Die Illustration zeigt den Komiker Dominic Deville im Studiodekor der Sendung "Deville" am Sendungspult sitzend und sprechend. Ein Hintergrundbild zeigt den roten Schweizer Pass.
SRG Deutschschweiz Ombudsstelle

«Deville» darf sich über Einbürgerungen lustig machen

«Deville» widmete sich in einer Spezialsendung am 3. Oktober 2021 dem Thema Einbürgerung. Ein Beanstander monierte, die Sendung sei einseitig, verbreite Unwahrheiten und betreibe Propaganda. Die Ombudsleute sehen keinen Regelverstoss, da für Satiresendungen andere Massstäbe gelten als für Informationssendungen.

Als Beleg für die Einseitigkeit der Sendung nennt der Beanstander u.a. Beispiele von Ausländerinnen und Ausländern, die im Einbürgerungsverfahren gescheitert sind. Dabei würden nur absurde Beispiele gebracht, ärgert sich der Beanstander. Die zahlreichen abgelehnten Einbürgerungsgesuche von schlecht integrierten Personen würden nicht erwähnt. Zudem missfallen dem Beanstander Formulierungen wie «Die Schweiz tue sich schwer» und sei «ausgesprochen geizig» mit Einbürgerungen. Dabei seien etliche andere europäische Länder in dieser Hinsicht deutlich strikter als die Schweiz. Insgesamt werde unter dem «Deckmänteli» der Satire Propaganda für Masseneinbürgerungen und Ausländerstimmrecht betrieben, ist der Beanstander überzeugt.

Das Satireprivileg

Die verantwortliche Redaktion verweist auf den Charakter der Satire, der die Wirklichkeit übersteigert, verfremdet, lächerlich macht. Eine Satiresendung dürfe auch einen gewissen Informationsgehalt aufweisen. Das Sachgerechtigkeitsgebot gelte für die Satire jedoch nur begrenzt. Wichtig sei, dass Satire einen wahren Kern enthalte. So seien die genannten Beispiele von abgelehnten Einbürgerungsanträgen echt. Weiter stehe die Satire im Schutzbereich von Meinungsäusserungsfreiheit und Kunstfreiheit. Die in der Sendung gemachten Aussagen liegen in den Augen der Redaktion innerhalb der Freiheiten, welche die Satire geniesst.

Verspottung erlaubt

Dieser Argumentation können die Ombudsleute folgen. Sie sind sich zwar mit dem Beanstander einig, dass «Deville» sich über das Einbürgern lustig macht. Doch das Verspotten gehöre zur Satire und werde vom Publikum sogar erwartet. Satire sei «naturgemäss einseitig, zugespitzt, provozierend und damit potenziell verletzend», so die Ombudsleute. Die Einseitigkeit sei für eine Satiresendung normal und tangiere – anders als bei einer Informationssendung – das Vielfaltsgebot nicht. Auch insgesamt sehen die Ombudsleute keinen Verstoss der beanstandeten Sendung gegen das Radio- und Fernsehgesetz.

Schlussbericht Ombudsstelle 8097

Zur Sendung «Deville» vom 3. Oktober 2021


Text: SRG.D/dl

Bild: SRG.D/Cleverclip (Illustration)

Diese Beiträge könnten Sie auch interessieren:

Bild von «Deville»: Endjahresroast

«Deville»: Endjahresroast

Am Ende bekommt dieses verflixte Jahr 2021, was es verdient: Es wird geroastet. Dominic Deville sagt ihm in diesem sehr speziellen satirischen Jahresrückblick gehörig die Meinung. Und nicht nur er. Auch seine Gäste Rebekka Lindauer, Renato Kaiser, Charles Nguela und die Nationalrätin Sibel Arslan sagen dem Jahr ungeschönt, was sie von ihm halten.

Weiterlesen

Bild von Luzia Tschirky ist Journalistin des Jahres

Luzia Tschirky ist Journalistin des Jahres

SRF-Russland-Korrespondentin Luzia Tschirky ist beim Voting des Branchenmagazins «Schweizer Journalist:in» zur Journalistin des Jahres gewählt worden. In der Kategorie Politik gewinnt Oliver Washington. Susanne Brunner wird Audiojournalistin und Hanspeter Bäni Videojournalist des Jahres.

Weiterlesen

Bild von Fall «Deville»: Satire vor einer Volksabstimmung

Fall «Deville»: Satire vor einer Volksabstimmung

Zur «Deville»-Sendung über die Konzernverantwortungsinitiative ging eine Beschwerde bei der UBI ein. Nun hat diese den detaillierten Bericht zu ihrem Entscheid vorgelegt.

Weiterlesen

Teilen Sie uns Ihre Meinung mit (bitte beachten Sie die Netiquette und Rechtliches)

Lade Kommentare...
Noch keine Kommentare vorhanden

Leider konnte dein Kommentar nicht verarbeitet werden. Bitte versuche es später nochmals.

Ihr Kommentar wurde erfolgreich gespeichert und wird nach der Freigabe durch SRG Deutschschweiz hier veröffentlicht