Wahlkampf in Ungarn: Ministerpräsident Viktor Orban steht am Rednerpult, im Hintergrund zahlreiche aufgestellte Ungarn-Fahnen
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Ombudsmann stellt sich hinter Sendung «International»

«Der West-Ostkonflikt in der EU – ein Graben in den Köpfen» lautet der Titel der Radiosendung «International» vom 19. Mai 2018. Ein Radiohörer beanstandet die Sendung als nicht sachgerecht. Er ist mit der Darstellung Ungarns und besonders dessen Ministerpräsidenten Viktor Orbán unzufrieden. Zudem habe der Beitrag das Publikum über die Gründe der Feindschaft zwischen Orbán und George Soros im Dunkeln gelassen. Ombudsmann Roger Blum kann die Kritik nicht teilen.

Ziel der Sendung war, den Blick des Westens auf den Osten näher zu untersuchen und zu hinterfragen, schreibt Patrik Wülser, Leiter Auslandredaktion bei Radio SRF, in seiner schriftlichen Stellungnahme. Anhand der Themen- und Konfliktfelder ‹Flüchtlingskrise›, ‹Wirtschaft› und ‹Rechtsstaatlichkeit› zeige der Autor Oliver Washington, dass der Westen guten Grund habe, sich selber kritisch zu hinterfragen, wenn er Entwicklungen in den östlichen EU-Staaten kritisiere.

Wülser kann die Vorwürfe, der Beitrag sei einseitig und unsachgerecht, nicht nachvollziehen: «Es ist aus unserer Sicht das Verdienst der Sendung, das übliche ‹Ost-West-Narrativ› einmal umzukehren und damit den Blick zu schärfen für die Befindlichkeit des Ostens.» Weiter gibt Wülser zu bedenken, dass die einzelnen Themenfelder je eine eigene Sendung füllen könnten. Es sei im konkreten Beitrag jedoch nicht darum gegangen, diese Themen zu vertiefen, sondern exemplarisch die verschiedenen Facetten der Ost-West-Debatte aufzuzeigen.

«Es ist aus unserer Sicht das Verdienst der Sendung, das übliche ‹Ost-West-Narrativ› einmal umzukehren und damit den Blick zu schärfen für die Befindlichkeit des Ostens.» Patrik Wülser, Leiter Auslandredaktion Radio SRF

Nicht nachvollziehbar ist für Wülser ebenso die Kritik, der Beitrag würde Viktor Orbán bewusst in ein schlechtes Licht rücken. Die Aussagen von Zsolt Enyedi von der Central European University in Budapest seien nicht neu und auch keine unbelegten Behauptungen. So sei die erwähnte Liste «Feinde der Nation» eine Tatsache, die in anderen SRF-Sendungen bereits mehrfach thematisiert worden sei.

Grundfragen wurden beantwortet

Ombudsmann Roger Blum bezeichnet die monierte Sendung als verdienstvoll. Denn Autor Oliver Washington habe anhand von handfesten Beispielen ausgeleuchtet, warum die Osteuropäer sich von den Westeuropäern diskriminiert fühlten. Es werde deutlich, dass die westlichen Länder und die EU-Zentrale in Brüssel auf die Sensibilitäten in den östlichen Ländern mehr Rücksicht nehmen müssen, findet Blum.

Eine halbstündige Sendung könne nicht jeden Aspekt behandeln, räumt Blum ein. Doch die Grundfragestellung habe eine Antwort erhalten. Dazu habe sich das Publikum frei eine eigene Meinung bilden können. Der Ombudsmann kann die Beanstandung nicht unterstützen.


Schlussbericht Ombudsstelle 5477

Sendung «International» vom 19. Mai 2018


Text: SRG.D/dl

Bild: Ungarn und Ministerpräsident Viktor Orbán sind nach Ansicht des Ombudsmannes in der Radiosendung «International» vom 19.5.2018 nicht zu negativ dargestellt worden. REUTERS/Bernadett Szabo.

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