Foto von Sven Ivanić während einer Aufzeichnung von «Das VAR's»
SRG Deutschschweiz Magazin LINK

«Das VAR’s» – ein Richter mit viel Humor

Wie wäre es wohl, wenn ­jemand im Alltag unsere ­Entscheidungen beurteilen würde? Einen ähnlichen Gedanken hatten zwei Mitarbeiter bei SRF. Daraus entstanden ist die Sendung «Das VAR’s» – das erste ­Comedy-Format der Sportabteilung.

Die Super League hat den VAR, SRF Sport hat Sven Ivanić. Im YouTube-Format «Das VAR’s» urteilt der Comedian über die wichtigsten Themen aus der Sportwelt. Ist etwa Eishockey der bessere Sport als Fussball? War Sascha Ruefer der «Man of the Match» des WM-Finals? Und ist Marco Odermatt der grösste Schweizer Athlet aller Zeiten?

Seine Urteile fällt Comedian Sven mit viel Humor und Kreativität. Die Kommentare von Ruefer werden beispielsweise gemeinsam mit «Sternstunde Philosophie»-Moderator Yves Bossart scherzhaft analysiert, bei Odermatt verweist Sven hingegen darauf, dass dieser bestimmt einer der grössten Sportstars der Schweiz sei – nur um dann kleinlaut «nach Roger Federer und Yann Sommer» anzufügen.

Bis anhin erschien «Das VAR’s» jeweils dienstagabends. Aufgrund von Anpassungen im Produktionsprozess wurde die Ausstrahlung per Februar nun auf den Mittwochabend gelegt.

Wiederverwertung von Sportinhalten

Das neue Comedy-Format von SRF Sport ist in erster Linie einem praktischen Gedanken entsprungen: «Wir haben uns gefragt, wie wir das Material von SRF Sport erneut nutzen können. Meistens verschwindet das ja sonst im Archiv», erzählt Michael Bühler, Redaktor Sport und Mitbegründer der Sendung. Ihm schwebte ein kommentierendes Format vor, womit man die Inhalte unter einem anderen Blickwinkel betrachten könnte.

Mit Video-Editor Simon Keller tauschte er sich damals über seine Idee aus. «Ich dachte mir, dass es eine Art Richter braucht, jemanden, der über die Sportszenen urteilt», so Co-Initiator Simon. Und dann kam ihm die Idee, dass es das im Sport ja schon gibt – den VAR nämlich. Der «Video Assistant Referee» kommt in diversen Sportarten zur Anwendung und beurteilt heikle Szenen in der Video-Analyse. Und genau das macht nun das Prinzip der neuen Sendung aus. Mit dem Unterschied, dass Sven nicht Spielentscheide fällt, sondern Athletinnen, Trainer und Sportverbände aufs Korn nimmt. Von SRF hat «Das VAR’s» vorerst die Mittel für die Produktion von 24 Folgen zugesprochen bekommen, Mitte März wird intern ausgewertet, ob eine Fortsetzung infrage kommt.

Kleines Team mit vielen Freiheiten

Das Team setzt sich dabei lediglich aus vier Personen zusammen: Neben den beiden Gründern Michael und Simon sind dies Moderator Sven sowie eine Kamerafrau oder ein Kameramann. Michael ist in dieser Konstellation für die Zusammenstellung der Inhalte verantwortlich. Bereits ab Freitag beginnt er damit, Bildmaterial und Themen aus der Sportwelt für die Sendung zu sammeln.

Dabei behält er verschiedene Social-Media-Plattformen sowie die Livestreams von SRF im Auge. Er trifft anschliessend eine Auswahl der Inhalte und beginnt, ein grobes Gerüst der Sendung zu erstellen. Sein Ziel ist es, Sven möglichst viele Themen zur Verfügung zu stellen. Dieser ist dann nämlich für das Schreiben der Gags verantwortlich. Bis Montag entsteht die Sendung somit vorerst auf dem Papier.

Sven ändert die Gags manchmal auch spontan während dem Dreh noch ab.

Für die Inhalte gebe es grundsätzlich keine Grenzen oder Richtlinien, erzählt Michael.

«Grossanlässe wie die WM eignen sich super, da sie viele Emotionen auslösen. Da entstehen viele Bilder, aus denen wir etwas Lustiges machen können.»

Michael Bühler, Co-Initiator und Produzent «Das VAR's»

Ein Thema, das nicht fehlen darf, ist wenig überraschend der Fussball. «Einmal haben wir eine Show ohne Fussballinhalte umgesetzt, und diese konnte bei den Zuschauerzahlen nicht annähernd mit den anderen Folgen mithalten», erklärt Michael. Zudem sei der Fussball auch ein dankbares Sujet: Durch die vielen verschiedenen Ligen und Events würden laufend genügend Inhalte generiert.

Produktion der Sendung

Am Dienstag treffen sich Michael, Simon und Sven, um die geplante Sendung und die Inhalte gemeinsam durchzugehen. Hier werden Witze und Themen oft nochmals umgeschrieben oder gar ganz gestrichen. Erst wenn sich alle sicher sind, dass ein Sujet funktioniert, kommt es auch in die Sendung.

Noch am selben Tag wird «Das VAR’s» in einem kleinen Studio aufgenommen, das eigens dafür eingerichtet wurde. Das heisst, dass sämtliche Moderationen von Sven von einer festen sowie einer mobilen Kamera aufgezeichnet werden. Was es dem Comedian erleichtert: Die Sendung verwendet sehr viele Video-Einspieler, die das Gesprochene unterbrechen. So muss Sven nicht den kompletten Moderationstext am Stück auswendig lernen, sondern kann seine Kommentare und Urteile abgesetzt in die Kamera sprechen.

Simon (links) und Michael (rechts) behalten bei der Aufnahme Bild und Ton im Auge.

Nachdem alle Aufnahmen im Kasten sind, werden sie noch am selben Abend von Simon grob zusammengeschnitten. Das lässt dem Team am Mittwoch dann mehr Zeit, die weiteren Audios, Clips und Einspieler einzufügen und aufeinander abzustimmen. Bis 18 Uhr wird die neue Folge danach auf YouTube und Play SRF veröffentlicht.

Online-Format ermöglicht schnelle Reaktion auf Feedback

Michael und Simon haben sich bei der Konzipierung der Sendung bewusst für ein Online-Format entschieden. Besonders auf YouTube seien die Möglichkeiten der Auswertung für das Team enorm hilfreich, so Michael.

«Wir können bei jeder Folge analysieren, wie viele Leute zugeschaut haben, wem es gefällt, wie lange das Publikum bleibt und wo wir allenfalls Zuschauende verlieren.»

Michael Bühler, Co-Initiator und Produzent «Das VAR's»

Durch die Kommentarfunktion erhalten sie zudem unmittelbares Feedback zur jeweiligen Sendung. «Einige Personen haben bei einer Episode zum Beispiel angemerkt, dass die Kameraführung zu hektisch sei. Das konnten wir für die nächste Folge direkt anpassen», erklärt Simon.

Nicht in allen Fällen sei dies jedoch so einfach. Oft erhielten sie auch gegenteilige Rückmeldungen. «Jemand sagt dann, der Schnitt solle schneller sein. Gleichzeitig erhalten wir aber auch Reaktionen, dass die Sendung langsamer sein muss», so Simon weiter. Sie würden zwar jede Kritik ernst nehmen, dürften sich dadurch aber auch nicht irritieren lassen. Wenn viele Personen dasselbe anmerken, wird eine Änderung geprüft und gegebenenfalls umgesetzt.

Weiterführung der Sendung ist pendent

Der entscheidende Aspekt der Auswertung sind jedoch die Zuschauerzahlen. Denn davon ist in erster Linie abhängig, ob das Format weitergeführt wird. Beunruhigen lässt sich das Team davon jedoch nicht.

«Wir versuchen einfach jede Woche eine bestmögliche Sendung abzuliefern.»

Michael Bühler, Co-Initiator und Produzent «Das VAR's»

Ausgestrahlt wird die Sendung sicher noch bis im Mai. «Ob es danach weitergeht oder nicht, werden wir dann sehen.»


Weitere Einblicke hinter die Kulissen der Sendung gibt es bei SRG Insider.


Text: SRG.D/df

Bild: SRG Insider

Diese Beiträge könnten Sie auch interessieren:

Bild von «Tschugger», «Die Beschatter» und «Neumatt» gehen weiter

«Tschugger», «Die Beschatter» und «Neumatt» gehen weiter

Fortsetzung folgt gleich bei drei SRF-Serien: Die «Tschugger» retten das Wallis, «Die Beschatter» ermitteln in Basel und auf dem Bauernhof der «Neumatt» geht das Familiendrama in die nächste Runde.

Weiterlesen

Bild von Remo Forrer vertritt die Schweiz am «Eurovision Song Contest» 2023 in Liverpool

Remo Forrer vertritt die Schweiz am «Eurovision Song Contest» 2023 in Liverpool

Der 21-jährige Musiker Remo Forrer nimmt für die Schweiz am grössten Musikwettbewerb der Welt in Liverpool teil. Der 67. «Eurovision Song Contest» findet dieses Jahr in Grossbritannien statt, das als Gastgeberland für die Ukraine einspringt. Die Schweiz tritt im ersten Halbfinale am 9. Mai 2023 gegen die Konkurrenz an.

Weiterlesen

Bild von Basler Fasnacht 2023 bei Schweizer Radio und Fernsehen

Basler Fasnacht 2023 bei Schweizer Radio und Fernsehen

Rund 20'000 aktive Fasnächtlerinnen und Fasnächtler sind ab dem 27. Februar wieder unterwegs in den Basler Gassen vom «Morgestraich» bis zum «Ändstraich». SRF ist vor Ort und berichtet umfangreich von den «drey scheenschte Dääg» in Basel.

Weiterlesen

Teilen Sie uns Ihre Meinung mit (bitte beachten Sie die Netiquette und Rechtliches)

Lade Kommentare...

Kommentarfunktion deaktiviert

Uns ist es wichtig, Kommentare möglichst schnell zu sichten und freizugeben. Deshalb ist das Kommentieren bei älteren Artikeln und Sendungen nicht mehr möglich.