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Faire Kritik der «Rundschau»

Die «Rundschau» berichtete in der Ausgabe vom 5. Februar 2020 über eine Auslandreise von Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga. Sie fuhr mit dem Nachtzug nach Wien. Gegen die Sendung wurde eine Beanstandung eingereicht, die jedoch nicht unterstützt wurde.

Der Bundesratsjet blieb im Hangar – Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga reiste mit dem Zug nach Österreich. Dabei wurde sie von SRF-Journalistinnen begleitet. Der Bericht «Sommaruga im Nachtzug» enthielt auch Kommentare von Politikern zu Sommarugas Wahl des Transportmittels, das für bundesrätliche Reisen unüblich ist. So wurde die Reise der Bundesrätin als ineffizient und als «PR-Gag», aber auch als «das richtige Zeichen» bezeichnet. Die kritischen Stimmen (SVP) waren stärker vertreten. Ausserdem zeigte SRF die Vor- und Nachteile des Reisens mit dem Zug. So ist der Zug günstiger und umweltschonender, braucht jedoch weitaus mehr Zeit als die Reise mit dem Flugzeug.

Vorwurf der Einseitigkeit

Gegen diesen Beitrag ging eine Beanstandung ein. Der Beanstander ist der Meinung, dass die «beispiellose» Reise von Frau Sommaruga als lächerlich präsentiert worden sei. So habe der Reporter versucht, die SP-Politikerin zum Eingeständnis zu zwingen, dass eine Reise mit dem Nachtzug eine Zumutung sei. Den Kommentar während des Beitrags empfand er als sarkastisch.

Weiter hätten die seiner Ansicht nach falschen Aussagen der bürgerlichen Parteien seitens der «Rundschau»-Redaktion kritisiert werden müssen. Die kritisierte lange Reisezeit sei beispielsweise als Arbeitszeit nutzbar und somit keinesfalls verschwendet. Auch sei im Bericht das Aufzählen weiterer Einsparungen wie Kerosinkosten versäumt worden. Gerade in Zeiten der Klimakrise – so der Beanstander – mache dies die Bemühungen Sommarugas zunichte, «als Umwelt- und Verkehrsministerin den Klimaschutz voranzutreiben, indem sie auch mit persönlichem Beispiel vorangeht».

Keine Hofberichterstattung

In der Stellungnahme der «Rundschau» weist Redaktionsleiter Mario Poletti darauf hin, dass gerade die Begleitung bundesrätlicher Reisen heikel sei und daher besonders darauf geachtet würde, journalistische Distanz und damit die Kritikfähigkeit zu wahren. Auf keinen Fall, so Poletti, solle eine Art Hofberichterstattung betrieben werden. Es lasse sich zudem kaum bestreiten, dass die Reise nach Wien mit dem Nachtzug mehr Zeit benötige als mit dem Flugzeug. Ausserdem lasse sich auch die Zeit im Bundesratsjet als Arbeitszeit nutzen.

Symbolische Politik

Der (seit dem 1. April 2020 abgelöste) Ombudsmann Roger Blum bezeichnet Sommarugas Vorgehen in seiner Beurteilung der Sendung als «symbolische Politik», deren Wirkung keineswegs unterschätzt werden solle. Die Sendung sei jedoch davon zu unterscheiden. So sei es richtig, dass die Redaktion der «Rundschau» auch dann kritisch berichte, wenn es um eine durchaus sympathische Sache ginge. Ebenso richtig sei es, dass die Redaktion auch dann kritisch bleibe, wenn die Protagonistin eine Linke ist. «Dem Fernsehen SRF wird ja immer wieder vorgeworfen, es sei links und es fasse Linke mit Samthandschuhen an. Der Vorwurf stimmt grundsätzlich nicht, und dieser Beitrag hat einmal mehr bewiesen, dass die «Rundschau» keine Scheu hat, auch eine Politikerin linker Provenienz kritisch zu begleiten.» Roger Blum kommt daher zum Schluss, dass er die Beanstandung nicht unterstützen kann.


Zum Schlussbericht 6325

Zur «Rundschau» vom 5. Februar 2020

Text: SRG.D/lh

Bild: Bundespräsidentin Sommaruga steigt aus dem Zug/Illustration Cleverclip

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