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«Nah dran»: Journalisten und Politiker im Gespräch

Die alljährliche «Medientagsatzung» der SRG Deutschschweiz wurde diesmal in einem komplett neuen Format in Winterthur durchgeführt – und brachte SRF-Programmschaffende sowie Präsidentinnen und Präsidenten mittelgrosser Schweizer Städte an einen Tisch.

Der Tenor am Schluss der diesjährigen «Medientagsatzung» Ende Oktober im altehrwürdigen Rathaus von Winterthur war einhellig gut. «Schön, dass wir unsere Bedürfnisse gegenseitig besser kennengelernt haben – und auch konkrete Fälle gemeinsam besprechen konnten», äusserte sich einer der 25 anwesenden Stadtpräsidenten begeistert. «Wir hoffen, dass es irgendwann eine Fortsetzung gibt.»

Vertreten waren Stadtpräsidenten von Brig über Münsingen, Olten, Schaffhausen, Pfäffikon und Wil bis nach Glarus. Auch bei den ebenso prominent vertretenen Programmschaffenden von Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) fand der intensive Gedankenaustausch sichtlich Anklang. Im Publikum waren etwa SRF-Radioprogrammleiter Röbi Ruckstuhl und Ruedi Matter, SRF-Direktor, die der Debatte interessiert mitverfolgten.

Mittelgrosse Städte im Fokus

Organisiert worden war die Medientagsatzung von der Arbeitsgruppe Zivilgesellschaft um Niggi Ullrich, den Vizepräsidenten der SRG Deutschschweiz. Eingeladen waren unter dem Titel «SRF – nah dran, weit weg. SRF vor Ort» die Stadt- und Gemeindepräsidentinnen und -präsidenten aller Deutschschweizer Städte mit 12 000 bis 25 000 Einwohnern, also mit sogenannter Subzentrumsfunktion, und ein Drittel dieser Städte war denn auch vertreten. Nach der Begrüssung durch den Winterthurer Stadtpräsidenten Michael Künzle, der den Genius loci beschwor, eröffnete Andreas Schefer, Präsident der SRG Deutschschweiz, die Veranstaltung mit einer Rede und zwei Kurzfilmen über das SRF-Programmschaffen.

Der Weg in die Medien

Der Nachmittag bestand aus zwei Talkrunden mit Journalisten und Politikerinnen – und zwischendurch hatte man auch Zeit, sich in Workshops in gemischten Kleingruppen auszutauschen. Von den Erfahrungen der Gemeinde Spreitenbach mit dem «Kassensturz», dem Mordfall in Pfäffikon, der Finanzsituation in Olten, dem «türkischen Basar» um den FC Wil bis hin zu den Jubiläumsfeierlichkeiten in Brig wurde vieles thematisiert und konkrete Erfahrungen und Tipps wurden ausgetauscht. Hauptthema war natürlich, wie man als Ortschaft und Politikerin oder Politiker möglichst prominent in die Medien kommt, Aufmerksamkeit generiert – oder im Krisenfall dann wiederum lieber nicht. «Ich weiss nicht, wieso das die Medien nicht interessiert hat», war hier und dort

bedauernd zu hören, wenn sich ein Politiker an (vermeintlich) wichtige Begebenheiten in seiner Ortschaft erinnerte – und die Journalisten wiederum erklärten, was aus ihrer Sicht weshalb Newswert habe und wie eine solche «Geschichte» schliesslich ins Programm komme. Wie das, im Unterschied zu den Informationssendungen, im Bereich Unterhaltung funktioniert, erklärte wiederum Martin Boner (Redaktions­leiter Volksmusik und Specials) ­kompetent. Grundsätzlich werden seine Sendungen «bi de Lüt» natürlich gerne begrüsst, aber auch er musste im Einzelfall schon mal «drei Jahre an einer Gemeinde herum­pickeln».

Agenda-Setting und Telefonnummern

In den beiden Talkrunden trafen zuerst Cathy Flaviano (Tagesverantwortliche, Radio SRF 1), Michael Weinmann (Redaktor und Moderator, «Schweiz aktuell»), Philipp Inauen (TV-Korrespondent Ostschweiz) und Stefan Eiholzer (Leiter ­­Regionaljournal Zentralschweiz) aufei­nander und tauschten sich darüber aus, was die Regionalberichterstattung für Journalisten so faszinierend mache, wie das konkrete Agenda-Setting funktioniere und wie sie das Zusammenspiel mit den Städten und Gemeinden erlebten. Weinmann diktierte vom Podium aus sogar seine direkte Telefonnummer, damit keiner sagen könne, er habe seine
Story nicht an geeigneter Stelle anbringen können.

In einer zweiten Diskussionsrunde, nach den erwähnten Workshops, trafen Stadtpräsidentin Susanne Hartmann (Wil) und die Stadtpräsidenten Valentin Schmid (Spreitenbach) und Christian Marti (Glarus) auf die beiden Programmschaffenden Katrin Hug (Leiterin Regionaljournal ­Zürich Schaffhausen) und Basil Honegger (Redaktionsleiter «Schweiz aktuell»). Es wurde auch hier wieder engagiert und praxisbezogen diskutiert, einzelne Fälle wurden vertieft angeschaut und von beiden Seiten beleuchtet. Kompetent und ­immer auch mit einer Prise Humor moderiert wurde der Anlass vom Publizisten und SRG ZH SH-Gremienmitglied Matthias Wipf, der die Diskussion locker in Fluss hielt und den Protagonisten pointierte Aussagen entlockte.

Erfahrungsaustausch weiter pflegen

Nach einer kurzweiligen, griffigen Tageszusammenfassung des Basler Kabarettisten Roland Suter, der als «Oeil extérieur» engagiert worden war, zeigte sich Gastgeber Andreas Schefer äusserst zufrieden mit dieser Medientagsatzung. Er stellte in Aussicht, dass in den nächsten Jahren weitere solche Veranstaltungen folgen würden, sowohl auf Ebene Deutschschweiz, wie diesmal, als auch in einzelnen Regionen. Das neue Format hat sich bei der Premiere bewährt.

Text: Peter Müller

Bild: Thomas Züger

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