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Schlammschlacht versus journalistische Ethik

«Der amerikanische Wahlkampf ist vorüber – ‹Gott sei Dank!›, mag manch staunender Europäer angesichts nicht endender Schlammschlachten und geschmackloser Tiefschläge denken. Hat vielleicht die Berichterstattung über diesen, von vielen als den ‹schmutzigsten Wahlkampf aller Zeiten› bezeichneten ­Abstimmungskampf auch die journalistischen Profis der SRG wohl manches Mal auf eine harte Probe gestellt?

Sachgerechte und vielfältige Information, vor allem tagesaktuelle Nachrichtensendungen im Fernsehen, spielen für die Vermittlung des aktuellen Geschehens an die Bürgerinnen und Bürger von demokratischen Gesellschaften eine hervorragende Rolle. In ihrer Arbeit geht es den Beschäftigten der SRG um Professionalität und Qualität. Wie wohltuend! Aber was ist journalistische Qualität? Ist es alles das, was dem Publikum gefällt oder es unterhält? Nicht nur – denn sicherlich hatte auch der amerikanische Wahlkampf einen gewissen Unterhaltungswert. Die SRG definiert ihren Anspruch als Unternehmen mit öffentlichem Auftrag allerdings ganz eindeutig anhand folgender Kriterien: Glaubwürdigkeit, Verantwortungsbewusstsein, Relevanz und journalistische Qualität.

Die Programmschaffenden sollten sich stets ihrer Macht und des verantwortungsvollen Umgangs mit ihr bewusst sein. Schliesslich sind im Programmauftrag der SRG als Service-public-Unternehmen wesentliche Ziele wie die Förderung des Zusammenhalts innerhalb der Schweiz oder die ­Förderung der freien Meinungsbildung formuliert. Das möglichst objektive Informiertsein ist somit ein konstitutives Merkmal eines Bürgers in einer Demokratie. Nur so kann er am politischen Entscheidungs- und Willensbildungsprozess teilhaben. Dies gilt umso mehr in einem Land mit direkter Demokratie wie der Schweiz, in dem es den Bürgern möglich ist, das politische Geschehen noch unmittelbarer mitzugestalten.

«Das möglichst objektive Informiertsein ist ein konstitutives Merkmal eines Bürgers in einer Demokratie. Nur so kann er am politischen Entscheidungs- und Willensbildungsprozess teilhaben.»

Die Welt der Massenmedien wird immer komplexer und vielfältiger, zunehmend fällt es dem Nutzer schwer, zuverlässige und relevante Nachrichten von ungefilterten und unkontrollierten Informationen zu unterscheiden. Auch im Hinblick auf die Auswahl der präsentierten Nachrichten muss ich den Journalisten vertrauen (können). Dankbar bin ich den SRG-Beschäftigten für die Berücksichtigung eines journalistischen Ethikcodes bei ­ihrer Arbeit, der den respektvollen und fairen Umgang mit Mitarbeitenden und anderen Anspruchsgruppen verlangt, bewährte Regeln des Anstands einfordert und bezüglich der journalis­tischen Arbeitsweise Integrität als Ziel vorgibt.

Ob diese ehrenhaften Absichten immer eingehalten werden? Auch Journalisten sind Menschen – und Menschen machen Fehler. Oder auch: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser! Wie stellt die SRG nun die Qualität ihrer Beiträge sicher? Hier treten vier Akteure auf den Plan: die SRG selbst, die ihr Programm anhand regelmässiger Qualitätskontrollen analysiert, die Publikumsräte, das Bundesamt für Kommunikation als Aufsichtsbehörde und letztendlich natürlich das Publikum selbst, das bei der Ombudsstelle oder bei der Unabhängigen Beschwerdeinstanz intervenieren kann, wenn es Kritik am Programm äussern möchte.

Ich für meinen Teil fühle mich als Bürgerin ­eines demokratischen Landes mit dem Recht auf freie Meinungsbildung von den Programmverantwortlichen der SRG sehr ernst genommen. Dafür einmal ein ­dickes Dankeschön!»

Text: Petra Sewing Mestre

Bild: zVg.

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