Illustration zweier Personen mit einem Stoppschild in der Hand
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Stopp: Grenze!

Wir engagieren uns, treffen uns an Anlässen, setzen uns für den medialen Service public ein, debattieren, streiten, lachen und arbeiten zusammen. Selbstverständlich machen wir das respektvoll und so, dass wir die Integrität des Gegenübers nicht verletzen. Oder?

Die Grenzen der anderen sind unsichtbar, verschlungen und verlaufen ganz individuell. Unsere eigenen auch. Haben Sie sich schon mal gefragt, wie ihr eigener Grenzverlauf aussieht? Was ist für Sie im Austausch mit anderen in Ordnung, was geht Ihnen zu weit? Niemand kann diese Grenzen auf den ersten Blick erkennen, sogar um die eigenen zu finden, braucht es einen Moment.

Illustration einer Sprechblase: Wie sieht ihr eigener Grenzverlauf aus?

Wichtig ist, sich im eigenen Handeln bewusst zu sein, dass es da unsichtbare Stoppschilder gibt. Wie im Strassenverkehr ist es auch da angebracht: erst einmal anhalten, sich einen Überblick verschaffen und dann weiterschauen. Der Verwaltungsrat der SRG SSR hat im Zuge der Belästigungsaffäre vor einem Jahr Massnahmen beschlossen, um ein sicheres, respektvolles und integres Arbeitsklima zu gewährleisten. Das gilt bis jetzt für alle, die in einem Arbeitsverhältnis zur SRG stehen.

Im nächsten Schritt geht es darum, die Themen rund um Integrität und Belästigung sinnvoll in die Vereinsarbeit zu integrieren. Der Regionalvorstand der SRG.D hat im Juni den Beschluss gefasst, die Sensibilisierung der Vereinsmitglieder im All gemeinen und der Gremienmitglieder im Besonderen anzugehen. Die Basis bildet die bereits in allen Regionen gültige «Charta der Zusammenarbeit in der SRG». Darüber hinaus wird die Thematik gezielt in den Gremien der SRG.D und der Mitgliedgesellschaften thematisiert. Denn leider ist es so, dass der gesunde Menschenverstand allein nicht immer ausreicht.

Illustration Sprechblase: Jeder Fall, in dem jemand verletzt oder belästigt wird, ist einer zu viel.

Er ist ein zu dehnbarer Begriff. Klar wäre es schön, wenn wir uns über Integrität und Belästigung keine Gedanken machen müssten, schliesslich sind wir alle erwachsen und wissen uns zu benehmen. Aber es geht auch um Verantwortung. Dieses bedeutungsschwangere Etwas, das so oft für so vieles herhalten muss. Aber in diesem Fall ist es nun mal so, dass wir für die Rahmenbedingungen, die wir den Mitgliedern und den Menschen, die sich engagieren, bieten, geradestehen müssen. Und zudem: Es wäre für uns als Organisation nicht zeitgemäss, wenn wir uns einfach zum pauschalen Wegschauen entschliessen würden. Wir laden zu Veranstaltungen, arbeiten zusammen, debattieren, freuen und ärgern uns gemeinsam und gegenseitig.

Was, wenn etwas vorfällt, das nicht in Ordnung ist? Wollen wir wirklich einfach abwarten, bis es so weit ist? Und wenn etwas passiert – was machen wir dann? Jeder Fall, in dem jemand verletzt, geschädigt oder belästigt wird, ist einer zu viel. Wenn wir uns dem Thema annehmen, heisst das nicht, dass jetzt alle zu Hellseherinnen oder superkompetenten Beamten werden müssen, die sofort bei jedem Gegenüber Grenzen und unsichtbare Stoppschilder erkennen. Sich mit der Thematik zu befassen, ist schon ein wichtiger, guter Anfang.

Die zentralen Punkte der Charta der Zusammenarbeit in der SRG:

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  • Respektvoll handeln: Indem ich Grenzen respektiere und eigene Grenzen setze.
  • Verantwortung übernehmen: Indem ich mutig handle, Verantwortung für mein Handeln und mein Verhalten übernehme und mein Wirken im Hinblick auf den gemeinsamen Erfolg ausrichte.
  • Eine gesunde Dialog- und Feedbackkultur fördern: Indem ich mich andern gegenüber wohlwollend und konstruktiv ausdrücke und Rückmeldungen offen entgegennehme, damit wir uns alle verbessern können.
  • Ein vertrauensvolles Klima pflegen: Indem ich anderen die Sicherheit gebe, auch kritische Erfahrungen und Angelegenheiten angstfrei anzusprechen.
  • Diversität und Inklusion fördern: Indem ich Unterschiede zulasse und niemanden diskriminiere.
  • Konstruktiv handeln: Indem ich zuhöre, hinschaue, lösungsorientiert und angemessen handle.
  • Stetig lernen: Indem ich Neues ausprobiere, aus Erfahrungen lerne, mein Denken und Handeln hinterfrage und offen bin, von anderen zu lernen und mein Wissen zu teilen.
  • Ressourcen verantwortungsvoll einsetzen: Indem ich mit meinen eigenen Ressourcen sowie denen der anderen und des Vereins wirtschaftlich und nachhaltig umgehe zum Wohl der Gesellschaft und der Umwelt.
  • Regeln einhalten: Indem ich Reglemente und Vorschriften einhalte und deren Einhaltung einfordere.

Text: SRG.D/Annina Keller

Bild: Illustration Stephan Lütolf

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