«Rundschau»-Beitrag «Aufstand der Frauenhasser» beanstandet

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Mit Ihrer E-Mail vom 30. August 2018 beanstandeten Sie die Sendung «Rundschau» (Fernsehen SRF) vom 29. August 2018 und dort den Beitrag «Aufstand der Frauenhasser».[1] Ihre Eingabe entspricht den formalen Anforderungen an eine Beanstandung. Ich kann folglich darauf eintreten.

A. Sie begründeten Ihre Beanstandung wie folgt:

«Ich möchte gerne eine Beanstandung zum Bericht über ‘Frauenhass’ von Ivana Imoli der gestrigen Rundschausendung einreichen. Die verwendeten Ausdrücke und die Rhetorik von Sandro Brotz, der Off-Voice und der Interviewerin wirken zum Teil tendenziös und schlagen sich dadurch meines Erachtens eindeutig auf die Seite der Feministinnen. Ein ausgewogenes Bild der Angelegenheit wurde in meinen Augen nicht dargestellt, indem auf das erste Statement des relativ moderaten Kritikers Michael Balmer extreme Kritiker (Donovan und Valizadeh) zu Wort kamen und somit das Grundanliegen einer wahren Gleichberechtigung, das beispielsweise mir am Herzen liegt, nicht zur Sprache kam. Selbstredend sind Gewaltübergriffe gegen Frauen nicht zu tolerieren. Der Umstand, dass aber Frauen z. B. über ein früheres Pensionsalter verfügen, wird nicht thematisiert. Dadurch, dass man radikale Anti-Feministen auftreten lässt, wird der Anspruch, die Ungleichheiten zuungunsten des Mannes zu beheben, lächerlich gemacht und das Engagement der Feministinnen implizit gutgeheissen. Einer unparteiischen Berichterstattung ist dies meines Erachtens nicht würdig.

Konkret sind mir folgende Aussagen ein Dorn im Auge:

  • Die ‘Hetzkampagne’ gegen Tamara Funiciello ist in den Worten Sandro Brotzs Ausdruck des Frauenhasses. Kritik an Tamara Funiciello, und sei diese auch in noch so harscher Manier verfasst, die auch Drohungen und Ehrverletzungen umfassen, mag wohl unter Umständen einen Strafbestand darstellen, es ist jedoch in keinster Weise mit Frauenhass oder Kritik an Frauen im Allgemeinen gleichzusetzen. Es handelt sich bei ihrer Person um eine pointiert auftretende junge Frau, die ihre politischen Ansichten ohne weitere Umschweife klar macht. Dass dies auf Gegenwehr stösst, ist folglich logisch und nachvollziehbar. Als Prototyp einer Frau kann sie aber wohl nicht angesehen werden.
  • Die Formulierung ‘alles nur Spinner oder schon eine Bewegung’, die zweimal im Bericht vorkommt, ist tendenziös formuliert. Man disqualifiziert die Argumente der Anti-Feministen bereits im Vorfeld als intellektuell unredlich.
  • Die Aussage <Balmers Verein hat sich inzwischen aufgelöst, das Gedankengut jedoch bleibt und breitet sich weiter aus. Im Internet auf zahllosen Hassseiten, wie der deutschen Website ‘Weiberplage’ suggeriert, dass exakt dasselbe Frauenbild und dieselbe Ideologie hinter ‘Interessensgemeinschaft Antifeminismus’ und ‘Weiberplage’ steckt.> Ob dies der Wahrheit entspricht, möchte ich bestreiten.
  • Wendungen wie ‘eine noch radikalere Bewegung’ ist keine neutrale Formulierung, wie ich sie vom SRF erwarten würde, wenn auch ich diese Einschätzung, was Weiberplage und die nachfolgenden Charaktere betrifft, teile. Der Unterschied ist jedoch, dass ich vom SRF Neutralität erwarte.
  • Auch Formulierungen wie ‘verbreitet er [Donovan] kaltschnäuzig’, ‘diese ungeheuerliche Aussage’ oder ‘Aushängeschild einer weiteren umstrittenen Männerbewegung’ sind nicht wertfrei, neutral und sachlich formuliert, wenn auch die Aussage von Daryush Valizadeh auch in meinen Augen ungeheuerlichen Charakter hat.
  • Die Gegenposition in Person von Franziska Schutzbach wird hingegen mit den Attributen ‘Soziologin’ und ‘Gender-Forscherin’ versehen, was objektiv richtig ist, ihr aber auch eine Kompetenz zuspricht, das ganze neutral einzuschätzen. Später folgt die Formulierung <Der abgrundtiefe Hass auf Frauen, sagt die Wissenschaftlerin, sei im Grunde genommen Angst.> was den Eindruck erweckt, die Aussagen von Frau Schutzbach seien ohne Frage wahrheitsgemäss. Ihre Person wird nie kritisiert und als souveräne Expertin gezeichnet. Hinsichtlich ihres Engagements beim ‘Feministischen Salon’ wird aber ersichtlich, dass sie wohl ebenfalls eine dezidierte Meinung vertritt, die dem wissenschaftlichen Standard der notwendigen Distanz zum Thema nicht entspricht. Es scheint mir, dass sie im Beitrag zum Teil ihre Privatmeinung vertritt und nicht wissenschaftliche Fakten liefert. Dies ist allerdings nicht deklariert und ihre Aussagen bleiben unter dem Anstrich der Wissenschaftlichkeit.
  • Im Gegensatz zu Frau Schutzbach wird Herr Balmer als ‘Frührentner’ betitelt, worin ich im Vergleich zum Begriff ‘Wissenschaftlerin’ eine Diskrepanz entdecke, die seine Argumente wiederum entkräftet und ihre stärkt. Indem über Herrn Balmer die Aussage <Seine Geschichte hat ihn zum Anti-Feministen gemacht> gemacht wird, wird implizit vermittelt, dass seine Ansichten irrational und subjektiv seien und von seiner Situation zeugen.
  • Die Verkettung des ‘Frauenhasses’ mit ‘rechtspopulistischen Tendenzen’ wird als unumstösslicher Fakt dargestellt und nicht zur Diskussion gestellt.
  • Auch die Pick-Up-Szene mit dem Vertreter Carlo Z. wird in einem schlechten Licht dargestellt. Es scheint mir, es wird ein Bild gezeichnet von desorientierten, jungen Männern, die in ihrem Werdensprozess dankbare Opfer sind von solchen Pick-Up-Artisten.
  • Schlussendlich beendet Sandro Brotz die Berichterstattung mit den Worten, es seien krude Vorstellungen.

Es ist schliesslich die Summe all dieser Punkte, die mich dazu veranlasst, Ihnen diese Beanstandung zu senden. Konkret erachte ich das Sachgerechtigkeits- und Vielfaltsgebot für nicht eingehalten.»

B. Die zuständige Redaktion erhielt Ihre Beanstandung zur Stellungnahme. Im Namen der «Rundschau» schrieb Herr Mario Poletti, Redaktionsleiter der Sendung:

«Gerne nehmen wir Stellung zur Beanstandung von Herrn X. Wir weisen die Kritik als unbegründet und nicht nachvollziehbar zurück. Der Beitrag über die ‘Frauenhasser’ war faktentreu, sachgerecht und ausgewogen. Das Publikum konnte sich eine eigene Meinung bilden.

Zu den konkreten Kritikpunkten:

  • ‘Hetzkampagne’ gegen Tamara Funiciello sei in den Worten von Sandro Brotz Ausdruck des Frauenhasses.

Es ist unbestritten, dass Frau Funiciello in übelster Weise beschimpft und bedroht wurde, seit ihre Handy-Nummer in einer Karikatur veröffentlicht worden war. Dies ist weitherum und über die Parteigrenzen hinweg verurteilt worden. Die NZZ schrieb in diesem Zusammenhang von einem ‘Hass-Orkan’ (28.08.2018). Ohne die Aussagen an dieser Stelle wiederholen zu wollen, handelt es sich nicht nur um ehrverletzende Aussagen. Wenn eine Person aufgrund ihres Geschlechts herabgesetzt wird, ist dies in diesem Fall durchaus unter dem Begriff ‘Frauenhass’ zu sehen.

  • Man disqualifiziere die Argumente der Anti-Feministen als intellektuell unredlich.

Der Antifeminismus und der Maskulinismus werden im Beitrag deutlich voneinander abgegrenzt. Die vom Beanstander kritisierte Frage der Journalistin an die Expertin ist auf die Maskulinisten bezogen. Sie wird im Anschluss an eine dreieinhalb-minütige Sequenz gestellt, in der die Maskulinisten Jack Donovan und Dariush Valizadeh vorgestellt werden. Diese Sequenz wird im Off-Text eingeleitet mit den Worten: <Eine noch radikalere Männerbewegung breitet sich von den USA in der westlichen Welt aus>. Die Argumente der Antifeministen werden im Beitrag nicht mit denjenigen der Maskulinisten gleichgestellt. Aber selbstverständlich verschwimmen da und dort die Grenzen von Radikalen und Gemässigten.

  • Frauenbild der ‘Interessensgemeinschaft Antifeminismus’ sei nicht korrekt wiedergegeben worden.

Auf der Website Antifeminismus ist von Feminismus als <eine männerverachtende und totalitäre Ideologie> die Rede, welche <sich tief in die Gesellschaft hineingefressen hat und mit Demokratie und verfassungsmässigen Rechten unvereinbar ist. Unser Ziel ist daher die vollständige Beseitigung der feministischen Ideologie aus Politik und Öffentlichkeit.> In diesen Äusserungen ist eine radikale Haltung erkennbar. Ausserdem wird auf der Website das Schweizer Justizsystem grundsätzlich in Frage gestellt: < Die sog. ‚Gleichstellung’ wurde, ebenfalls völlig willkürlich, nur Frauen eingeräumt. Der gegenwärtig existierende Justizapparat hat sich für den Schutz der verfassungsmässigen Rechte aller Bürger als völlig untauglich erwiesen. Wir fordern daher eine radikale Justizreform.> In diesem Sinne äussert sich auch der Antifeminist Michael Balmer im Beitrag.[2] Das Gedankengut, dass Feministinnen schlecht sind für die Gesellschaft und bekämpft werden müssen (mit unterschiedlichen Methoden), nehmen sowohl Antifeministen wie auch Frauenhasser für sich in Anspruch.

  • Wendung ‘eine noch radikalere Bewegung’ sei keine neutrale Formulierung.

Die Haltung der beiden Maskulinisten Jack Donovan und Dariush Valizadeh, die im Beitrag als Vertreter der Maskulinisten porträtiert werden, ist extrem frauenfeindlich und radikal. Durch ihre krassen Aussagen belegen die beiden Vertreter diese Haltung selber.

  • Formulierungen zu Donovan und Valizadeh seien nicht neutral und sachlich.

Die Aussagen der zwei Maskulinisten sind derart frauenverachtend, dass sie im Beitrag nicht einfach stehengelassen werden können. Es ist nötig, dem Publikum zu erklären, wie gravierend und gefährlich diese Aussagen sind. Eine kritische Einordnung ist in unseren Augen nötig, um den beiden im Beitrag nicht eine willkommene, freie Bühne für Ihre frauenverachtenden Theorien zu geben.

  • Franziska Schutzbach sei nicht kompetent genug, um das Phänomen neutral einzuschätzen.
  • Sie werde als ‘souveräne Expertin’ präsentiert.£
  • Sie vertrete zum Teil ihre Privatmeinung und nicht wissenschaftliche Fakten.

Der Beruf von Frau Schutzbach ist Fakt. Ob sie als Mitarbeiterin der Universität Basel kompetent ist, kann und soll der Zuschauer/die Zuschauerin selber beurteilen. In unseren Augen ist sie das sehr wohl.

Franziska Schutzbach forscht und publiziert seit vielen Jahren zum Thema Antifeminismus und Männerrechtsbewegungen. Ihr Forschungsschwerpunkt an der Uni Basel und an der TU Berlin sind unter anderem Maskulinismus, Anti-Feminismus und Anti-Gender-Mobilisierung. Sie weist sich durch ihre Forschungstätigkeit als kompetente Expertin aus und kann diesbezügliche gesellschaftliche Tendenzen als Wissenschaftlerin deuten und einordnen.

Im Beitrag wird offen deklariert, dass Franziska Schutzbach als feministische Aktivistin tätig ist. Im Off-Text heisst es: <Franziska Schutzbach macht sich als Aktivistin stark für feministische Anliegen. Sie veranstaltet Kulturanlässe in Zürich und Basel unter dem Titel «feministischer Salon>. Damit wird ihre Tätigkeit als aktive Feministin transparent vermittelt.

  • Im Gegensatz zu Frau Schutzbach werde Herr Balmer als ‘Frührentner’ betitelt. Das entkräfte seine Argumente.

Die Bezeichnung ‘Frührentner’ für Herrn Balmer wurde mit ihm abgemacht und entspricht dem ausdrücklichen Wunsch des Protagonisten. Der Vorschlag für diese Bezeichnung stammte von ihm selber.

  • Die Verkettung des ‘Frauenhasses’ mit «rechtspopulistischen Tendenzen» werde als unumstösslicher Fakt dargestellt und nicht zur Diskussion gestellt.

Dieser Zusammenhang wird von der Wissenschaftlerin Franziska Schutzbach hergestellt und fusst auf dem Ergebnis ihrer Forschungsarbeit. Diese Arbeit umfasst die Entwicklung des Feminismus über mehrere Jahrzehnte.

Dieser Eindruck ist richtig und wird von Carlo Z. explizit bestätigt. Carlo Z. ist ein ‘Scheidungskind’ und hat sich in einer persönlichen Lebenskrise, welche die Scheidung seiner Eltern verursacht hat, den Pick-Up-Artists angeschlossen. Dennoch betont Carlo Z. im Beitrag, dass er in diesem Kreis viele gute Freunde und Halt gefunden habe. Carlo Z. distanziert sich im ersten Satz ausdrücklich von den fragwürdigen Methoden gewisser Pick-Up-Coaches wie Julien Blanc. Die Pick-Up-Szene wird im Beitrag nicht in durchwegs schlechtem Licht gezeigt. Sie wird so gezeigt, wie sie sich in der Realität präsentiert.

  • Sandro Brotz beende die Berichterstattung mit den Worten, es seien krude Vorstellungen.

Moderator Sandro Brotz wollte dem Hauptprotagonisten, Michael Balmer, und seiner Bemerkung, dass auch er Hass verspüre, nicht das letzte Wort lassen.

Fazit: Der Bericht nahm das Publikum mit auf einen Streifzug durch Männerwelten, in denen sich Unbehagen gegenüber selbstbewussten Frauen und blanker Frauenhass berühren und manchmal auch vermischen. Es ist die Aufgabe der Rundschau als Polit- und Gesellschaftsmagazin, auch derartige Bewegungen zu thematisieren, umso mehr, wenn sich Fanatiker darin in ihren Vorstellungen bestätigt fühlen und gar zu Gewalttaten schreiten. Die Rundschau hat die emotionale Thematik kontrovers, transparent und sachgerecht dargestellt, so dass sich das Publikum jederzeit eine eigene Meinung bilden konnte.

Aus diesen Gründen bitten wir Sie, sehr geehrter Herr Blum, die Beanstandung abzuweisen.»

C. Damit komme ich zu meiner eigenen Bewertung der Sendung. Die Medien haben auch eine seismographische Funktion: Sie sollen wahrnehmen, was sich in der Gesellschaft anbahnt, wo die Menschen der Schuh drückt, welche neuen Phänomene sich ausbilden. Sie sollen das Gras wachsen hören. Als ich Student war, erfüllte der «Spiegel» diese Funktion auf vorbildliche Weise: Er war Frühwarner und behandelte jene Themen, die im Begriffe waren, für die ganze Gesellschaft Bedeutung zu erlangen. Er lenkte den Blick auf noch Unentdecktes, Unbekanntes.

Mit dem Beitrag «Aufstand der Frauenhasser» nahm die «Rundschau» genau diese Funktion wahr. Sie wies auf ein Phänomen hin, das viele von uns noch gar nicht richtig wahrgenommen haben. Sie zeigte, dass sich Frauenhass als Reaktion auf den Feminismus organisiert. Der Feminismus hat sich in drei Wellen etabliert: In der ersten Welle, die vor allem das 19. Jahrhundert prägte, ging es primär um das Wahlrecht für Frauen. In der zweiten Welle, die nach 1968 einsetzte, stand die Gleichberechtigung der Frauen in der Ehe, am Arbeitsplatz und im gesellschaftlichen Leben im Vordergrund. In der dritten Welle, die seit etwa 1989 rollt, geht es unter anderem darum, Sexismus und die Aufstiegs-Abhängigkeit der Frauen von Männern (#MeToo-Bewegung) zu bekämpfen. Dass sich seit einiger Zeit dagegen Bewegungen des Antifeminismus und des Maskulinismus aufgebaut haben, blieb weitgehend unbemerkt. Darum war es sehr verdienstvoll, dass sich die «Rundschau» dieses Themas annahm.

Dass das Thema mit Emotionen verbunden ist, zeigt sich allein daran, dass der Online-Text zur Sendung 104 Kommentare ausgelöst hat.[3] Sie selber finden in Ihrer detailliert begründeten Beanstandung, für die Sie sich viel Mühe gemacht haben, das Thema sei nicht ausgewogen dargestellt worden, es sei beispielsweise nicht erwähnt worden, dass Frauen früher in Rente gehen als Männer. Hier muss aber strikte unterschieden werden: Es gibt im Diskurs um die Gleichberechtigung von Mann und Frau durchaus Einzelthemen, bei denen man in guten Treuen unterschiedlicher Meinung sein kann: Gilt die allgemeine Wehrpflicht (oder Dienstpflicht im weitesten Sinne) nur für Männer oder für beide Geschlechter? Ist ein unterschiedliches Pensionsalter je nach Geschlecht gerechtfertigt? Bis zu welchem Zeitpunkt sind Abtreibungen zulässig? Wie kann dem Frauenfußball zur gleichen Beachtung verholfen werden wie dem Männerfußball? Wie kann rechtlich kompensiert werden, dass nur Frauen schwanger werden und dadurch phasenweise beruflich benachteiligt sind?

Solche Fragen waren aber nicht Thema der Sendung. Sondern es ging darum, Wissen über Männer und Männergruppen zu vermitteln, die sich als Antifeministen oder als Maskulinisten verstehen. Die Einzelpunkte, die Sie ansprachen, hat Herr Poletti schon ausführlich beantwortet; ich muss dem kaum noch etwas hinzufügen. Vielleicht bloß dies: Es ist durchaus zulässig, dass Franziska Schutzbach[4] gleichzeitig Wissenschaftlerin und Aktivistin ist. Die Wissenschaft soll sich nicht im Elfenbeinturm abspielen, sondern in die Gesellschaft hineinwirken. So kommt es, dass viele Professoren gleichzeitig Politiker sind. Ich nenne nur zwei Beispiele: Der Zürcher Strafrechtsprofessor Daniel Jositsch sitzt für die Sozialdemokraten im Ständerat[5], der Zürcher Privat- und Wirtschaftsrechtsprofessor Hans-Ueli Vogt sitzt für die Schweizerische Volkspartei im Nationalrat.[6] Beide argumentieren im Parlament nicht nur rechtswissenschaftlich, sondern auch ideologisch, weil sie ihre Überzeugungen und ihre Vorstellungen für die Lösung gesellschaftlicher Probleme haben. So auch die Genderforscherin Franziska Schutzbach: Als Wissenschaftlerin muss sie sich in ihren Publikationen auf die Forschung stützen, als Aktivistin aber kann sie frei ihre Überzeugungen verfechten. Im Interview mit der «Rundschau» nimmt sie indes durchgehend eine wissenschaftliche Analyse vor. Daher kann man sie nicht auf die gleiche Ebene stellen wie den Antifeministen Michael Balmer, der sich einzig zu seiner frauenfeindlichen Ideologie äußert.

Sie monieren, das Vielfaltsgebot und das Sachgerechtigkeitsgebot seien durch den Beitrag nicht eingehalten worden. Ich muss Sie darauf hinweisen, dass das Vielfaltsgebot für konzessionierte Sender nicht für die einzelne Sendung oder den einzelnen Beitrag zur Anwendung kommt, sondern für das Programm insgesamt im Längsschnitt. Die Vielfalt ist dann verletzt, wenn die von Ihnen vermissten Themen im Laufe von beispielsweise drei Jahren im gesamten Programm von Fernsehen SRF nie angesprochen werden. Das Sachgerechtigkeitsgebot hingegen ist meines Erachtens erfüllt: Der Beitrag wirft auf verständliche, faktengerechte und transparente Weise ein Schlaglicht auf Männer, die den Frauenhass pflegen. Dabei differenziert er aus zwischen Antifeministen, Maskulinisten und Pick Up-Bewegung. Ich sehe keinen Verstoß gegen das Radio- und Fernsehgesetz. Ich kann daher Ihre Beanstandung nicht unterstützen.

D. Diese Stellungnahme ist mein Schlussbericht gemäß Art. 93 Abs. 3 des Radio- und Fernsehgesetzes. Über die Möglichkeit einer Beschwerde an die Unabhängige Beschwerdeinstanz für Radio- und Fernsehen (UBI) orientiert die beigelegte Rechtsbelehrung. Für Nachfragen stehe ich gerne zur Verfügung.

[1] https://www.srf.ch/sendungen/rundschau/attacke-auf-lohnschutz-ansturm-aufs-gymi-steiner-frauenhasser

[2] http://www.antifeminismus.com

[3] https://www.srf.ch/news/schweiz/neue-maennerbewegungen-vereint-im-hass-gegen-frauen

[4] https://dgw.philhist.unibas.ch/de/doktorat/graduate-school-of-social-sciences/doktorierende/franziska-schutzbach/

[5] https://www.parlament.ch/de/biografie/daniel-jositsch/3891

[6] https://www.parlament.ch/de/biografie/hans-ueli-vogt/4176

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