vom 26. Februar 2020 ging eine Beanstandung ein. Die Ombudsstelle unterstützt diese jedoch nicht.

Weiterlesen

Bild von «Deville»: Amtsträger sind kritisierbar

«Deville»: Amtsträger sind kritisierbar

Gegen das «Vatikan Special» der Satiresendung «Deville» vom 12. Januar 2020 gingen drei Beanstandungen ein. Ombudsmann Roger Blum kann jedoch keine der drei Beanstandungen unterstützen. Das Radio- und Fernsehgesetz wurde in «Deville» nicht verletzt.

Weiterlesen

Bild von «Zentral soll die Vermittlung sein»

«Zentral soll die Vermittlung sein»

Ab dem 1. April 2020 ist das Duo Esther Girsberger und Kurt Schöbi als neue Ombudspersonen der SRG Deutschschweiz tätig. Der Publikumsrat ist zuständig für die Ombudsstelle – die Präsidentin Susanne Hasler nimmt zu den Neuerungen Stellung.

Weiterlesen

Alle Schlussberichte der Ombudsstelle jetzt ansehen

Teilen Sie uns Ihre Meinung mit (bitte beachten Sie die Netiquette und Rechtliches)

Lade Kommentare...
Noch keine Kommentare vorhanden

Leider konnte dein Kommentar nicht verarbeitet werden. Bitte versuche es später nochmals.

Ihr Kommentar wurde erfolgreich gespeichert und wird nach der Freigabe durch SRG Deutschschweiz hier veröffentlicht