
SRF berichtete ausgewogen über Freikirchen
Gegen den SRF-Online-Artikel «Vom Glauben abfallen: Es war für mich tragisch zu gehen» vom 11. Februar 2018 gingen zwei Beanstandungen ein, die SRF tendenziöse Berichterstattung gegenüber Freikirchen vorwarfen. Ombudsmann Roger Blum sieht dafür keine Belege.
Die Beanstander führten an, dass in der SRF-Berichterstattung eine «subjektive, tendenziöse Feindlichkeit gegenüber evangelischen Freikirchen» zum Ausdruck komme. Freikirchen würden sehr oft nur negativ bewertet und die grosse gesellschaftliche Arbeit, die von Mitgliedern im sozialen Bereich geleistet wird, würde nicht wahrgenommen. Dasselbe gelte für die Diskriminierung, Verfolgung und Tötung von Freikirchenmitgliedern, die medial bei SRF nicht oder kaum stattfänden. Am konkreten Beispiel wird vor allem eine einseitige Berichterstattung bemängelt. Es hätte beispielsweise betont werden müssen, dass die negativen Erfahrungen David Bopps eine Ausnahme seien.
Sekte oder Freikirche
Unmittelbar nach den Schilderungen des ehemaligen ICF-Mitglieds David Bopp kam in der Sendung ein ehemaliger Zeuge Jehovas zu Wort. Hier stellten beide Beanstander vor allem eine fehlende Abgrenzung zwischen Sekte und Freikirche fest.
Damian Schnyder verfasste die Stellungnahme der zuständigen Redaktion, in diesem Fall Kultur online. Schnyder bestätigt, dass die beiden Erlebnisberichte direkt aufeinander folgen. Er betont jedoch, dass begrifflich eine klare Trennung gemacht worden ist – die Zeugen Jehovas werden im Bericht nicht als Freikirche bezeichnet. Ausserdem unterscheidet der anschliessend zu Wort kommende Experte klar zwischen Sekten und Freikirchen. Weiter belegt Schnyder detailliert, wie divers und breit die Berichterstattung von SRF zum Thema Freikirchen ist. Auch Ombudsmann Roger Blum findet keine Belege für den Vorwurf der einseitigen und tendenziösen Berichterstattung, weshalb er die Beanstandungen nicht unterstützt.
«Gewisses Verständnis»
Einzig für das ungute Gefühl des einen Beanstanders im Zusammenhang mit der Unterscheidung zwischen Sekte und Freikirche hat Blum Verständnis. Die Unterschiede hätten in der Sendung grundsätzlich deutlicher herausgearbeitet werden können. Die Problematik dieser begrifflichen Unterscheidung ist aber auch, dass sich keine Glaubensgemeinschaft je selbst als Sekte bezeichnet hat. Die Eigenzuschreibung lautet immer «Kirche». Der Begriff «Sekte» ist eine negativ konnotierte Fremdzuschreibung. Blum fügt drei Unterscheidungsmerkmale an:
- Freikirchen üben nach Max Weber eine «inklusive Form der Religion» aus, Sekten «eine exklusive». Sekten schließen sich ab, machen ihre Mitglieder – auch finanziell - abhängig, werden autoritär geleitet.
- Sekten gibt es nicht nur im religiösen Bereich, sondern auch im esoterischen oder politischen. Und religiöse Sekten sind nicht zwingend evangelische; es gibt auch katholische, muslimische, jüdische.
- Sekten haben oft deutlich mehr Anhänger als Freikirchen.
Schlussbericht Ombudsstelle 5364
Schlussbericht Ombudsstelle 5373
Zum SRF-Online-Text: «Vom Glauben abfallen: Es war für mich tragisch zu gehen» vom 11. Februar 2018
Text: SRG.D/lh
Bild: istock
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