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Radio SRF 3 Facebook Post beanstandet

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Mit Ihrer E-Mail vom 19. November 2019 beanstandeten Sie einen Facebook-Post von SRF 3 vom gleichen Tag.[1] Ihre Eingabe entspricht den formalen Anforderungen an eine Beanstandung. Ich kann daher darauf eintreten.

A. Sie begründeten Ihre Beanstandung wie folgt:

«Der Witz auf der SRF3 Facebook Page ist schwulenfeindlich. Der Witz will sich über Männer lustig machen, die Schnauz tragen. Die Ausssage ist <Mann mit Schnauz ist dumm oder schwul. Hihihi.> oder auch <Nur Schwule stehen auf Schnautz, du Ididot. Hihihi.>. Das Herabwürdigen oder Lächerlichmachen von Männern mit der Zuschreibung von Homosexualität ist schwulenfeindlich. Dazu enthält der Text über der Grafik eine schwulenfeindliche Wertung: <Der einzige, der wirklich Schnauz tragen darf, ist einzig und allein Magnum>. Hier muss mit 'der einzige' gemeint sein 'der einzige Mann'. In Kombination mit dem Witz in der Grafik suggeriert das, dass schwule Männer keine richtitgen Männer sind. Ich wünsche, das dieser Post gelöscht wird.»

B. Die zuständige Redaktion erhielt Ihre Beanstandung zur Stellungnahme. Die Antwort kam von Herrn Alexander Blunschi, publizistischer Co-Leiter von Radio SRF 3:

«Mit Mail vom 19. November 2019 beanstandet Herr X einen Comic-Post auf der Facebook-Seite von SRF 3. Wir nehmen wie folgt gerne kurz Stellung:

Radio SRF 3 hat sich mit einer Karikatur auf den Social-Media-Kanälen des Senders satirisch mit der Modeerscheinung ‘Schnauz bei Männern’ auseinandergesetzt. Die (natürlich) satirische Hauptaussage ist: Das ganze Wiederaufleben der Schnäuze basiert auf einem Irrtum der Männer, die sich wieder einen Schnauz wachsen lassen. Da aufgrund der bei SRF 3 sehr häufig gebrauchten Form des satirischen Tortendiagramms allen Usern klar ist, dass jetzt keine auf einer Studie basierenden Wahrheit gezeigt wird, sondern ein witziges SRF 3 Statement folgt, dass sich über diesen Trend lustig macht, lässt sich diese Spielerei der Behauptungen von SRF 3 aus unserer Sicht nicht als Schwulenfeindlichkeit missverstehen, wie Herr X das offenbar macht.

Das satirische Tortendiagramm von SRF 3 Karikaturist Cic behauptet, dass Männer sich mehrheitlich einen Schnauz wachsen lassen, in der Annahme, dass dies den Frauen gefällt. Nur finden das Frauen gemäss dem satirischen SRF 3 Diagramm Frauen eben gerade nicht attraktiv. Da fällt also der Wunsch zu gefallen der Männer sozusagen ins Leere. Diese Fallhöhe ist der eigentliche Witz der Sache.

Eine von SRF 3 behauptete Minderheit von ca. 20% trägt gemäss der Karikatur Schnauz, weil sie selber als Mann das einfach toll finden oder weil sie glauben andere Männer finden das toll. So gab es in den späten 70-er-Jahren und frühen 80-er Jahren ganze Berufsgruppen (z.B. Polizei/Fussballer), bei denen Schnauztragen zum Standard gehörten. Auch zu dieser Gruppe gehör(t)en homosexuelle Männer, die auf Schnäuze stehen.

Dass das Ganze sich wirklich über den allerorten spriessenden Schnauztrend lustig macht, erschliesst sich aus unserer Sicht klar aus dem SRF 3 Einleitungssatz zum Post auf Facebook: <Der einzige, der wirklich Schnauz tragen darf, ist einzig und allein Magnum>. Dieser Satz zur Karikatur bezieht sich auf die Kult-Fernsehserie Magnum aus den 1980er Jahren mit Hauptdarsteller Tom Selleck. SRF 3 sagt damit - unsatirisch ausgedrückt -, dass ‘Schnauz’ einmal Mode w a r und dabei soll es bitte auch bleiben.

Ich habe selbst versucht, den Beanstander telefonisch (mehrfach) und per Email zu erreichen, um den Hintergrund der Beanstandung zu verstehen. Leider erfolglos. Bei der SRF 3 Leitung und innerhalb des SRF 3 Teams hat die Beanstandung Verwunderung und Ratlosigkeit ausgelöst. Der Vorwurf der Schwulenfeindlichkeit ist uns schlicht unerklärlich.

In seinen Kommentaren impliziert der Beanstander auch, dass SRF 3 Schwule für dumm und Idioten hält. Auch diese Vorwürfe weisen wir klar zurück. Eine solche Aussage hat SRF 3 nie gemacht. Weder mit dieser Karikatur noch sonst. Wie der Beschwerdeführer darauf kommt, ist uns unerklärlich.

Unser Fazit: Für uns ist nicht nachvollziehbar, wo und warum der Beschwerdeführer in der Karikatur Schwulenfeindlichkeit zu erkennen glaubt. Wir haben uns über den allgemeinen Schnauztrend lustig gemacht und ihn mit satirischen Mitteln gleich im Ansatz wieder begraben wollen. Man kann das SRF 3 Tortendiagramm nicht lustig finden oder sich betupft fühlen, aber SRF 3 deswegen Schwulenfeindlichkeit vorzuwerfen, finden wir haltlos. Wir ersuchen den Ombudsmann daher die Beanstandung als unbegründet zurückzuweisen.»

C. Damit komme ich zu meiner eigenen Bewertung des Posts. Ich kann in dem Post keine Schwulenfeindlichkeit erkennen. Er spielt mit der Einbildung, die Männer über ihre Wirkung bei Frauen haben, und mit der Einbildung, die Männer über ihre Wirkung bei anderen Männern haben. Träfe Ihre Interpretation zu, dann würde das ja heißen, dass alle homosexuellen Männer Schnurrbärte tragen und alle heterosexuellen Männer keine. Dem ist aber nicht so. Womit bewiesen ist, dass Sie falsch liegen. Ich kann folglich Ihre Beanstandung nicht unterstützen.

D. Diese Stellungnahme ist mein Schlussbericht gemäß Art. 93 Abs. 3 des Radio- und Fernsehgesetzes. Über die Möglichkeit einer Beschwerde an die Unabhängige Beschwerdeinstanz für Radio- und Fernsehen (UBI) orientiert die beigelegte Rechtsbelehrung. Für Nachfragen stehe ich gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüssen,
Roger Blum, Ombudsmann


[1]https://www.facebook.com/srf3/posts/10157117631383402?comment_id=10157152847358402&notif_id=1574159117480941&notif_t=comment_mention

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