Die Illustration zeigt ein Filmplakat des James-Bond-Films "Live and let die". Im Vordergrund steht Roger Moore als James Bond, eine Pistole auf die Betrachtenden gerichtet. Dahinter gruppieren sich 4 Männer (people of colour), hinter James Bond, an seine Schulter gelehnt, steht James-Bond-Girl Jane Seymour als Solitaire. Einer der Männer hält sie mit einer Metallhakenhand (Handprothese) an der Schulter fest.
SRG Deutschschweiz Ombudsstelle

Soll SRF alte James-Bond-Filme heute noch zeigen?

Mit der Frage, ob alte James-Bond-Filme nicht besser in die Mottenkiste gehören, hatten sich die Ombudsleute zu befassen. Ein Beanstander kritisiert die Ausstrahlung des 50-jährigen James-Bond-Films «Leben und sterben lassen» («Live and let die») auf SRF 1 während der Sommerferien. Der Film verstärke rassistische und sexistische Stereotype. Die Ombudsleute können die Sicht des Beanstanders nachvollziehen, unterstützen die Beanstandung jedoch nicht.

Der Film porträtiere afroamerikanische Charaktere und die karibische Kultur in einer Weise, die schädliche Klischees aus der damaligen Zeit weiterverbreite, findet der Beanstander. Zudem würden Frauen objektiviert und sexuelle Übergriffe bagatellisiert. Der Film untergrabe die Werte, die man von einem Service-public-Medienhaus erwarte. Der Beanstander ist der Ansicht, dass Inhalte, welche im Schweizer Fernsehen gezeigt werden, den zeitgenössischen gesellschaftlichen Standards entsprechen sollten.

Veraltet und stereotyp

In der Einschätzung des beanstandeten James-Bond-Films sind sich Beanstander, Redaktion und Ombudsleute einig: Der Film wird den heutigen Ansprüchen nicht mehr gerecht und zeigt ein veraltetes Bild von anderen Kulturen, People of colour und von Geschlechterrollen. Uneinig ist man sich darin, ob man solche Filme heute noch zeigen darf oder nicht.

Beitrag zur gesellschaftlichen Debatte

Die zuständige Redaktion versichert, man sei sich der Verantwortung bewusst und verfolge aufmerksam die Diskussionen, welche über Rassismus, Klassismus und Sexismus in historischen Spielfilmen geführt würden. Das heisse aber nicht, dass SRF ältere Filme – besonders solche, die vor 2000 entstanden seien – nicht mehr zeige. Man möchte einerseits dem Spielfilm-Geschmack eines älteren Publikums gerecht werden, anderseits seien ältere Filme auch Dokumente, die eine historische Stufe der gesellschaftlichen Debatte abbildeten. Mit der Gegenüberstellung von älteren und neuen Filmen könne eine kritische Auseinandersetzung in Gang gebracht werden. So etwa der Vergleich der «Sissi»-Filme von 1955 mit Romy Schneider mit dem aktuellen feministischen «Sisi»-Film «Corsage» oder der beanstandete James-Bond-Film mit dem «wokeren» James Bond «No Time to Die» von 2021. Das Wegschliessen der alten Filme trage nichts zu einem generationenübergreifenden Diskurs bei, ist SRF überzeugt. Doch überlege man sich, solche Filme künftig vermehrt mit Disclaimern und Triggerwarnungen zu versehen.

Ausserdem zeige man wöchentlich auf «Delikatessen» oder unter «Filmszene Schweiz» unterschiedlichste Filme und Serien, die ein kleines und treues Arthouse-Publikum ansprächen. Diese Produktionen würden – wie vom Beanstander gewünscht – die «Vielfalt und kulturelle Sensibilität der modernen Welt» widerspiegeln.

Ein Lehrstück für die Jungen

Auch die Ombudsleute sprechen sich dafür aus, die alten Filme weiterhin zu zeigen. Würde man sie wegschliessen, müsste man ebenso haufenweise Kunstwerke aus öffentlichen Museen entfernen oder dürfte viele Literaturklassiker nicht mehr in Schulen behandeln.

Wenn man das in der heutigen Zeit überholte Gesellschaftsbild verschweige bzw. nicht mehr zeige, verweigere man sich der auch für die Jungen notwendigen Debatte über ein verändertes Weltbild und Rollenverständnis, so die Ombudsleute.

Schlussbericht Ombudsstelle Nr. 9428


Text: SRG.D/dl

Bild: SRG.D/Illustration Cleverclip

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