Radiomachen im Eisenbahnwagen | Tschüss Radiostudio Brunnenhof (3/5)

Nach 90 Jahren sind die Signale aus dem Radiostudio Brunnenhof in Zürich verstummt. Die ehemaligen Büros, Studios und Konzertsäle werden in ein Schulzentrum umgebaut. Mit Platzproblemen sind die Radiomacher:innen schon immer kreativ umgegangen – auch aus Zugwaggons wurde gesendet.

Zur Anfangszeit des Studios 1933 sendete ein kleines Radio-Team nur während einiger Stunden täglich aus Zürich. Nebst den Musiker:innen des Orchesters gab es nur wenige Mitarbeitende: dazu zählten ein Sprecher, ein Techniker, ein Reporter und der Studiodirektor. Letzterer wohnte im oberen Stock des Gebäudes. Es kam durchaus vor, dass er in Pantoffeln - manchmal auch im Morgenmantel - zum Rechten schaute.

Schon nach wenigen Jahren herrschte Platzmangel und es brauchte ein grösseres Studio. Die Einweihungsfeier des Erweiterungsbaus fand 1939 statt - in diesem Jahr brach der Zweite Weltkrieg aus. Während des Nationalsozialismus emigrierten deutsche Künstler:innen in die Schweiz. Einige von ihnen wirkten im Radiostudio Zürich mit - einer von ihnen war Thomas Mann.

Platzprobleme begleiteten die Radiomachenden immer wieder. Einmal musste gar ein ausrangierter Eisenbahnwagen der SBB als Büroräumlichkeiten her. Ursprünglich war das von Max Bill gebaute Hochhaus für eine Gewerbeschule geplant. Das Radio-Team sollte um 1970 nur zwei Etagen beziehen, doch übernahmen sie die anderen Ebenen aus Platzgründen ebenfalls. Nun geben die Radiomacher den Platz wieder frei. Die ehemaligen Büros, Studios und Konzertsäle werden den wachsenden Bedarf an Schulraum decken. Bis 2025 wird das Brunnenhof-Areal wieder in ein Schulzentrum umgebaut.

Heute senden SRF 1, SRF 3, Radio SRF Musikwelle und Radio SRF Virus aus der Radio Hall in Zürich-Leutschenbach. «Dadurch können wir enger zusammenarbeiten», sagt Robert Ruckstuhl. Er ist bei SRF Bereichsleiter der Radiokanäle und verantwortlich für den Umzug. «Die Radio Hall ist eine einzige, grosse Halle. Die Redaktionen sind näher beieinander.» Auch finanzielle Gründe spielten beim Umzug mit. «Wir können so unsere Immobilienkosten senken», sagt Ruckstuhl. Dieses Geld investiere SRF in digitale Produkte wie Podcasts. Im dritten Teil unserer Webserie blickt Robert Ruckstuhl nochmal zurück auf seine Zeit im Brunnenhof und zeigt uns seine Lieblingsorte.

Im August 2022 verabschiedeten sich 250 Mitarbeitende vom legendären Radiostudio Brunnenhof und zogen auf den Campus Leutschenbach. Bevor sie alles einpackten, erzählten sie uns ihre schönsten Anekdoten. Ein Abschied voller Emotionen und Erinnerungen - die schönsten Momente erzählen wir in unserer fünfteiligen Webserie.

Webserie «Tschüss Radiostudio Brunnenhof»

Teil 1 ab 17. April

Teil 2 ab 24. April

Teil 3 ab 1. Mai

Teil 4 ab 8. Mai

Teil 5 ab 15. Mai

Text: Sulamith Ehrensperger/SRG.D

Bild: SRG.D/SRF

Video: Sulamith Ehrensperger/SRG.D

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