Publikumsratsseminar 2024: Von Äpfeln und Medien
Am letzten Publikumsratsseminar befassten sich die Ratsmitglieder eingehend mit dem SRF-Angebot für Kinder, Jugendliche und Schulen. Ein Podiumsgespräch mit SRF-Direktorin Nathalie Wappler und jungen Politiker:innen bildete den spannenden Abschluss.
Was haben Äpfel und Schokolade mit Kindern und Medien zu tun? Ganz einfach: Zu einer abwechslungsreichen Ernährung gehört Gesundes (wie der tägliche Apfel) ebenso dazu, wie hin und wieder ein Stückchen Schokolade. Und ganz ähnlich ist es bei der Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen: Sie soll gesund, und darf dabei niemals eintönig sein. Bei der Produktion von pädagogisch wertvollen Erklärstücken, Dokumentationen und kindgerechten Nachrichten achtet die Kinderredaktion von SRF deshalb immer darauf, ihr Angebot auch «süss» zu verpacken. Also den symbolischen Apfel mit unterhaltsamen «Schokolade-Elementen» anzureichern, sodass Schauen, Hören und Lernen zum Spass werden.
Bestes Beispiel ist die Kinder-Game-Show «SRF Kids – Next Level», bei der drei Schulklassen in verschiedenen Wettbewerben gegeneinander antreten, die Wissen, Geschicklichkeit und nicht zuletzt Teamwork verlangen. Auch die Kindernachrichten «SRF Kids News» arbeiten mit spannenden Elementen, um dem jungen Publikum wichtige Ereignisse verständlich zu vermitteln.
Vor allem aber arbeiten sowohl die Kinder- als auch die Jugendredaktion mit den Kindern und Jugendlichen, die sie mit ihrem Programm erreichen wollen, eng zusammen. Primarschulkinder erarbeiten gemeinsam mit der Redaktion die Themen von «SRF Kids Reporter:in», wo sie auch selbst Beiträge produzieren und dabei lernen, wie eine Radio- oder Fernsehsendung entsteht. Jugendliche beurteilen und begleiten die Entwicklung von Sendungen wie «rec.» oder «impact», die vorwiegend im Web ausgespielt werden – dort, wo sich die Zielgruppe hauptsächlich informiert.
Publikumsrat befasst sich mit SRF-Angebot für junge Zielgruppen
An seinem jährlich selbstorganisierten Seminar, das diesmal an der Pädagogischen Hochschule des Kantons Thurgau (PHTG) in Kreuzlingen stattfand, befasste sich der Publikumsrat SRG.D während zwei Tagen eingehend mit dem Kinder- und Jugendangebot von SRF sowie mit der Lernplattform «SRF school». Neben den pädagogischen Grundlagen der Produktion ging es auch um Forschungsergebnisse, die Wahl der passenden Distributionskanäle sowie Zahlen und Antworten aus den verschiedenen Zielgruppen, die alle Einfluss auf die Entwicklung und Ausspielung des Programms haben. So erfuhren die Ratsmitglieder beispielsweise, dass erfreulicherweise die grosse Mehrzahl der Sechs- bis Zwölfjährigen in der Schweiz in einer offenen Studie angibt, immer noch sehr viel lieber zu spielen (75%) und Sport zu treiben (60%) als in der Freizeit mit dem Handy der Eltern zu surfen (4%).
Nachdenklich stimmen allerdings die Untersuchungen, wenn es um die Bekanntheit des hochwertigen und mittlerweile auch wieder umfangreichen Angebots für Kinder, Schulen und Jugendliche von SRF geht. Da konkurriert das heimische Angebot mit internationalen Plattformen wie YouTube, Spotify, Disney-Channel und Netflix oder auch mit den ungleich höher dotierten Formaten aus den deutschsprachigen Nachbarländern, wie der «Sendung mit der Maus», «Checker Tobi» oder «Anna und die wilden Tiere».
So ging es an den beiden Seminartagen nicht nur um die inhaltlichen Aspekte dieser unbestritten wertvollen und wichtigen Investition in das Publikum der Zukunft, sondern immer wieder auch um die Frage, wie sich SRF für die Medienkompetenz nachwachsender Generationen engagiert und wie sich das breitgefächerte Angebot für Kinder, Jugendliche und Schulen besser bekannt machen liesse.
Nathalie Wappler räumt mit Missverständnissen auf
Am Abend stellte SRF-Direktorin Nathalie Wappler kurz, aber umso gehaltenvoller, die Anstrengungen vor, die SRF in den letzten Jahren unternommen hat, um sein Angebot auch jüngeren Zielgruppen zu erschliessen. Ausserdem sorgte sie bei Nachfragen aus dem Publikum mancherorts für Klarheit. So räumte sie etwa mit einem häufig auftretenden Missverständnis auf, bei dem das Gesamtbudget der SRG mit jenem des deutschsprachigen Teilangebots der SRG verwechselt wird. Oder auch über die bei Jüngeren verbreitete Ansicht, dass kaum noch jemand lineares Radio und Fernsehen konsumiere – während immer noch ein grosser Teil der Deutschschweizer Bevölkerung pünktlich um halb acht zur «Tagesschau» schaltet und rund zwei von drei Personen täglich Radio hören. Danach diskutierte Nathalie Wappler mit den Vertreter:innen von fünf Jungparteien aus der Region über das aktuelle Angebot und die Erwartungen junger Menschen an das Programm von SRF. Den Weg an die PHTG gefunden hatten Marco Bortoluzzi (Junge SVP), Markus Giger (Junge Mitte), Sina Pulver (FDP), Ornina Tekin (Junge EVP) und Nils Rüegg (Junge Grüne) – die Vertreterin der JuSo, Jessica Meier, musste krankheitsbedingt leider absagen.
In der Diskussion wurde noch einmal deutlich, wie wenig das Jugendangebot von SRF bei seinem Zielpublikum bekannt ist. So gaben vor allem jene Jungpolitiker:innen, die gegenüber SRF (und anderen Medien) kritisch eingestellt sind, zunächst an, den Schweizer Sender nie oder nur sehr selten zu konsumieren. Erst im Laufe des Gesprächs wurde deutlich, dass einige der von ihnen als Alternativen genannten Podcasts ausgerechnet von SRF produziert werden.
Das «Rechts-Links-Schema» der Mutterparteien wurde weitgehend beibehalten, doch die Gesprächsrunde blieb trotz dieser Polarisierung offen und meist konstruktiv. Zusammengefasst lässt sich dennoch sagen: Wer sich selbst als eher konservativ betrachtet und traditionelle Werte hochhält, stellt heute die Daseinsberechtigung eines medialen Service public offenbar grundsätzlich in Frage. Wer sich selbst eher fortschrittlich einstuft und sich für soziale und umweltpolitische Veränderungen einsetzt, schätzt das Informationsangebot der gebührenfinanzierten Medien als wichtig für die unabhängige Meinungsbildung ein und hat Bedenken, dass «bürgerliche Interessen» die Demokratie gefährden könnten. Die Frage, weshalb ausgerechnet das Angebot des medialen Service public die politischen Geister so grundsätzlich scheidet, wäre noch viele weitere Diskussionen wert.
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