«SRG.Diskutiert»: Wie äussert sich die Schweizer Sprachenvielfalt im Alltag?
Die Schweiz ist ein viersprachiges Land, diese Vielfalt ist Teil unserer Identität. Doch wie leben wir die Mehrsprachigkeit im Alltag? Wir haben im Rahmen des «SRG.Diskutiert»-Talks zum Thema mit drei Expert:innen darüber gesprochen.
Die Schweiz ist ein mehrsprachiges Land. Es gehört zu unserer nationalen Identität wie die direkte Demokratie oder die Alpen. Trotz unterschiedlicher Sprach- und Kulturräume verfügt die «Willensnation» Schweiz bis heute über einen starken Zusammenhalt.
Es gehört zum Auftrag der SRG, den Austausch zwischen den Sprachregionen zu fördern. Das tut sie mit mehreren Initiativen, beispielsweise mit dem Austausch von Nachrichtenmoderator:innen zwischen der Deutsch- und französischsprachigen Schweiz im Rahmen der Nationalen Austauschwoche. Mehr dazu erfahren Sie in unserem ausführlichen Videobeitrag.
Doch die SRG setzt auch andere Projekte um, wie Romana Costa, interregionale Koordinatorin bei der SRG, ausführt. Etwa die Radioaktion «Die Anderen – Les autres – Gli altri – Ils auters», im Rahmen dessen die Radioredaktionen aller SRG-Unternehmenseinheiten Trouvaillen aus ihrem Programm untereinander austauschen. Costa sagt: «Die vier Sprachen sind unsere Identität. Sie sind sehr verschieden, wie unsere Kulturen. Und trotzdem, würde ich sagen, halten wir zusammen. Das macht die Schweiz aus.»
Gerade in Graubünden ist das Thema der Mehrsprachigkeit und der Umgang damit omnipräsent. Der Alpenkanton ist dreisprachig – eine grosse Herausforderung, aber auch ein Vorbild, wie gelebte Sprachenvielfalt aussehen kann. Alberto Palaia ist Delegierter der Fachstelle Mehrsprachigkeit beim Kanton Graubünden. Er sagt: «Der Kanton muss mit gutem Beispiel vorangehen und im administrativen Bereich dreisprachig sein.» Das geschehe heute bereits, indem sämtliche Behördeninformationen in Deutsch, Rätoromanisch und Italienisch bereitgestellt würden.
Schwierig sei die Situation, weil die Sprachgemeinschaften des Romanischen und Italienischen im Kanton Graubünden kleiner würden. Jedoch sei die juristische Lage gut, dank einer Sprachenverfügung und finanziellen Mitteln, um die Sprachminderheiten zu unterstützen und fördern.
Rico Cathomas, Erziehungswissenschaftler und Leiter der Professur Romanisch und Romanischdidaktik an der Pädagogischen Hochschule Graubünden, befasst sich intensiv mit der Entwicklung des Rätoromanischen. Er sagt: «Ich glaube, in Zukunft wird sich das Rätoromanisch anpassen müssen. Es werden immer mehr Menschen in der Diaspora leben. Die rätoromanischen Medien oder Gremien werden sich mit dieser Situation abfinden müssen.»
Die rätoromanischen Medien spielten eine extrem grosse Rolle bei der Erhaltung und Entwicklung der romanischen Identität, so Cathomas. «Es ist wichtig, dass das Romanische auch in den Settings der neuen Medien präsent ist und so beispielsweise auch junge Menschen erreicht.» Und er ist sehr zuversichtlich für die Zukunft: «Ich erlebe gerade viel Positives, meine Studierenden sind stolz, Rätoroman:innen zu sein. Es gibt ein neues Feuer für die Sprache.»