Foto: iPhone mit SRF News App auf dem Bildschirm
SRG Deutschschweiz News

Der Weg einer Story im Newsroom

Wie gelangt eine Story in die «Tagesschau», auf die SRF-News-App oder auf die Social-Media-Kanäle? Die SRG Deutschschweiz hat diese Frage einer Planerin und einem Planer aus dem Newsroom gestellt. Wichtige Entscheidungen werden schon früh getroffen.

Am Morgen um 9.10 Uhr im Newsroom, der Chef vom Dienst (CvD) fragt: Wer macht heute welchen Aufmacher? Am Tisch sitzen die Inland-Redaktor:innen des Newsrooms und machen Brainstorming. Was bewegt die Schweiz heute? Welches ist die wichtigste Geschichte des Tages, welche Story bringt die besten Bilder, die interessantesten Aussagen? Recherche-Aufträge gehen raus, die Reporterinnen und Reporter machen sich an die Arbeit.

«Nicht alles aber entsteht aus dem Moment, aus der Aktualität», erklärt CvD Stefan Reinhart. «Planbare Ereignisse werden schon an den Tagen davor vorbereitet.» Zum Beispiel, wenn die SBB eine Pressekonferenz zum neuen Fahrplan ankündigen – oder ein wichtiger Staatsbesuch ansteht.

Wer entscheidet, worüber berichtet wird?

Erste Themen-Entscheidungen treffen die Fachredaktionen: Inland, Ausland, Wirtschaft und Bundeshaus. Neben der Themenwahl stellen sich die Fragen: Wer deckt das Ereignis ab? Braucht es die Hilfe von Korrespondent:innen im In- und Ausland?

Und natürlich: Auf welchem Kanal kann die Story am besten erzählt werden? Ist es etwas Hintergründiges, das zu «10 vor 10» passt? Oder ist online der richtige Kanal? Oder die «Tagesschau»? Oder eine Kombination davon? Auch Wirtschafts-Planerin Manuela Siegert stellt sich die Fragen jeden Tag. «Zur Vorbereitung scanne ich wichtige Wirtschaftsportale, Nachrichtenagenturen oder Medieneinladungen», sagt sie. «Welche Themen interessieren uns? Wo können wir welches Publikum auf welchem Kanal am besten bedienen?»

Um alle Menschen in der Schweiz mit interessanten Themen zu bedienen, also den «Tagesschau»-Zuschauer genauso wie die Online-Userin, braucht es gute Absprachen. Im Newsroom von SRF arbeiten deshalb alle nahe beieinander. Diese Nähe vereinfacht den Austausch, auch zu den Kolleg:innen bei Radio SRF 4 News. «Es gibt keine Sendungsredaktionen im herkömmlichen Sinne mehr – es gibt nur noch den Newsroom. Das ist effizienter und journalistisch wirkungsvoller», sagt Stefan Reinhart. «Wir haben das Ganze im Blick, um jeden Tag für jeden Kanal das bestmögliche Resultat abzuliefern.»

Zusammengeführt werden Aktualität und geplante Themen an der grossen Tagessitzung um 9.35 Uhr. Neben den Planer:innen der Fachredaktionen und dem oder der CvD sitzen nun auch die Produzent:innen der verschiedenen Kanäle am Tisch. Jetzt wird entschieden, was für welchen Kanal produziert werden soll. «Wird man sich nicht einig, entscheidet der oder die CvD», so Manuela Siegert. Ab jetzt übernehmen die Produzent:innen den Lead, besprechen mit den Redaktor:innen die Details und Stossrichtungen der Beiträge. Denn inhaltlich sind sie für die Kanäle verantwortlich.

Themenplanung in einer Morgensitzung mit Planerinnen, Produzenten sowie dem CvD

Die Themen stehen fest, die Produktion der Beiträge beginnt

Gegen 10 Uhr wissen gemäss Stefan Reinhart alle im Newsroom, was zu tun ist. Die Redaktor:innen beginnen mit der Recherche. Es wird telefoniert, organisiert, nachgedacht, konzipiert. Die Drehtermine werden vereinbart. Während Inhalte auf Social Media und online möglichst schnell publiziert werden, dauert der Dreh eines TV-Beitrags etwas länger. Die Redaktor:innen sind unterwegs.

«Ein guter Tag ist, wenn gegen Mittag alle ausgeflogen oder schon daran sind, Online-Texte zu schreiben oder Social-Videos zu schneiden.»

Stefan Reinhart, Chef vom Dienst

Erst am späten Nachmittag kehren sie in den Newsroom zurück, beginnen mit Texten, sichten Material, hören ein Interview, das ein Kollege zugeliefert hat. Nicht alle Drehtermine sind mit dem Team aus Zürich zu schaffen – wenn die Expertin für den Beitrag zum Beispiel an der Uni Lausanne oder Lugano lehrt, macht ein Korrespondent oder eine Korrespondentin das Interview für den Beitrag, der in Zürich fertiggestellt wird. «Zulieferungen» werden diese Interviews genannt – sie machen den Newsroom schneller und effizienter.

Im Schnitt beginnt dann die eigentliche Arbeit am Beitrag. Editor und Journalistin arbeiten eng zusammen, fügen Bild und Text zu einem Ganzen. Danach kommt der Produzent oder die Produzentin zur «Abnahme». Die Sendungsverantwortlichen prüfen, ob der Bericht faktisch richtig ist, ob er ausgewogen und so gestaltet ist, damit sich der Zuschauer, die Zuschauerin ein eigenes Bild machen kann.

Den ganzen Tag über sind die Produzent:innen und der oder die CvD an den News. Was ergibt sich noch? Ist etwas passiert, worüber unbedingt berichtet werden muss? Ist es nötig, die ganze Sendung umzustellen, neue Schwerpunkte zu setzen? Auf welche Story muss verzichtet werden, um das Aktuellere abbilden zu können? Und wer wechselt von einer Story zur nächsten?

Am Ende des Tages werden die fertigen TV-Beiträge gesendet, die Moderator:innen haben ihre «Anmoderationen» dazu geschrieben, der «K-Dienst» (Korrekturdienst) hat nochmals gecheckt, ob alles stimmt, alle Namen in den Einblendungen richtig geschrieben sind. Die Online- und Social-Redaktor:innen haben ihre Artikel aktualisiert und ergänzt – oder schon längst wieder ein neues Thema in Angriff genommen.

Und die Planerinnen und Planer wie Manuela Siegert haben sich überlegt, ob das Thema am nächsten Tag «nachgezogen» werden kann, ob sich neue Aspekte für eine weitere Berichterstattung ergeben haben.


Text: SRG.D/Alina Ebner

Bild: SRG.D/Alina Ebner

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