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Appezellersprooch und Puter als Teil des Service public

Die Verwendung und Pflege der vier Amtssprachen in den Programmen der SRG SSR ist Teil ihres Service public. Dies trifft auch auf den Einsatz der fünf rätoromanischen Idiome bei RTR und der verschiedenen Dialekte in den sprachregionalen Programmen von SRF zu.

– von Erich Niederer

Die Mehrsprachigkeit als eine Eigenheit des Landes zu leben, ist eine zentrale Aufgabe der SRG SSR. Bereits die Bundesverfassung gibt einen ersten Anhaltspunkt: Radio und Fernsehen, so heisst es in Artikel 93 Abs. 2, berücksichtigen die Besonderheiten des Landes und die Bedürfnisse der Kantone. Daraus abgeleitet hat die SRG, so verlangt es das Radio- und Fernsehgesetz, das Verständnis, den Zusammenhalt und den Austausch unter den Landesteilen und Sprachgemeinschaften zu fördern.

Standard- oder Umgangssprache?

Wie aber wird in diesen Programmleistungen gesprochen? Das Radio- und Fernsehgesetz schreibt in Art. 25 Abs. 5 vor, dass in wichtigen, über die Sprach- und Landesgrenzen hinaus interessierenden Informationssendungen «in der Regel die Standardsprache » zu verwenden ist. So sind grundsätzlich alle Informationssendungen von SRF in Hochdeutsch (Nachrichten, Ostschweiz Journale, «Echo der Zeit», «Tagesschau», «10vor10», Magazine), alle Nachrichten von RTR in Rumantsch Grischun. Standardsprache wirkt formell, seriös und glaubhaft und ist allgemein verständlich.

Umgangssprache wirkt spontaner, emotionaler, lebendiger, oft variantenreicher und farbiger als die Standardsprache.

Die meisten eigenproduzierten Unterhaltungssendungen, Begleitprogramme, Diskussionssendungen und Moderationen sowie die Ausnahmen bei den Informationssendungen («Schweiz aktuell», Regionaljournale) werden hingegen in der Umgangssprache produziert, in einem der vielen Dialekte oder Idiome. Sie sind spontaner, emotionaler, lebendiger, oft variantenreicher und farbiger als die Standardsprache.

Nähe, Identität und Unverwechselbarkeit

Mit ihren Programmen, so verlangt es die Konzession, trägt die SRG zur Stärkung der kulturellen Werte des Landes bei und leistet durch einen hohen Anteil an vielfältigen und innovativen Eigenproduktionen – einen Beitrag zur schweizerischen Identität. Die Programmleistungen der SRG haben sich durch Unverwechselbarkeit auszuzeichnen.

Was aber stiftet Identität, macht eine elektronische Leistung unverwechselbar und bringt die Besonderheiten des Landes effektvoll zum Ausdruck? Es sind die für alle Sprachregionen typischen und dort benutzten Dialekte. Sie lassen die Vielfalt des Landes und der Bevölkerung auf einfache Art erkennen. Der Einsatz von Umgangssprachen in den Programmen der SRG kann also auch aus dem konzessionsrechtlichen Auftrag abgeleitet und als Service- public-Leistung verstanden werden.

Es kommt hinzu, dass die SRG mit dem Einsatz von Moderatorinnen und Moderatoren aus den verschiedensten Regionen die Lebendigkeit und Vielfalt der Dialekte pflegt – und damit die Verständigung und Verständlichkeit zwischen den Landesteilen – vom Wallisserdiitsch bis zur Appezellersprooch – fördert.

Der Autor: Erich Niederer ist Präsident der SRG Ostschweiz.

Bild: (© KEYSTONE/Arno Balzarini)

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