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Tama Gotcha: «Ich habe einen Traumjob»

Youtuberin Tama Vakeesan macht den Spagat zwischen zwei Kulturen. Im Gespräch mit der Coop Zeitung sprach sie über ihre Arbeit, ihre Familie und über gutes Timing.

  • Tama Vakeesan ist die erste SRF-Youtuberin und spricht in ihren Beiträgen mit Menschen über Kultur und Migration.
  • Tama selbst ist in der Schweiz geboren und in zwei Kulturen aufgewachsen: Ihre Eltern stammen aus Sri Lanka.
  • Nachdem sie drei Jahre lang für Joiz gearbeitet hatte, startete sie 2016 bei SRF.

Sie hat einen tollen Job, ist viel unterwegs und trifft interessante Leute. «Glücklicher könnte ich kaum sein», sagt Tama Vakeesan (29) aus Langenthal BE. Sie ist die erste SRF-Youtuberin. Zusammen mit Produzentin Meili Dschen (53) dreht sie jede Woche ein Video und lädt es immer freitags um 17 Uhr auf ihren YouTube-Channel Tama Gotcha. «Der Name passt perfekt zu mir.» Einerseits, weil ihre Mitschüler sie früher wie das japanische Spielzeug Tamagotchi nannten. Andererseits ist «gotcha» eine Kurzform aus dem Englischen und bedeutet «got you – ich verstehe dich». «Ich bin offen für verschiedene Meinungen und Welten», sagt sie und zeigt dies in ihren wöchentlichen Video-Blogs, kurz: Vlogs. «Das Format ist sehr persönlich. Damit kann ich die Leute am besten erreichen.»

Tama ist in der Schweiz geboren und in zwei Kulturen aufgewachsen: Ihre Eltern stammen aus Sri Lanka. In ihren vier- bis fünfminütigen Beiträgen erzählt sie, wie sie die schweizerische und die tamilische Kultur erlebt, und diskutiert darüber mit Bekannten, die ebenfalls Migrationshintergrund haben. «Jeder Mensch hat etwas zu erzählen», sagt sie, «ich finde es schön, wenn mir meine Freunde spannende Geschichten über ihr Leben anvertrauen.» Besonders in Erinnerung bleibt ihr der Videodreh mit der tamilischen Freundin Priya Ragu (31). «Ich habe mich ihr gegenüber noch nie so nahe gefühlt wie an jenem Tag. Es war ein unbezahlbarer Moment, der unsere Freundschaft gestärkt hat.» Priya macht schon lange ziemlich erfolgreich Musik, ihre Eltern akzeptieren das jedoch nicht. «Es tat uns beiden sehr gut, über unsere Gedanken und Gefühle zu reden.» Tama möchte jedoch auch zeigen, wie vielfältig die Schweiz ist. «Wir leben friedlich in einer Nation mit verschiedenen Kulturen. Wir können für andere Länder ein Vorbild sein», sagt sie. «Die Welt ist bunt und nicht schwarz-weiss.»

Familienmensch

Für Tama war das Aufwachsen in zwei Kulturen nicht immer einfach. «Als Teenager durfte ich nicht ins Skilager und nicht an den Abschlussball gehen und abends auch nicht lange wegbleiben. Meine Freunde hingegen schon.» Zu Hause war sie die brave Tochter und in der Schule das laute Energiebündel. Mit der Zeit wurde es dann einfacher. «Je älter ich wurde, desto mehr Freiheiten bekam ich.» Heute kann sie machen, was sie will, obwohl sie noch mit ihren Eltern und ihrem älteren Bruder unter einem Dach lebt. «Die Familie ist für mich das Wichtigste.»

Den Wohnort hat sie noch nie gewechselt, ihre berufliche Tätigkeit schon. Denn SRF-Youtuberin ist sie erst seit Februar 2017. Nach der Ausbildung zur Bankkauffrau wollte sie ins Lehramt wechseln. Aber während der Vorbereitung auf die Pädagogische Hochschule machte sie ein Freund auf ein Stelleninserat des Jugendsenders Joiz aufmerksam. Gesucht: Moderatorin. Tama bewarb sich spontan – und erhielt den Job. «Ich war überglücklich. Bis dahin hatte ich in der Freizeit kleinere Events moderiert. Dies nun als Fulltime-Job zu tun, war ein wahnsinniges Gefühl.» Tama ist eine starke Persönlichkeit: eine wichtige Eigenschaft in diesem Job. Und sie ist neugierig, geht mit offenen Augen und Ohren durch die Welt und interessiert sich für Menschen und ihre Schilderungen.

Tama lächelt – sie erinnert sich an ihr erstes Live-Interview mit Florian David Fitz aus der Ärzteserie «Doctor’s diary». «Ich war unglaublich nervös und zugleich voller Vorfreude.» Zum ersten Mal verpasste man ihr einen Knopf ins Ohr, ein In-Ear-Kopfhörerchen, über das ihr die Regie Anweisungen gab, während sie ihr Gegenüber interviewte. «Das war echt verwirrend. Ich brauchte einige Minuten, um mich daran zu gewöhnen.» In ihrer Joiz-Zeit interviewte sie unter anderem R & B-Musiker John Legend, Rapper Wiz Khalifa, Comedian Semih Yavsaner alias Müslüm sowie Sängerin und Schauspielerin Ariana Grande. «Für das Gespräch mit Ariana durfte ich extra nach London reisen», erzählt sie, «und mit Müslüm hatte ich das lustigste Interview.» Ihm passte eine Zuschauerfrage nicht, deshalb brachte er das Set durcheinander und nahm die Moderatorin in den Schwitzkasten, allerdings ganz sanft. Tama nahms mit Humor und schaltete wenig später in die Werbung.

Das richtige Timing

Aus dem lange herbeigesehnten Interview mit ihrem Idol, Grammy-Preisträger Usher, wurde hingegen nichts. «Ich sagte immer: Wenn ich ihn kriege, höre ich auf – man soll ja bekanntlich gehen, wenn es am schönsten ist.»

Nach drei Jahren bei Joiz ging Tama trotzdem. Aber nicht freiwillig: Der Jugendsender war 2016 pleite. Für die Moderatorin öffnete sich jedoch gleich die nächste Tür: SRF wollte einen YouTube-Channel ins Leben rufen und zeigte Interesse an Tama Vakeesan. Der Sender bewies mit der Wahl ein gutes Händchen, denn über tausend Leute sehen sich ihre wöchentlichen Videos an. Sie ist überzeugt: «Logisch habe ich einen Traumjob!»


Dieser Artikel erschien am 25. Juli 2017 in der Coop Zeitung .


Text: Coop Zeitung/Sophie Hollenstein

Bild: SRF/Ueli Christoffel

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