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SRF nimmt Stellung zum Comedy-Sendeplatz am Sonntagabend

Die Suche nach einer Nachfolge von «Deville» sorgt für Wirbel. Am Wochenende haben verschiedene Comediennes eine Medienmitteilung veröffentlicht, in der sie die Comedy- und Satire-Redaktion von SRF kritisieren. Unter anderem bemängeln sie fehlende Diversität im Comedy-Angebot und mangelnde Transparenz bei der Entwicklung neuer Formate bei SRF. Nun hat ein Austausch zwischen Vertreterinnen und Vertretern der Comedy-Szene und einer Delegation von SRF stattgefunden.

Ab Herbst 2023 sendet SRF am Sonntagabend auf SRF 1 ein neues Comedy-Format als Nachfolge von «Deville». Aktuell befindet sich das Auswahlverfahren im Abschluss. Mehrere Comediennes haben gegegenüber verschiedenen Medien fehlende Diversität im Comedy-Angebot und mangelnde Transparenz bei der Entwicklung neuer Formate bei SRF kritisiert. Am 1.3.2023 gab es ein Treffen zwischen Verantwortlichen von SRF und Comediennes und Comedians. Dabei haben die Künstlerinnen und Künstler nochmals ihre Kritikpunkte und Erfahrungen platziert. Mehrfach bemängelten sie, dass bei der Auswahl der künftigen Formate für den Sendeplatz am Sonntagabend keine Frauen gecastet wurden. Dazu nimmt SRF folgendermassen Stellung:

Repräsentative Studien waren massgebend

Der Entscheid für die Nachfolge von Formaten wird bei SRF von einem breit abgestützten und divers besetzten Gremium gefällt. Eine wichtige Rolle im mehrstufigen Entwicklungsprozess für das Comedy-Angebot spielten neben der fachlichen Einschätzung von Redaktions-, Distributions- und Produktionsseite auch zwei von SRF in Auftrag gegebene, repräsentative Studien, bei denen an Comedy und Satire interessierten Personen in der Deutschschweiz befragt worden sind.

Dazu Laura Köppen, Abteilungsleiterin Audience von SRF und Mitglied im Diversity Board der SRG: «Der Sonntagabend ist das Schaufenster für unser Comedy-Programm. Es ist unser Ziel, auf diesem Sendeplatz möglichst viele Menschen anzusprechen. Dementsprechend ist die Bekanntheit der Persönlichkeiten ein relevantes Auswahlkriterium.»

«Zu keinem Zeitpunkt im Prozess gab es Vorgaben zum Geschlecht möglicher Hosts.»

Laura Köppen, Abteilungsleiterin Audience von SRF

Es habe jedoch keine Vorgaben zum Geschlecht der Hosts gegeben. Vielmehr habe SRF in den Studien beim potenziellen Publikum nachgefragt, welche Comediennes und Comedians sie sich am besten als Host am Sonntagabend vorstellen könnten. Dieser Umstand habe nichts mit der hohen Qualität und Anzahl an Comedyfrauen in der Schweiz zu tun, die Resultate würden jedoch bei der Entwicklung eine entscheidende Rolle spielen.

Zusätzliche Comedy-Sendeplätze werden geprüft

Reto Peritz, Leiter der Abteilung Unterhaltung, in der Comedy & Satire beheimatet ist, ergänzt: «Ob Frauen oder Männer, ob jüngere oder ältere, ob Menschen mit Migrationshintergrund oder ohne: In der Schweiz gibt es eine Vielzahl von tollen Künstlerinnen und Künstlern.»

«Es ist auf einem einzelnen Sendeplatz nicht möglich, die Comedy-Szene in ihrer ganzen Vielfalt sichtbar zu machen.»

Reto Peritz, Leiter Abteilung Unterhaltung

Deshalb habe SRF auch im Radio und Onlineangebot verschiedene Plattformen für Künstlerinnen und Künstler. Ausserdem werde seit einiger Zeit geprüft, ob es Möglichkeiten für zusätzliche Comedy-Sendeplätze im TV gebe. Dies würde das Abbilden der Comedy-Szene in all ihrer Diversität besser ermöglichen.

Über das gesamte Angebot in Radio, TV und Online hinweg gibt es bei SRF fast 20 Formate aus Comedy und Satire, in der ganz unterschiedliche Satirikerinnen und Comedians eine Plattform erhalten. Um die Vielfalt der Comedy-Szene auch auf dem publikumsträchtigen Sendeplatz am Sonntagabend auf SRF 1 besser abzubilden, prüft die Redaktion, inwiefern an den nicht von der regelmässigen Comedy-Sendung besetzten Sendetagen ab sofort mehr Diversität möglich ist. Auch sollen die Inhalte über die Online-Kanäle von SRF Comedy vielfältiger werden.

Laufender Austausch mit Comedy-Szene

Um der Szene gegenüber mehr Transparenz zu schaffen, hat die Comedy-Redaktion einen regelmässigen Austausch mit der Comedy-Szene angeregt, so Reto Peritz: «Ein solcher institutionalisierter Austausch würde es uns ermöglichen, die Szene und SRF besser zu verknüpfen und allfällige Anpassungen und Korrekturen vorzunehmen. Betreffend ausgeglichenem Geschlechterverhältnis in der Comedy/Satire-Redaktion wollen wir die Comedy-Szene künftig aktiv über offene Stellen informieren. Es gibt hier ein strukturelles Ungleichgewicht, da die Szene seit Jahrzehnten stark von Männern geprägt ist. Aktuell ist das Geschlechterverhältnis in dieser Redaktion nicht ausgewogen und dieses Ungleichgewicht müssen wir korrigieren.»

Insbesondere mit der Aktion «Chance 50:50» arbeitet SRF seit mehreren Jahren an mehr Sichtbarkeit von Frauen im gesamten Angebot. Als Diversity-Beauftragte begleitet Laura Köppen diesen Prozess intensiv, betont aber auch, dass Quotenvorgaben dabei keine Lösung seien: «Mit ‹Chance 50:50› können wir uns im Alltag selbst den Spiegel vorhalten, wie es um unsere Diversity-Bemühungen aussieht. Nicht überall sind wir schon an unserem Ziel angekommen. Das Projekt setzt einen Kulturwandel in Gang, der Zeit braucht.»

Fakt sei, so Köppen weiter, dass die Sendungen von SRF auch gesellschaftliche Strukturen abbilden würden. In der Comedyszene seien Frauen heute noch weniger bekannt als ihre männlichen Pendants. Dass in der Endauswahl für ein so wichtiges Format ausschliesslich Männer stünden, sei sicher auch nicht die eigene Wunschvorstellung. «Unser Ziel bleibt, die Vielfalt der Comedyszene perspektivisch auch am prominenten Sendeplatz am Sonntagabend sichtbar zu machen. Bis dahin werden wir auch unser Comedy-Angebot mit der Perspektive Diversität im Blick haben und alles daran setzen unser Ziel ‹50:50› zu erreichen.»


Text: SRF

Bild: SRF/Roberto Crevatin

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